Liederabend Lena Belkina in Wien: Was für eine Herzens- und Seelenhingabe mit Baby im Bauch

Lena Belkina, Mezzosopran, Pantelis Polychronidis, Klavier, Liederabend  Bank Austria Salon, Altes Rathaus, Wien, 7. November 2019

Foto ©  Misha Blank
Bank Austria Salon, Altes Rathaus, Wien, 7. November 2019
Lena Belkina, Mezzosopran, Liederabend
Pantelis Polychronidis (Klavier)

von Andreas Schmidt

Das Wunderbare liegt oft im Kleinen. Wien, Musikhauptstadt dieses Planeten, hatte auch an diesem Donnerstag so viel zu bieten: in der Wiener Staatsoper, im Theater an der Wien, in der Volksoper Wien, im Wiener Musikverein im Wiener Konzerthaus und und und.

Das Konzert mit der größten Leucht- und Strahlkraft aber ertönte an diesem Abend bei feinster Akustik im wunderschönen Bank Austria Salon an der Wipplinger Straße 6 – 8 im 1. Wiener Gemeindebezirk. Klassikkenner und –freunde erlebten einen unvergesslichen Abend voller Intimität und unbändiger Sangesfreude – mit einer der besten Mezzosopranistinnen dieser Tage: Lena Belkina.

Ihr feinfühliger und aufmerksamer Begleiter am Klavier: Dr. Pantelis Polychronidis, Senior Lecturer für Korrepetition im Bereich Musikdramatik an der Universität für Musik und darstellende Kunst (MDW) in Wien.

Ihr Programm: so vielfältig und schön wie die Sängerin selbst: Mozart, Rossini, Tschaikowski, Wagner, Mahler. Welche Sängerin hat heutzutage die Verve und den Mut, ein Repertoire dieser Band- und Stimmenbreite zu offerieren?

Ich habe Lena Belkina, sie wird am 27. November 32, schon öfter gehört – sie ist auch die aktuelle Carmen am Hessischen Staatstheater Wiesbaden. Die Kritiker sind voll des Lobes ob ihrer Sanges- und Spielfreude. Zu hören ist sie in der Titelrolle in diesem Jahr noch am 13. November, am 4. Dezember und am 6. Dezember.

Ihre Präsenz und Hingabe, die Vollkommenheit, das Mäandern zwischen zartesten, himmlisch gestützten Pianissimi und markerschütternden, prallen Fortissimi, die Präsenz in allen Lagen, ihre Herzens- und Seelenhingabe haben mich an diesem kleinen, feinen Abend sprachlos gemacht, haben mich lächeln lassen, haben mein Herz hüpfen lassen, haben mir Tränen in die Augen getrieben.

Spacibo, liebe Lena!

© Kseia Panchenko

Sie sind schon jetzt, Anfang 30, eine ganz Große in Ihrem Stimmfach. Da reichen Ihnen nicht viele das Wasser. Und ich bin ganz sicher, dass Ihre Stimme in fünf Jahren noch vollkommener, noch fraulich-mütterlicher, noch Erdamäßiger erklingen wird. Sie werden im April 2020 Mutter; der glückliche Vater wird Ihr sympathischer Ehemann, der Wiener Rechtsanwalt Dr. Georges Leser. Spitzensängerinnen mit Kindern werden gemeinhin immer noch besser, siehe Elina Garanca (Mezzo), siehe Anna Netrebko (Sopran), deren Stimme mittlerweile schon so abgedunkelt ist wie ein Mezzo.

In ca. sieben Jahren, liebe Lena Belkina, könnten Sie sicher mit Wagner bei den Bayreuther Festspielen anfangen.

Oft dachte ich an diesem Abend: Wie glücklich und seelenfroh muss dieses kleine Baby in Lena Belkinas Bauch sein, wenn es seine Mama mit so viel „passion and devotion“ singen hört.

Den meisten Gänse- und Herzschlagfaktor hatten an diesem an Höhepunkten reichen Abend „Ecco il punto … Non piu di fiori“ (Mozart Arie der Vitellia aus „Clemenza di Tito“; „Warum?“ von Peter Iljitsch Tschaikowski und zu guter letzt „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ aus den Rückert-Liedern von Gustav Mahler. Am „besten“ ist Lena Belkina wohl, wenn sie – wie Anna Netrebko – in ihrer Muttersprache singt. Da sind Herz, Seele und Stimme vollkommen eines.

