Die Menschheit applaudiert dem himmlischen und ur-wienerischen NEUJAHRSKONZERT 2025

Neujahrskonzert 2025, Wiener Philharmoniker, Riccardo Muti  Musikverein Wien, Goldener Saal, 1. Januar 2025

Riccardo Muti grüßt auch 2025 mit der symphonischen Handschrift seiner schwebenden Strauß-Walzer.

Musikverein Wien, Goldener Saal, 1. Januar / Jänner 2025

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker
© Dieter Nagl für die Wiener Philharmoniker

Werke von Johann Strauß (Vater), Josef Strauß, Johannes Strauß (Sohn), Eduard Strauß, Josef Hellmesberger d.J. und Constanze Geiger

Auch 2025 begeistern Riccardo  Muti und die Wiener Philharmoniker mit einem ur-wienerischen, musikalisch hochfeinen Musikmorgen zu Ehren der Strauß-Tradition. Die Neujahrskonzert-Debütantin Constanze Geiger hat einen Stammplatz auf dem Programm verdient. Die Kernbotschaft von der Donau in die Welt: Hoffnung, Freundschaft, Frieden! So kann das Jahr 2025 gerne weiter gehen!

von Johannes Karl Fischer

Nun ja, das Handyverbot wird nicht immer eingehalten – einige im Publikum ließen sich auch von der internationalen Fernsehpräsenz fototechnisch nicht einschüchtern. Vor dem Eingang grüßte ein sehr präsentes Sicherheitsaufgebot – eine etwas andere Musikvereins-Atmosphäre als bei Thielemanns Bruckner…

Im Saal wartet der ur-wienerische Walzermorgen! Der Beitrag dieses Konzerts zur österreichischen Jahreswirtschaftsleistung dürfte kaum unbedeutend ausfallen (nebenbei: die extremst raren Karten kosten zwischen 35 und 1200 Euro); dem zu Trotz ließen sich die Wiener Philharmoniker und ihr mit Innbrunst zaubernder Chefdirigent Riccardo Muti von keiner göttlichen Kraft jenseits der Musik ablenken! So fein, so liebevoll habe ich selbst dieses Orchester diese Musik noch nie stricheln hören. Die Geigenbögen schwebten über die schwungvollen Walzer in göttlicher Harmonie, die quietschige Es-Klarinette brachte genau die richtige Prise an österreichischer Volksmusik-Stimmung in den von den Wiener Stadtgärten prächtig geschmückten Goldenen Saal. Es lebe die heilige Musik!

© Dieter Nagl für die Wiener Philharmoniker

Schlager-Klassiker-Walzer mit symphonischem Schlagobers

Wie so oft gehörte insbesondere die erste Konzerthälfte zu den musikalischen Höhepunkten der laufenden Konzertsaison. Den Walzer-Klassiker „Dorfschwalben aus Österreich“ vom Pepi (Spitzname von Josef Strauß) möchte man sofort nachtanzen und selber spielen – auf meine erste Begegnung mit diesen zauberhaften wie schwungvollen Dorfmelodien folgte eine Überarbeitung des Klavierauszugs, da dieser meiner damaligen Meinung nach einige Harfenarpeggi nicht präzise genug übernahm und außerdem die Piccoloklänge in die falsche Oktave setzte.

Viel Wegweisen musste Riccardo Mutis Dirigat nicht, des spielen die Philharmoniker scho ganz von allein’. Dennoch trug auch sein siebtes Neujahrskonzert eine deutlich symphonische Handschrift, jedes noch so feinste Detail arbeitete er mit viel Liebe aus der Partitur heraus. Auch im den Vormittag eröffnenden „Freiheits-Marsch“ durfte ein Mini-Rubato hier und da nicht fehlen, Mitmarschieren war Gott sei Dank gestern. Der Lagunenwalzer schwebte sanft über die musikalischen Wellen des Venezianischen Vorbilds.

© Dieter Nagl für die Wiener Philharmoniker

Nach der Pause ging’s im Beisein des österreichischen Bundespräsidenten Dr. Alexander Van der Bellen (wird am 18. Jänner 81 Jahre alt, parteilos, bis 2016 Die Grünen), seiner zweiten Gattin Doris Schmidauer, 61, dem österreichischen Bundeskanzler Karl Nehammer, 52, ÖVP, und seiner Gattin Katharina, 42, dann mit den etwas gängigeren Werken weiter. Im Musikverein nichts Neues. Da wird man vielleicht die eine oder andere Melodie mitsummen können, von dem „Accelerationen“-Walzer gibts was weiß-ich-wie-viele Referenzaufnahmen. Herr Muti ließ sich hiervon nicht beeindrucken und setzte jede Phrase mit viel Liebe zur Musik in die Luft, mühelos ließ er den Saal im siebten Walzer-Himmel schweben!

Gelungene Neujahrskonzert-Premiere der Debütantin

Viel Aufmerksamkeit galt freilich auch der Neujahrskonzert-Debütantin Constanze Geiger mit ihrem „Ferdinandus-Walzer“. Was war das bitte für ein berauschendes, mitschwingendes Neujahrskonzert-Debüt! Frau Geiger malt mit bunten Klangfarben und zauberhaften Melodien. Schon in der rauschenden, von Riccardo Muti bei der Neujahrskonzert-Pressekonferenz gepriesenen Einleitung spürte man eine neue, intensiv brennende Liebe dieser Klänge. Rein musikalisch hat sich diese Komponistin einen Stammplatz im Neujahrskonzertprogramm verdient!

