Kinderoper 2024, Der fliegende Holländer © David Mews
Richard Wagner
Der fliegende Holländer
Kinderoper der Bayreuther Festspiele 2024, 30. Juli 2024
von Dr. med. Gerald Hofner
Die Musik enttäuscht bei der Kinderoper nie. Nicht nur, weil die Musik immer die Wagner-Hits betont. Auch weil wie in den vergangenen Jahren das gar nicht so kleine Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt/Oder unter Azis Sadikovic richtig gute Laune macht. Kinderoper eben.
Dennoch ist das Spannende beim Format Kinderoper der Bayreuther Festspiele vor allem, wie die schweren Wagner-Sujets auf eine leichte kindgerechte Version umgesetzt werden. Und da gibt erlebt man manches Mal große Überraschungen im Schatten des großen Grünen Hügels. So etwa dieses Jahr beim Fliegenden Holländer light. In manchen Jahren passiert die Adaptation sehr nahe an der Ursprungshandlung, in diesem Jahr geschieht sie freier.
In der von Marko Zdralek (musikalische Adaptation), Karem Hillel (Inszenierung), Sarah Wolters (Dramaturgie) und Catarina Szigeth (Bühnebild) schlüssig erstellten Adaptation der Wagner-Oper drehte sich alles um “Wunsch und Bedürfnis” und damit um eine der Kernfragen der Menschheit. Diese Thematik arbeitet sich wie ein roter Faden durch die kurzweiligen 70 Minuten – von der Entstehung des Wunsches bis zu seiner Befriedigung. Zentral dabei natürlich die oft deckungsgleichen Wünsche nach Liebe und Angekommensein. Nach “jemandem, der mich mag”.
Kindgerecht nahe gebracht durch die Requisiten wie Wunschzettel, Schatzkiste und Papierschiffchen und die Dramaturgie mit einem erzählenden Papagei und der klassischen Clown-Interaktion mit dem jungen Publikum.
Ein schöner Spannungsbogen bis zum Liebes-Duett zwischen einer spielerisch und sängerisch wunderbaren Senta Brit-Tone Müllertz und dem ebenso überzeugenden Holländer (Michael Kupfer-Radecky), das den ersten Boy-gets-Girl-Höhepunkt markiert. Dieser geriet eigentlich auch nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Kinderoper eben. Er mündet aber erst politisch korrekt modernisiert als Girl-gets-Boy-Finale in der Wunscherfüllung beider. Im Angekommensein trotz der gemeinsamen Abreise.
Die vielen Details in der Kinderoper machen sie unbedingt sehenswert – musikalisch, dramturgisch und emotional. Und vielleicht auch ein wenig tiefenpsychologisch. Denn Wünsche und Bedürfnisse haben wir alle. Und vielleicht kann man die ganze Inszenierung ja auch umgekehrt deuten – man bediente sich hier einer Symbolik aus der Welt der Kinder, wo wünschen noch leichter geht, um uns Erwachsenen Mut dazu zu machen.
Dr. med. Gerald Hofner, 1. August 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Bis zum 3.8.24 ist die Kinderoper noch zu sehen. Jedenfalls mit Alibikind.
„Lohengrin – für Kinder“ – die Kinderoper der Bayreuther Festspiele 2022 Bayreuth 30. Juli 2022
Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg, Kinderoper, Bayreuther Festspiele, 27. Juli 2019