Berliner Philharmoniker reüssieren mit Musik aus dem Norden und Down Under

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Foto: © Benjamin Ealovega
Philharmonie Berlin, 5. Oktober 2018
Berliner Philharmoniker
Sakari Oramo
 Dirigent
Alban Gerhardt  Violoncello

Edvard Grieg Peer Gynt op. 46
Brett Dean  Konzert für Violoncello und Orchester
Jean Sibelius  Lemminkäinen-Suite op. 22

von Peter Sommeregger

Die Berliner Philharmoniker verstehen es immer wieder, durch die Auswahl ihrer Programme und Gastdirigenten zu überraschen. Das ist gut so, denn ein Verharren im immer gleichen Kanon von Komponisten und Werken, denselben Namen am Pult würden ihre Konzerte über die Zeit doch zu einer sterilen Angelegenheit verkommen lassen.

Das Konzert an diesem Herbstabend bescherte den Zuhörern eine Reise nach Skandinavien – und in die musikalische Gegenwart durch eine europäische Erstaufführung. Der finnische Dirigent Sakari Oramo ist in Berlin noch weitgehend unbekannt, ein Blick in seine Biographie verrät aber, dass er international bereits sehr erfolgreich ist. Passend zu seiner Herkunft präsentiert er zwei Werke skandinavischer Herkunft.

Die erste von zwei Peer-Gynt-Suiten von Edvard Grieg ist mit das bekannteste Werk dieses Komponisten, auch hierzulande ist sie häufig auf Konzertprogrammen zu finden. Sensibel formt Oramo die Klangbilder, mit denen Grieg Henrik Ibsens monumentales Drama musikalisch untermalt hat. Man bedauert fast, dass diese Suite nur etwa 15 Minuten dauert.

Als zweites Werk steht eine Europäische Erstaufführung auf dem Programm: das von den Berliner Philharmonikern gemeinsam mit anderen Orchestern in Auftrag gegebene Konzert für Violoncello und Orchester des australischen Komponisten Brett Dean. Dieser war über längere Zeit als Bratscher Orchestermitglied der Berliner. Das mag bei diesem Auftrag sicher eine Rolle gespielt haben. Das Stück in einem Satz, stellt mit einer Dauer von 25 Minuten keinen kleinen Anspruch an den Solisten- und das Publikum. Deans Tonsprache ist zwar keineswegs abschreckend spröde, man vermisst aber eine vorgegebene Struktur in dem einsätzigen Werk. Das groß besetzte Orchester wird noch durch obskure „Instrumente“ wie Sandpapier und Luftpolsterfolie unterstützt. Der Cellist Alban Gerhardt, ausgewiesener Experte für zeitgenössische Musik, spielt das Werk nicht zum ersten Mal, seine Virtuosität und sein deutliches Engagement erleichtern den Zugang zu dieser nicht leichten Kost.

Nach der Pause präsentiert Sakari Oramo ein Stück aus seiner finnischen Heimat. Die Lemminkäinen-Suite des Nationalkomponisten Jean Sibelius ist außerhalb Skandinaviens kaum bekannt. Lediglich dem zweiten von vier Teilen, dem „Schwan von Tuonela“ begegnet man hin und wieder im Konzertsaal. Hier ist der Dirigent endgültig in seinem Element und es gelingt ihm, Orchester und Publikum für diese etwas schwermütige, ein wenig auch die Monotonie und unendliche Weite der finnischen Landschaft abbildende Musik zu begeistern. Am Ende eines Abends abseits der ausgetretenen Pfade standing ovations für Dirigent und Orchester. Man wünscht sich, Sakari Oramo bald wieder einmal hier zu begegnen!

Peter Sommeregger, Berlin,  7. Oktober 2018, für
klassik-begeistert.de

 

Ein Gedanke zu „Philharmonie Berlin, Berliner Philharmoniker, Sakari Oramo, Alban Gerhardt,
Philharmonie Berlin“

  1. Lieber Peter Sommeregger,
    vielen Dank für diese schöne Kritik! Allerdings möchte ich eine Auszeichnung zurückweisen: ich bin leider alles andere als ein ausgewiesener Experte zeitgenössischer Musik, muss zu meiner Schande gestehen, in 30 Jahren des Solistendaseins gerade mal vier Uraufführungen gespielt zu haben, und der Anteil zeitgenössischer Musik in meinem Repertoire beträgt höchstens 10% – Experte? Wäre ich ja sehr gerne, aber dazu bin ich viel zu faul, es ist so viel bequemer, romantisches und klassisches Repertoire zu beharken…
    Mit besten Grüßen aus Lissabon,
    Alban

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