Die Münchner Opernfestspiele machen den Unterschied – bravo!

Münchner Opernfestspiele, Resümee  Bayerische Staatsoper und Prinzregententheater, 11. – 14. Juni 2024

Bayerische Staatsoper (Nationaltheater) / Prinzregententheater,
11. – 14. Juni 2024

Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch, Festspiel-Liederabend
Pjotr I. Tschaikowski, Pique Dame
Mieczysław Weinberg, Die Passagierin
Wolfgang Amadeus Mozart, Le nozze di Figaro
Claude Debussy, Pelléas et Mélisande

Foto: Bayerische Staatsoper – Nationaltheater © Wilfried Hösl

von Andreas Schmidt

Die Münchner Opernfestspiele sind auch in diesem Jahr „the place to be“ für Opernliebhaber aus ganz Europa. Wer richtig gute Opern mit packenden Inszenierungen, einem bärenstarken Orchester und energetischen Dirigenten… sowie vor allem: tollen Sängerinnen und Sängern, erleben möchte, kommt an einem Besuch in der Isar-Stadt nicht vorbei.

Damit kommen die beiden wichtigsten Opernfestspiele aus dem südlichsten deutschen Bundesland Bayern, wobei die Bayreuther mit ihren Richard-Wagner-Festspielen (Bayreuther Festspiele) sich ja primär als Oberfranken empfinden und nicht als Bayern.

Alle besuchten Opern erfüllten voll und ganz die kritischen Augen und Ohren von klassik-begeistert. Nur der Liederabend mit dem Tenor Jonas Kaufmann und dem grandiosen Pianisten Helmut Deutsch enttäuschte vollends, da der „Star-Tenor“ sich in einer sehr schlechten stimmlichen Verfassung präsentierte und vor allem im hohen Register für unschöne Hörerlebnisse sorgte.

Auch die Abendzeitung aus München schrieb:

Jonas Kaufmann im Nationaltheater München: Der desolate Liederabend des Star-Tenors

Der Tenor aus München und Helmut Deutsch mit Robert Schumanns „Dichterliebe“ und Liedern von Franz Liszt im Nationaltheater München. Ein Auftritt, der nicht unbedingt gelungen war
https://klassik-begeistert.de/jonas-kaufmann-und-helmut-deutsch-liederabend-bayerische-staatsoper-muenchner-opernfestspiele-11-juli-2024/Zur Sensation indes geriet der Auftritt der norwegischen Sopranistin Lise Davidsen als Lisa in Piotr I. Tschaikowskis Oper „Pique Dame“. So viel Wohlklang, so zarte, perlende Pianobögen, so packende dramatische Stellen kann derzeit niemand besser singen als die 1,88 Meter große Sängerin. Alle Stimmen boten bei einer düsteren Inszenierung einen Gesamtabend der Note 1.https://klassik-begeistert.de/pjotr-i-tschaikowski-pique-dame-pikowaja-dama-lise-davidsen-bayerische-staatsoper-nationaltheater-12-juli-2024/Als Regie-Sensation ist die Inszenierung von „Die Passagierin“ (Mieczysław Weinberg, 1968) zu bezeichnen. So ein bedrückendes Thema, so phantastische Bilder – am Anfang die Außenkabinen eines Passagierschiffes von Europa nach Brasilien, eine ehemalige KZ-Aufseherin aus Auschwitz trifft auf ihre Gepeinigte bei der Überfahrt – so eine dynamische, packende Personenführung.Verantwortlich dafür ist Tobias Kratzer mit seinem Erstlingswerk für die Bayerische Staatsoper. Wie schön, dass dieser Mann mit der Base-Cap bald Intendant an der Staatsoper Hamburg wird und damit die lange, traurige Misere des Schweizers Georges Delnon ablöst. Auch hier boten alle Sänger formidable Leistungen in München, allen voran Sophie Koch als Lisa mit einer Weltklasseleistung im Gesang und im Spiel. Gesungen wurde auf Deutsch, Polnisch, Tschechisch und Jiddisch. Die Musik ist genial. Mozart und Schönberg grüßen.

„Le nozze di Figaro“ ist eine phantastische, göttliche Unterhaltung in schnellsten Nuancen, mit Keck und Biss, schnell, liebevoll, zärtlich, spöttisch und „to the point“. Die Inszenierung von Evgeny Titov spritzt nur so vor Grandesse und Unterhaltung – da sind alle Protagonisten nicht nur gesanglich, sondern auch darstellerisch bis in die Haarspitzen gefordert, das macht Spaß, das ist Klasse vor dem Euro-Endspiel Spanien gegen England an diesem Abend.

