Ballett Zürich, Messa da Requiem 2024 © Gregory Batardon
Das Opernhaus Zürich zeigte in einer Wiederaufnahme von Verdis Requiem seine gefeierte Zusammenarbeit mit dem Ballett Zürich – restlos ausverkaufte Vorstellung und Begeisterung im Publikum für dieses hochkarätige, vieldimensionale Ereignis.
Giuseppe Verdi, Messa da Requiem
Opernhaus Zürich und Ballett Zürich, 1. April 2024, Wiederaufnahme
Musikalische Leitung: Marco Armiliato
Choreographie und Inszenierung: Christian Spuck
Bühnenbild: Christian Schmidt
Künstlerische Mitarbeit Bühnenbild: Florian Schaaf
Kostüme: Emma Ryott
Sopran: Krassimira Stoyanova
Mezzo: Yulia Matochkina
Tenor: Stephen Costello
Bass: Alexander Vinogradov
Chor und Zusatzchor der Oper Zürich
Ballett Zürich
Philharmonia Zürich
von Dr. Charles E. Ritterband
Für Christian Spuck, den Regisseur und Choreographen dieser in jeder Hinsicht aussergewöhnlichen Zusammenarbeit zwischen Bühne, Ballett, Chor und Sängern/Sängerinnen ist Verdis Requiem eines der berührendsten musikalischen Werke überhaupt.
Mit 17 Jahren hatte er es zum ersten Mal in einer Aufnahme mit dem grossen Toscanini gehört und seither hat es ihn nicht mehr losgelassen.
Dieser Enthusiasmus ließ die Idee entstehen, Verdis epochales Werk choreographisch auf die Bühne zu bringen, wie Spuck in einem Gespräch vor acht Jahren ausführte. In Verdis Requiem gehe es um die großen existentiellen Fragen: Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Im Angesicht des Todes blickt der Mensch auf sich selbst.
Für Spuck wäre es ein Irrweg, mit diesem Werk choreographisch „Geschichten zu erzählen“. Jeder Versuch, Gesten mit narrativer Bedeutung aufzuladen gehe in die falsche Richtung – und münde sehr schnell in Kitsch. Der Weg zu einer szenischen Realisierung dieses so starken Werkes führe nur über die Abstraktikon. Deshalb hat Spuck 16 grosse Tableaus entwickelt, welche auf die Musik Verdis reagieren, ihr etwas Eigenes hinzufügen, szenische Kraft besitzen – und den Betrachter die Musik anders hören lassen.
Solche Überlegungen prägen diese herausragende Inszenierung und die Wirkung auf das Publikum ist spürbar: Die abstrakt gestaltete Bühne, die Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer in ihrer ausgeklügelten Dynamik, der phänomenale Chor und das hochmusikalisch und differenziert agierende Orchester Philharmonia Zürich unter der souveränen Stabführung von Marco Armiliato – dieses perfekte Zusammenspiel zwischen dem visuellen und dem musikalischen Erlebnis machte die unerreicht hohe Qualität dieser Auführung aus.
Die Besetzung der Solistinnen und Solisten führte zu einem stimmigen Zusammenspiel mit dem niemals dominierenden, stets unterstützenden Orchester und dem gewaltig aufbrausenden Chor.
Herausragend die Sopranistin Krassimira Stoyanova neben der Mezzo-Stimme der erstklassigen Yulia Matochkina. Von bemerkenswert edlem Schmelz der Tenor (Stephen Costello) neben dem sonoren Bass voll Wärme (Alexander Vinogradov).
Ein unvergesslicher Abend, der einmal mehr die Qualität von Weltniveau dieses kleinen, feinen Opernhauses am Zürichsee unter Beweis stellte.
Dr. Charles Ritterband, 17. April 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Giuseppe Verdi: Messa di Requiem Laeiszhalle, 18. November 2023
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