© Dieter Nagl für die Wiener Philharmoniker

Zum Ende des offiziellen Programms noch die „Annen-Polka“, „Tritsch-Tratsch-Polka“ und der Walzer „Wein, Weib und Gesang“ in Folge. Drei Schlager-Klassiker in Folge. Fast schon obligatorisch folgte das Zugaben-Spektakel. Erstmal die Überraschungszugabe, eine schnelle, fetzige Polka namens „Die Bajadere“ vom Schani (Spitzname für Johann Strauss Sohn). Über den Donau-Walzer („Leider nicht von mir“, schrieb der gebürtige Hamburger Johannes Brahms auf den hölzernen Fächer einer Dame der Gesellschaft) schreibe ich nur, dass er jedes Jahr und immer wieder wunderschön gespielt wird, mehr doch zum Radetzky-Marsch.

© Dieter Nagl für die Wiener Philharmoniker

Mutis Radetzky-Marsch auch heuer mit Applaus-Kontrapunkt

Wie Herr Muti den von ihm betitelten Applaus-Kontrapunkt dirigieren würde? Nun ja, viel scheint er davon tatsächlich nicht zu halten. Statt wie Thielemann oder Dudamel das Publikum mit laut, leise, hier nicht, dort ja durch ihre Stimme zu leiten, ging er es bequemer an und hörte viel zu. Er hob die Flötentriller auf fast schon ironische Weise hervor. Zeit, diese Tradition zu überdenken? Vermutlich ein Sujet für erbitterte musikalische Fraktionskämpfe in der Wiener Klassik-Szene. Kompromissvorschlag: Wer mitklatschen will, muss zur Probe kommen und vorher seine Überstunden nachweisen!

Spaß beiseite, trotz der im Programm sehr zahlreich vertretenen Schlager-Klassik-Werken spielten die Wiener Philharmoniker und Riccardo Muti einmal wieder musikalisch himmlisches und ur-wienerisches Neujahrskonzert!   

Johannes Karl Fischer, 1. Jänner 2025 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Johann Strauß (Vater): „Freiheits-Marsch op.226
Josef Strauß: „Dorfschwalben aus Österreich“, op. 164
Johann Strauß (Sohn): „Demolirer“-Polka, op. 269
Johann Strauß (Sohn): „Lagunen-Walzer“, op.411
Eduard  Strauß: „Luftig und duftig“, Polka schnell, op. 206
Johann Strauß (Sohn): Ouvertüre zu der Operette „Der Zigeunerbaron“
Johann Strauß (Sohn): „Accelerationen“, op. 234
Joseph Hellmesberger d.J.: „Fidele Brüder“, Marsch aus der Operette „Das Veilchenmädel“
Constanze Geiger: „Ferdinandus“-Walzer, op.10
Johann Strauß (Sohn): „Entweder-oder“, Polka schnell, op. 403
Joseph Strauß: „Transactionen“, Walzer op. 184
Johann Strauß (Sohn): Annen Polka, op. 117
Johann Strauß (Sohn): Tritsch Tratsch, Polka schnell, op. 214
Johann Strauß (Sohn): „Wein, Weib und Gesang“, op. 333
Zugaben:
Johann Strauß (Sohn): Die Bajadere
Johann Strauß (Sohn): An der schönen blauen Donau
Johann Strauß (Vater): Radetzky-Marsch

klassik begeistert-Silvesterspecial 31. Dezember 2024

Neujahrskonzert 2025 (Vol. 3), die 1. Frau, Muti / Wiener Philharmoniker klassik-begeistert.de, 1. Januar 2025

Neujahrskonzert (Vol. 2), Wiener Philharmoniker, Riccardo Muti klassik-begeistert.de, 1. Januar 2025

Neujahrskonzert 2024 der Wiener Philharmoniker Großer „Goldener“ Saal der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien, 1. Januar / Jänner 2024

Riccardo Muti, Neujahrskonzert 2025 Wiener Musikverein, 28. Dezember 2024

Sommereggers Klassikwelt 267: Johann Strauss klassik-begeistert.de, 1. Januar 2025

Silvester Konzert der Berliner Philharmoniker Philharmonie Berlin, 29. Dezember 2024

Die Klassik- und Opern-Favoriten 2024, Teil 3 klassik-begeistert, 31. Dezember 2024

Wiener Ring-Ensemble, Silvesterkonzert Musikverein Wien, Brahms-Saal, 30. Dezember 2024

2 Gedanken zu „Neujahrskonzert 2025, Wiener Philharmoniker, Riccardo Muti
Musikverein Wien, Goldener Saal, 1. Januar 2025“

  1. Das Neujahrskonzert 2025 mit den unvergleichlichen Kompositionen von der „Strauß Familie“ der Wiener Philharmoniker unter Riccardo Muti begeistert mich immer wieder!
    Alexa HUBERT aus Mainz

  2. Unser Wien-Besuch im September 2024 war unter anderem gekrönt von einem Mozart-Konzert im Goldenen Saal des Musikvereins. Ein großes Erlebnis und nun das „Wiedersehen“ dieser Wiener Institution mit dem Neujahrskonzert vor dem TV. Dies gehört bei uns seit Jahren zum festen Bestandteil des Jahresbeginns! Kein Telefon oder sonstige Ablenkung kann uns diesen Spaß nehmen! Es hat Freude gemacht, die launige Rezension zu lesen! Einen herzlichen Gruß in die großartige Hauptstadt Österreichs!

    Erika und Peter Theysohn

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