Auf meinen Programmheftnotizen waren ALLE Sängerinnen und Sänger eine glatte 1. Die vier besten waren: Mattia Olivieri (Bariton) als Conte di Almaviva; Diana Damrau (Bayerische Kammersängerin, Sopran) – genial ! – als Contessa di Almaviva; Louise Alder, geboren in London, Sopranistin,  als Susanna und Konstantin Krimmel, Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper, als als ebenso genialer Bariton-Figaro.

Andreas Schmidt, 17. Juli 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

claude-debussy-pelleas-et-melisande-bayerisches-staatsorchester-

hannu-lintu-dirigent-prinzregententheater-muenchen-14-juli-2024

Richard Wagner, Tristan und Isolde Deutsche Oper Berlin, 30. Juni 2024
La Fanciulla del West, Giacomo Puccini Bayerische Staatsoper, Nationaltheater München, 23. Oktober 2022

 

6 Gedanken zu „Münchner Opernfestspiele, Resümee
Bayerische Staatsoper und Prinzregententheater, 11. – 14. Juni 2024“

  1. Jetzt reichts aber, erst das „Vermögen“ von Jonas Kaufmann, jetzt die Körpergröße von Lise Davidsen.
    Was lockt Sie denn in die BSO, wenn Sie die Aufmerksamkeit auf solche Spekulationen und gesangsunabhängige Fakten lenken?
    Dass Sie kein Ohr für sensible Interpretation aufbringen, sondern das Schicki-Micki-Event suchen, ist jetzt wohl sattsam bewiesen.
    Die Opernfestspiele waren noch nie so „dünn“, einige wenige Angebote ragen heraus, wie die Liederabende (von Kaufmann über Schultz bis Orliński); im Opernbereich neben einer – unabhängig von der tollen Besetzung – schauerliche Tosca, ein schwer auszuhaltender Debussy (BR-Übertragung) und viele alte bis uralte aufgewärmte Produktionen… Ich fühle mich an die Salzburger Festspiele erinnert!!!

    Waltraud Becker

    1. Ach, Frau Becker,
      ich bin Journalist… und die Leute interessieren außergewöhnliche Größen (Lise Davidsen) und außergewöhnliche Einkommen (Jonas Kaufmann), das lesen Sie in Deutschland von Bild bis Der Spiegel und auch in der ZEIT. Herr Kaufmann hat das Vergnügen, jetzt als Doppelstaatler mit deklariertem Erstwohnsitz in Salzburg, Österreich, WENIGER Steuern zu zahlen als in Deutschland.

      Ich persönlich, liebe Frau Becker, gehe nur in die Oper wegen außergewöhnlicher Ohren- und Augenerlebnisse auf der BÜHNE.

      Ihr Liebling JK kann diese kaum noch bieten, c’est la vérité.

      Also, mal karo einfach: Vom Vermögen her müsste Jonas Kaufmann nicht mehr große Teile eines Auditoriums mit mediokren Darbietungen erschrecken.

      Mir haben die Münchner Opernfestspiele hervorragend gefallen, AUSSER Jonas Kaufmann.

      Was glauben Sie, wie lange wird er noch ein Tenor sein? Und was genau haben Sie denn in München gehört?

      Herzlich

      Andreas Schmidt

    1. Liebe Frau Evers,

      Sie wissen sicher, dass BR Klassik der „MEDIENPARTNER“ der Münchner Opernfestspiele ist. Die können, dürfen, sollen NIX Kritisches schreiben.

      Herzlich

      Andreas Schmidt

  2. Ach ja, und dann noch diese:
    https://operawire.com/munich-opera-festival-204-liederabend-featuring-jonas-kaufmann/

    Allein der letzte Absatz spricht für sich. Bei aller Kritik an der Stimme vorher, bleibt der Rezensent doch immer respektvoll!
    „Diejenigen von uns, die Kaufmanns aktive Präsenz auf der Bühne schätzen, konnten nicht anders, als sich zu fragen, wie oft wir noch das Privileg haben würden, im Publikum mit jemandem zu sein, der nicht nur sein Talent, sondern auch seine echte Liebe zu dem, was er tut, einbrachte. Auch wir werden durch sein Tun immer weiter bereichert.“
    AE

    1. Liebe Frau Evers,

      viele Menschen mit gesunden, guten Ohren werden durch Kaufmanns Tun – nicht – „immer weiter bereichert“.

      Herzlich

      Andreas Schmidt

      Liebe Frau Evers, ist das KI? Ist das schlecht übersetzt?

      „Diejenigen von uns, die Kaufmanns aktive Präsenz auf der Bühne schätzen, konnten nicht anders, als sich zu fragen, wie oft wir noch das Privileg haben würden, im Publikum mit jemandem zu sein, der nicht nur sein Talent, sondern auch seine echte Liebe zu dem, was er tut, einbrachte.“

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