Szene aus dem „Parsifal“ für Kinder mit Andreas Hörl als Gurnemanz und Jonathan Stoughton als Parsifal. (Foto: Bayreuther Festspiele//Jonas Lotz)
Die „Kinderoper“ der Bayreuther Festspiele (offiziell inzwischen: „Richard Wagner für Kinder“) wird immer in den ersten 10 Tagen der Festspielsaison gegeben (in 2023 noch bis zum 4. August). Die für Kinder kostenlosen Tickets erhält man über die Bayreuther Festspiele.
von Dr. Gerald Hofner
Schon einmal vorweg – anders als „Die Meistersinger“ oder „Lohengrin“, die Opern für Kinder in den Vorjahren, ist es schwierig, „Parsifal“ für Kinder zu übersetzen. Zu sehr sind die zentralen Themen der Oper Erwachseneninhalte. Vollständig schlüssig gelang das deshalb auch nicht.
Aber die Story ist ja auch nur die eine Seite. Das Event. Das Ereignis, direkt am grünen Hügel die wichtigsten Stücke und Szenen einer Wagneroper unter Mitwirkung vieler großer Stars von der Hauptbühne sehen zu können, ist und bleibt ein grandioses Unikum. Katharina Wagners Herzensprojekt eben, gegeben traditionell auf einer der Probebühnen auf dem Festspielgelände.
Begleitet von einem gewohnt klangstark agierenden Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt (Oder) unter dem souveränen und sympathischen Azis Sadikovic kann man den Spitzenstimmen aus der Wagnerszene so nahe sein. Amfortas Ólafur Sigurdarson etwa (im Haupthaus 2023 als Alberich), Kundry Nadine Weissmann (Mary im Fliegenden Holländer 2023) oder Titurel Jens-Erik Aasbø (in mehreren Rollen im Haupthaus). Und die Blumenmädchen kamen fast komplett aus der Besetzung der „großen“ Oper. Werner van Mechelen (Klingsor) und Andreas Hörl (Gurnemanz) sind langjährigen Kinderoper-Fans keine Unbekannten und dank ihres komödiantischen Spiels wieder eine ideale Besetzung. Musikalisch und spielerisch ist Richard Wagner für Kinder auch 2023 wieder große Kunst.
Die Regieführung, insbesondere die Unterteilung in die gute und die schlechte Seite, die der Handlungstransparenz für die kleinen Zuschauer dienen hätte können, wurde weder in der Handlung (Klingsor am Ende in versöhnter Einigkeit mit den Rittern) noch im Bühnenbild deutlich. Hier hätte man sich ausnahmsweise etwas mehr Schwarz-weiß gewünscht – für das Verständnis der Handlung. Teils lange Umbauzeiten forderten viel Geduld bei den Kindern. Auch wenn eine wunderbare Musik diese vielen Längen überbrückten. Vor allem für jüngere Kinder zeigt sich Parsifal hier aufgrund der fehlenden Satire-Szenen und der schwierigen Hauptthemen Verführung und Erlösung als weniger geeignet für eine Kinderoper. Auch die Rolle der Frau, die in dieser Inszenierung nur klassisch als Verführerin erscheint, ist m.E. nicht mehr zeitgemäß.
Die Perfektion der Produktion war dagegen wie jedes Jahr berauschend. Musikalisch und spielerisch, aber auch in den dann schon sehr kindgerechten Details – etwa in den leuchtenden Blumen im Zauberland, im Glitzer vom Himmel, oder vor allem in der strahlenden Schlussfeier unter der leuchtenden Erscheinung des Grals. Dass Parsifal die einzige Wagneroper mit Happy End ist, kommt dem Ende einer Kinderoper da strahlend entgegen.
Dr. Gerald Hofner, 30. Juli 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
„Lohengrin – für Kinder“ – die Kinderoper der Bayreuther Festspiele 2022 Bayreuth 30. Juli 2022
Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg, Kinderoper, Bayreuther Festspiele, 27. Juli 2019
Es ist schon sehr befremdlich, dass hier eine Kritik von Parsifal (für Kinder) geschrieben wird und dass der Titelheld nicht einmal namentlich erwähnt wird.
Laut ursprünglichem Besetzungszettel soll es sich immerhin um Jonathan Stoughton gehandelt haben, dem ich eine ganz große Karriere prophezeie, wenn er so weiter macht, wie bereits in Mannheim im Großen Haus erlebt.
Bernd-Thorsten Freter