Schöner kann Blech nicht klingen: das ultimative Bigband-Jazzklavier-Perkussions-Spektakel in HH

Omar Sosa, Omar Rodriguez Calvo, Ernesto Simpson, NDR Bigband, Geir Lysne,  Elbphilharmonie

Foto: (c) Höhne
Omar Sosa
Klavier
Omar Rodriguez Calvo Kontrabass
Ernesto Simpson Schlagzeug
NDR Bigband
Leitung Geir Lysne
Elbphilharmonie, 17. April 2017

Von Sebastian Koik

Vom ersten bis zum letzten Ton des Abends erzeugen die Künstler einen rauschhaften Sog: mit tollen Rhythmen, wunderbaren Klangfarben und hochvirtuosen solistischen Glanzlichtern. Die Musik ist mal sehnsüchtig, mal meditativ, mal verträumt, mal melancholisch, mal entspannend, mal groovend, mal funky und oft ein gewaltiger und mitreißender Energiestrom. Es ist immer sehr sinnliche Musik, die der Seele gut tut.

Der kubanische Pianist Omar Sosa bewegt sich mit seiner Musik quer durch verschiedenste Genres mit Schwerpunkten in Jazz und lateinamerikanischen Rhythmen. Es: Sensual heißt das aktuelle gemeinsame Projekt von Sosa und der NDR Bigband – die zweite Zusammenarbeit. Ebenso wie beim ersten preisgekrönten gemeinsamen Album hat der Brasilianer Jaques Morelenbaum Omar Sosas Musik genial in Bigband-Arrangements umgesetzt.

Omar Sosa spielt ständig mit ansteckender Begeisterung. Er macht mit einer in ihrer Reinheit kindlich wirkenden Freude Musik: virtuos, in jedem Moment hochmusikalisch und mit sehr gefühlvollem und variantenreichem Anschlag. Er spielt auf dem Flügel und immer wieder auf einem Fender Rhodes E-Piano und oft auch auf beiden Instrumenten gleichzeitig.

Jeder Musiker im Großen Saal der Elbphilharmonie ist nicht nur ein großer Könner auf seinem Instrument – er spielt auch mit viel Herz. Der Bassist agiert mit flinken Fingern, die beiden Perkussionisten sind immer auf den Punkt und meistern mühelos die zahlreichen Rhythmuswechsel. Die NDR Bigband spielt knackig, mit Biss und lässt immer wieder eines ihrer Mitglieder zu sensationellen Soli nach vorne treten. Schöner kann Blech nicht klingen.

Mit welch fiebrigem Feuer der Saxofonist Peter Bolte seine unfassbar schnellen Solo-Läufe spielt, erscheint fast übermenschlich und ist für sich allein das Eintrittsgeld wert. Und all diese großartigen Vollblut-Musiker zusammen sind das ultimative Bigband-Jazzklavier-Perkussions-Spektakel. „Can’t get better than this! This is Top of the Tops“, sagte Omar Sosa bewundernd über den Großen Saal der Elbphilharmonie. Dieser Ausspruch gilt auch für das Zusammenspiel der 13 Blechbläser und zwei Perkussionisten, des Bassisten und Pianisten.

Ein Stück gegen Ende ist exemplarisch für das breite Spektrum der Musik in diesem Konzert: Es beginnt mit afrikanischen Rhythmen, dann kommen nordamerikanisch-jazzige Elemente der Bläser, dann südamerikanische Rhythmen von den Perkussionisten und dem Klavier und schließlich geht es in verträumten europäischen Jazz über. Die ganze Welt der Musik scheint in diesem Stück zu stecken – eine wunderbare Reise durch vier Kontinente. Am Ende ist das Publikum glücklich und dankt den fantastischen Musikern mit Standing Ovations.

Sebastian Koik, 19. April 2017 für
klassik-begeistert.de

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