Anna Netrebko und Yusif Eyvazov feiern Eheglück in concert

Netrebko und Eyvazov feiern Eheglück in concert  Salzburger Festspiele 2020

Foto: Yusif Eyvazov (Tenor), Anna Netrebko (Sopran), Mozarteumorchester Salzburg © SF / Marco Borrelli

Salzburg, Großes Festspielhaus
Arte-Livestream zeitversetzt, 27. August 2020

Arienabend mit Anna Netrebko und Yusif Eyvazov

Mozarteumorchester Salzburg
Mikhail Tatarnikov, Dirigent

von Peter Sommeregger

Die russische Operndiva mit Österreichischem Pass, Anna Netrebko, zieht es regelmäßig zurück zu den Salzburger Festspielen, hat sie doch in deren Rahmen im Jahr 2002 ihren internationalen Durchbruch erlebt. Inzwischen bringt sie zu ihren Auftritten zumeist auch ihren Tenor-Ehemann Yusif Eyvazov mit.

In diesem Jahr der reduzierten Events reicht es nur für einen Arienabend, der ausschließlich den Werken Tschaikowskys gewidmet ist. Das Programm ist ein wenig erwartbar, Überraschungen gibt es keine, ebenso wenig wie eine Zugabe. Aber das Publikun ist ja auch mehr für das „wie“, als für das „was“ gekommen.

© SF / Marco Borrelli

Nach der Ouvertüre zu „Pique Dame“ folgt das ein wenig zähe, schier endlose Duett Lisa-Hermann. Netrebko, in eine sommerliche, himmelblaue Abendrobe gekleidet, ist über die mädchenhafte Lisa längst hinausgewachsen, trifft aber immer noch den Kern dieser schwärmerischen Musik. Über die letzten Jahre hat ihr Ehemann Yusif Eyvazov viel an stimmlicher Kultiviertheit gewonnen, wie an überschüssigen Pfunden verloren. Optisch wie vokal muss er heute nicht mehr im Schatten seiner Ehefrau stehen, sicher und souverän bestreitet er seinen Teil des Programms.

Mit der wunderbaren Briefszene der Tatiana aus „Eugen Onegin“ schlüpft Netrebko erneut in die Rolle eines sehr jungen Mädchens. Ihre Stimme blüht förmlich auf, ihr cremiges Timbre und ihre große Phrasierungskunst machen diese Arie zum Höhepunkt des eher kurzen Abends. Zwar ist diese Tatiana viel eher eine reife Frau, als ein junges Mädchen, aber bei einem Vortrag dieser Qualitätsstufe wäre jede Einschränkung Beckmesserei. Hier ist eine Sängerin auf der Höhe ihrer Kunst. Völlig schlackenlos und perfekt kontrolliert scheint sie keinerlei technische Probleme zu kennen.

© SF / Marco Borrelli

Mit der Arie des Lenski aus der gleichen Oper, geradezu einem Wunschkonzert-Hit, kann Eyvazov endgültig das Publikum für sich gewinnen. Sicher, sein Timbre ist Geschmacksache, aber auch daran scheint er inzwischen gearbeitet zu haben. Er phrasiert sicher, textverständlich, und liefert ein glaubwürdiges Porträt des unglücklichen jungen Dichters.

Den Abend beschließt das große Duett aus der Oper „Iolantha“, hierzulande wenig bekannt. Hier ziehen die Eheleute noch einmal alle Register, es wird geschmachtet und ganz viel russische Seele ausgebreitet. Am Ende beider Duette berühren die zärtlichen Gesten, die das Paar austauscht und die eine große Innigkeit verraten.

© SF / Marco Borrelli

Wie bei solchen Konzerten üblich, lockern Orchesterstücke die Gesangsnummern auf. Der ebenfalls russische Dirigent Mikhail Tatarnikov entlockt dem Mozarteumorchester Salzburg erstaunlich authentisches russisches Flair. So geraten die „Pique Dame“-Ouvertüre und die Polonaise aus „Eugen Onegin“ zu weitaus Besserem als nur Programm-Füllern.

Ein begeistertes Publikum feiert die Sänger, die neben Tschaikowsky auch noch ihr persönliches Eheglück gekonnt zelebrierten.

Peter Sommeregger, 28. August 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Sommereggers Klassikwelt 47: Das Lied der hohen Gattenliebe

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