Der "Ring des Nibelungen" in Leipzig: die Tops und die Flops

Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen, 10. bis 13. Mai 2018,  Oper Leipzig

Foto: Tom Schulze ©
Oper Leipzig, 10. bis 13. Mai 2018
Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen

Die Bach-, Mendelssohn- und Schumannstadt Leipzig ist mit der Oper Leipzig und dem Gewandhaus zu Leipzig für jeden Musikliebhaber eine Reise wert. Mit der feierlichen Premiere der „Götterdämmerung“ am 30. April 2016 hat Leipzig nach über vierzig Jahren wieder einen kompletten szenischen »Ring« im Repertoire. Auch dessen Besuch lohnt sich. Die vier Vorführungen vom 10. bis zum 13. Mai 2018 wurden vom Publikum mit großem Beifall bedacht.

klassik-begeistert.de vergibt dem Leipziger „Ring“ die Note 2. Viele Gesangsleistungen waren gut – manche besser und manche schlechter. Das Gewandhausorchester unter der Leitung von Ulf Schirmer gab eine gute, solide Leistung ab. Allerdings sorgten die Blechbläser, vor allem im „Rheingold“, für viele Misstöne. Die Inszenierung ist ansprechend und hochwertig. Wer aber einen richtig guten „Ring“ mit herausragender Besetzung sehen und hören möchte, ist in Bayreuth, München, Berlin und Wien besser aufgehoben.

Die Top-5-Sänger des Leipziger „Rings“:

  1. Die beste Leistung gab der Sänger mit dem bekanntesten Namen: der Bassbariton Iain Paterson als Wotan und Wanderer. Er sang 2017 in Bayreuth im „Rheingold“ den Wotan und in „Tristan und Isolde“ Kurwenal. Paterson performte in der „Walküre“ und im „Siegfried“ ganz wunderbar. Er singt kraftvoll, souverän und mächtig. Ganz wunderbar ist seine dunkle Seite des Baritonalen. Ihm nimmt man die Rolle zu 100 Prozent ab. Auch Tuomas Pursio gab als Wotan im „Rheingold“ eine hervorragende Partie.
  2. Auch Claudia Huckle war als Erda großartig. Diese Altistin hat wirklich eine wunderbar erdige Tiefe. Auch in der hohen Lage überzeugte sie. Das waren wirklich einmalige Wohlfühlmomente mit dieser britischen Sängerin.
  3. Der vielseitige und agile finnische Tenor Dan Karlström ist auf der Inselgruppe Åland geboren. Dan Karlström hat einen Abschluss in Betriebswirtschaft und studierte anschließend bei Anssi Hirvonen an der Sibelius-Akademie in Helsinki. Karlström gab einen vollkommen überzeugenden Mime. Er hat eine tolle spitze Stimme mit einer einmaligen Strahlkraft in der Höhe, die wunderbar zu Mime passt: sehr schön schneidend und hämisch. Wunderbar textverständlich!
  4. Der Mezzosopran Kathrin Göring gab eine wunderbare Waltraute in der „Götterdämmerung“. Immer wieder sorgte das Ensemblemitglied der Oper Leipzig für Gänsehautmomente. Ihr Timbre ist in der tieferen Lage weich und wohlig. Aber auch im höheren Register weiß sie zu überzeugen. Sie singt sehr kultiviert und textverständlich. Eine sehr hoffnungsvolle Sängerin.
  5. Eine bärenstarke Leistung erbrachte der Tenor Thomas Mohr als Loge im „Rheingold“. So muss ein Loge-Tenor erklingen: mit angenehmer, voller Höhe. Das war wirklich ganz stark und wunderbar! Auch im mittleren und tieferen Register sang Mohr sehr angenehm.

Die Flop-3-Sänger des Leipziger „Rings“

  1. Der Siegfried im „Siegfried“ hatte einen rabenschwarzen Tag: Christian Franz war alles andere als ein Heldentenor. Er ließ es an jeglicher Strahlkraft missen, zahlreiche Töne saßen nicht perfekt. Sein Timbre war an diesem Abend sehr unangenehm, in der Höhe klang seine Stimme eng und gepresst. Christian Franz ist eine Galaxie entfernt von einem Andreas Schager als Siegfried.
  2. Auch wenn er viel Beifall bekam: Der faröische Bass Rúni Brattaberg gab eine für geschulte Ohren schlechte Darbietung als Hagen in der „Götterdämmerung“. Seine Stimme klang alt und verbraucht, das Timbre war unangenehm und brüchig. Der Bass hatte arge Probleme mit der höheren Lage. Auch als Fasolt im „Rheingold“ und als Hunding in der „Walküre“ gab Brattaberg keine gute Vorstellung. Dieser Sänger bräuchte vielleicht eine längere Pause. Sein Auftritt in Leipzig war alles andere als ein Hörgenuss.
  3. Ein Totalausfall war die Griechin Danae Kontora als Stimme des Waldvogels. Die Sopranistin erklang so dünn und wackelig wie eine Gesangsstudentin im ersten Semester. Mit dieser Leistung ist Kontora nicht geeignet für größere Häuser wie die Oper Leipzig.

Andreas Schmidt, 15. Mai 2018, für
klassik-begeistert.de

3 Gedanken zu „Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen, 10. bis 13. Mai 2018,
Oper Leipzig“

  1. Aber Hallo! Da gab’s auch zwei Brünnhilden und Mohr als Siegfried. Solche Leistungen überhaupt nicht zu würdigen, finde ich unmöglich. Auch sollte man die Leistungen der Sänger nicht derart reißerisch bewerten. Oder, um in der Terminologie des Beitrags zu bleiben: ich halte ihn für einen Flop.

    Fritz Bastian

  2. Unabhängig von anderen Einwänden, die ich gegen die saloppe Art dieses Beitrags habe, teilte mir – auf Anfrage – die Leitung der Leipziger Oper mit, dass im „Rheingold“ am 10.05. Herr Pursio den Wotan gesungen hat (wie ich es auch bereits wusste), nicht, wie hier unterstellt und für diesen Abend besonders „belobigt“, Herr Paterson. Wenn man schon austeilt – egal nach welcher Seite! – sollte man sich wenigstens die richtige Besetzung besorgen (die übrigens auch auf der Internetseite der Oper Leipzig zu finden war!)
    Ich stimme Herrn Bastian zu: „der Beitrag ist ein Flop!“

    Werner P. Seiferth

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