Auch andere klassik-begeistert-Autoren war in der letzten Zeit begeistert von Lena Belkina: Herbert Hiess schrieb zur „Jungfrau von Orleans“ im Theater an der Wien: „Und auch Frau Belkina machte das mit ihrem Spiel als Johanna in dieser großartigen Regie sehr glaubhaft. Sie besitzt eine wunderschöne und eine sehr tragfähige Stimme, die sie auch sehr mit Emotionen füllen kann. Und nicht zuletzt bezaubert sie mit ihrem berührenden Spiel. Sie war sowohl als junges, widerspenstiges Mädchen als auch als Heroine im Stahlkorsett mehr als glaubhaft.

Eigentlich verwunderlich, dass sie als Mezzo geführt wird – ihre Stimme hat weit mehr Sopran-Charakter als bei vielen ihrer Kolleginnen.“

Jürgen Pathy schrieb zur gleichen Aufführung: „In der Titelpartie zeigt die Mezzosopranistin Lena Belkina, 31, dass ihr die Darstellung freiheitsliebender Frauen, die musikalisch herausfordernd und ständig auf der Bühne sind, wie auf den Leib geschneidert ist. Bereits 2017 und 2018 konnte die junge Lady, die auf der Krim aufgewachsen ist, bei den Bregenzer Festspielen in der Titelpartie der „Carmen“ reüssieren.

Lena Belkina als Johanna in „Die Jungfrau von Orleans“ im TAW, © Werner Kmetitsch

Als Jeanne d’Arc spielt sie in der Inszenierung der niederländischen Regisseurin Lotte de Beer, 35,  keine archetypische Powerfrau, die nur furchtlos von Kampf zu Kampf zieht. Hier wird ein differenziertes Bild eines jungen Mädchens gezeigt, das von Visionen verfolgt, hin- und hergerissen zwischen den Welten wandelt. Zwischen einem Kinderzimmer der heutigen Zeit und blutigen Schlachtfeldern des Hundertjährigen Kriegs (1337 – 1453). Zwischen ihrem göttlichen Treuegelöbnis und der sexuellen Versuchung, der sie letztendlich nicht widerstehen kann.

Eine kräfteraubende Wandlung, die Lena Belkina äußerst beeindruckend umzusetzen vermag. Von unschuldig lyrisch zu Beginn bis hin zu verzweifelt dramatisch am Ende gestaltet sie eine packende Irrfahrt eines aufmüpfigen Teenagers, der letztendlich am Scheiterhaufen landet. Verraten vom Vater, Spielball der Kirche und im Stich gelassen vom König.“

Und Gabriel Pech schrieb zu Lena Belkinas Titelrolle in der gleichnamigen Händel-Oper „Teseo“ (Theater an der Wien): „Im Duett mit Lena Belkina, der Hosenrolle Teseo, harmonieren die beiden perfekt. Auch Belkina besitzt die notwendige Leichtigkeit. Für die Darstellung des Prinzen kommt ihr der schlanke, wunderbare Mezzosopran sehr zu Gute. Auf der Premierenfeier war sie der Blickfang in einem Traum von rotem Kleid von Isabel Garcia und Diamantohrringen in Weißgold besetzt mit 5 Karat Brillanten sowie einem wunderschönen Diamantcollier in Weißgold besetzt mit 10,5 Karat Brillanten von Franz Fischmeister, Inhaber von Rozet & Fischmeister am Kohlmarkt 11 im 1. Bezirk in Wien. Fischmeister ist ein Meister seines Fachs: Bereits in der sechsten Generation kreiert der Goldschmiedemeister und Gemmologe exquisite Schmuckstücke in individuellem Design.“

© Lena Belkina

Die ukrainisch-österreichische Opernsängerin Lena Belkina, geboren in Taschkent (Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik) und aufgewachsen in Dzhankoi auf der Halbinsel Krim, ist unter anderem bekannt für ihre Verkörperung der Carmen bei den Bregenzer Festspielen 2017 und 2018. Sie sang in diesem Jahr auch großartig um den Titel des „BBC Cardiff Singer of the World“. Ihre tolle Performance kann bei YouTube bewundert werden.

Der internationale Gesangswettbewerb, der bereits seit 1983 alle zwei Jahre in Wales abgehalten wird, fand dieses Jahr von 15. bis 22. Juni 2019 mit 20 KandidatInnen statt. Die weltweit besten jungen SängerInnen klassischer Musik hatten dabei die Möglichkeit, ihr Können in der St. David’s Hall vor einem Live-, Radio-, sowie Fernsehpublikum unter Beweis zu stellen. Die TeilnehmerInnen wurden von dem renommierten Orchester der Welsh National Opera Orchestra sowie dem BBC National Orchestra of Wales begleitet.

Andreas Schmidt, 8. November 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert