"Der fliegende Holländer": Bravo-Rufe für einen herausragenden Stefan Cerny und das gesamte Ensemble

Richard Wagner, Der fliegende Holländer,  Volksoper Wien, 9. März 2019

Foto: Der Holländer, Markus Marquardt © Johannes Ifkovits
Volksoper Wien
, 9. März 2019
Richard Wagner, Der fliegende Holländer

von Anna Ploch

Ein besonderer Abend ging am Samstag um 22 Uhr in der Volksoper Wien zu Ende. Richard Wagners „Fliegender Holländer“, dirigiert von Marc Piollet in der Inszenierung von Aron Stiehl, feierte seine Premiere. Nach 81 Jahren kehrte Wagners bekanntes Frühwerk an die Volksoper Wien zurück, wurde der Holländer doch 1938 hier das letzte Mal aufgeführt. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen.

Die Ouvertüre beginnt, der Vorhang geht hoch, und das Publikum sieht bereits den Fliegenden Holländer mitten auf der Bühne in einem blau beleuchteten Gang, von zwei Wänden begrenzt am Strand hin und her gehend, vor ihm die endlose Weite der See.

© Barbara Pálffy

Der rastlose Seemann, der dazu verflucht wurde seine Heimat nie zu finden und nur alle sieben Jahre an Land gehen darf, um ein Weib zu finden, das ihn durch ewige Treue von seinem Fluch erlösen kann, wird hier mit wenigen Mitteln atmosphärisch gelungen dargestellt. Das Bühnenbild (Frank Philipp Schlößmann) wechselt während der gesamten Oper kaum. Die Wände werden in verschiedene Positionen gebracht, aufgestapelte Holzkisten dienen den Matrosen als Schiff. Einzig die Beleuchtungen im Hintergrund ändern sich je nach Stimmungslage von stürmisch blauer See zu rotem Sonnenuntergang.

Die Inszenierung ist ähnlich sparsam ausgefallen. Senta unterbricht eine Chorprobe der „Spinnerinnen“, bei der sie sich weigert mitzusingen, und bietet stattdessen die Ballade des fliegenden Holländers dar. Während ihrer Ballade nimmt sie Leinwände, die auf der Bühne verteilt sind und eine stürmische See zeigen und besingt das Leiden des rastlosen Seefahrers. Ebenso hat Erik in seiner Verzweiflungsarie eine Leinwand in der Hand, die scheinbar das Bild des Jägers zeigen soll. Während der Chorprobe ermahnt die Amme Mary mehrere Sängerinnen, lässt sie in der Ecke büßen oder züchtigt sie mit dem Lineal. Dies bringt zumindest ein paar humorige Momente mit sich.

© Barbara Pálffy

Der fliegende Holländer gibt inhaltlich eben auch nicht viel her, dementsprechend zurückgehalten hat sich die Inszenierung. Getragen wird die Oper von der musikalischen Leistung des Orchesters und der Sänger. Hervorzuheben ist hier ein stimmenstarker, kraftvoll-männlicher Daland, gesungen von Stefan Cerny. Meagan Miller als Senta steigert sich bis zum dramatischen Finale, das sie gut meistert. Einzig Markus Marquardt als Holländer weist Unreinheiten auf, sodass einiges an Dramatik leider verloren geht. Schauspielerisch war die Darbietung brav gespielt, große Emotionen haben das Publikum leider nicht erreicht.

Dramatische Emotionen vermittelt einzig die Chorleistung. Die Feststimmung bei der Rückkehr der Seemänner und die unheimliche Stimmung auf dem Fliegenden Holländer werden für das Publikum greifbar.

© Barbara Pálffy

Der Dialog zwischen Dalands Seemännern und der Besatzung des Fliegenden Holländers wurde technisch großartig umgesetzt. Die geisterhaften Antworten der verfluchten Besatzung schienen tatsächlich von der Decke der Wiener Volksoper zu kommen, was einer fantastischen Akustik des Theaters zuzusprechen ist.

Im großen Finale formen die Wände abermals einen Mittelgang mit stürmischer See im Hintergrund. Diesmal geht nicht Holländer der See entgegen, sondern seine treue Frau Senta. Nachdem sie für ein letztes Mal stimmgewaltig ihre Treue bis in den Tod besingt, schreitet sie langsamen Schrittes auf das Meer zu. Der Vorhang fällt bevor Senta über die Klippen springt. Es folgt großer Applaus in der Wiener Volksoper. Bravo-Rufe für einen herausragenden Stefan Cerny und das gesamte Ensemble.

Anna Ploch, 10. März 2019,
für klassik-begeistert.at und klassik-begeistert.de

  • Dirigent Marc Piollet
  • Regie Aron Stiehl
  • Bühnenbild Frank Philipp Schlößmann
  • Kostüme Franziska Jacobsen
  • Choreinstudierung Holger Kristen
  • Daland, ein norwegischer Seefahrer Stefan Cerny
  • Senta, seine Tochter Meagan Miller
  • Erik, ein Jäger Tomislav Muzuk
  • Mary, Sentas Amme Martina Mikelić
  • Der Steuermann Dalands JunHo You
  • Der Holländer Markus Marquardt

 

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