Osterfestspiele 2025 /Requiem(s) © Yang-Wang
Durch meinen Schlussapplaus versichere ich mir meine Lebendigkeit, die ich durch diese Choreografie durch das Zeigen des Verlusts hinterfrage und in der getanzten Energie als wunderbar wertvoll entdecke.
Requiem(s)
Choreographie Angelin Preljocaj
Ballet Preljocaj
Licht Éric Soyer
Kostüme Eleonora Peronetti
Video Nicolas Clauss
Set Adrien Chalgard
Assistant, deputy to the artistic direction Youri Aharon van den Bosch
Probenassistent Cécile Médour
Choreologist Dany Léveque
Haus für Mozart, Salzburg, 17. April 2025
von Frank Heublein
An diesem Abend führt Choreograph Angelin Preljocaj bei den Osterfestspielen in Salzburg seine Choreografie Requiem(s) auf.
Es beginnt im Halbdunkel. Nein. Es beginnt im hellen Saal. Immer lauter werdende Metal Musik und das verlöschende Licht bringen das Publikum für die folgenden neunzig Minuten zum Schweigen. Der Vorhang öffnet sich.

Drei Viergruppen, darüber ein eierförmiges Drahtgestell. Darin ist etwas, zu dunkel, dass ich genau sehen könnte was. Nach einigen Momenten bewegt sich das Etwas? Ja! Ich erkenne Tänzer und Tänzerinnen im Drahtgeflecht. Rauch. Die Metal Musik wird abgelöst durch mittelalterliche Mönchsgesänge. Arme, die sich durchs Drahtgeflecht den darunter Stehenden entgegenstrecken. Die ebenfalls ihre Arme der eingeschlossenen Person entgegenstrecken.
Musikalisch wechseln sich wummernde meist Metal Beats mit zarten Klängen ab. Das Licht taucht mit Raffinesse häufig und vieles ins Dunkel. Es werden wechselnde zugleich stets dichte Atmosphären geschaffen.
Angelin Preljocaj sagt über seine Choreografie, sie sei „eine Prozession von Körpern, die versuchen, das Mosaik der Gefühle nach einem Verlust ins rechte Licht zu rücken.“ Ohne diesen Satz vermochte ich die Klammer, die sich im Titel Requiem(s) verdichtet, nicht so genau zu identifizieren wie mit diesem.

In diesem Part der Choreografie ist der Verlust offensichtlich: ein Paar kümmert sich zärtlich anrührend um einen Körper. Doch wird dem Paar der Körper durch ein anderes entzogen. Traurig elegisch schreitet das Paar von der Bühne.

Die Formationen wechseln, mal kleinere Gruppen, mal volle Compagniestärke. Gleich bleibt die Spannung zwischen den Körpern. Ich fürchte, die Energie bizzelte zu mir herüber, würde ich mich nur nach vorne beugen. Egal wie zart die Bewegungen sind. Wie aggressiv. Wie dynamisch. Wie kämpferisch. Wie aufgebend.
Das Publikum feiert die Compagnie und seinen Chef Preljocaj, er ballettspringt auf die Bühne, am Ende stürmisch. Ich jedenfalls versichere mir so der eigenen Lebendigkeit, die ich durch diese Choreografie durch das Zeigen des Verlusts hinterfrage und in der getanzten Energie als wunderbar wertvoll entdecke.
Frank Heublein, 18. April 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Programm und Besetzung:
Musik György Ligeti, Wolfgang Amadeus Mozart, System Of A Down, Johann Sebastian Bach, Hildur Guðnadóttir, Olivier Messiaen, Georg Friedrich Haas, Jóhann Jóhannsson, 79d & Mittelalterliche Gesänge
Tänzerinnen und Tänzer
Ballet Preljocaj
Teresa Abreu, Lucile Boulay, Elliot Bussinet, Araceli Caro Regalón, Leonardo Cremaschi, Mirea Delogu, Lucia Deville, Antoine Dubois, Chloé Fagot, Alfonso Goeveia, Erwan Jean-Pouvreau, Théa Martin, Ygraine Miller-Zahnke, Agathe Peluso, Romain Renaud, Mireia Reyes Valenciano, Redi Shtylla, Owen Steutelings, Micol Taiana
Richard Wagner, Lohengrin, Osterfestspiele Salzburg 2022, Großes Festspielhaus, 18. April 2022