Rising Stars 26: Dmytro Choni – ein ukrainischer Pianist auf dem Weg zur Weltgeltung

Rising Stars 26: Dmytro Choni – ein ukrainischer Pianist auf dem Weg zur Weltgeltung  klassik-begeistert.de

Photo:  © Anna Logachova

Claude Debussy – Reflets dans l’eau, Images, Band 1. Dmytro Choni, Klavier

Die Nachrichten, die die Ukraine plötzlich in den Mittelpunkt des Interesses gerückt haben, sind alles andere als erfreulich. Man kommt nicht umhin, näher hinzusehen, und stellt fest, wie sehr man dieses zweitgrößte Flächenland Europas bislang unterschätzt hat. Nicht nur seine wirtschaftliche Bedeutung ist beachtlich, auch seine Beiträge zur europäischen Kultur sind von großem Wert. So entwickeln sich auf ukrainischem Boden auch vielversprechende Talente mit dem Potenzial für eine Weltkarriere und deshalb möchte ich jetzt einen dieser Rising Stars vorzustellen. Meine Wahl fiel auf den Pianisten Dmytro Choni, der mich 2019 bei dem jährlich in München stattfindenden Festival Stars & Rising Stars als Solist wie auch als feinfühliger Kammermusikpartner überzeugt hatte.

von Dr. Lorenz Kerscher

 

Dmytro Choni – Ukraine – Ferruccio Busoni Klavierwettbewerb; Finale Kammerensemble. Schumann, Klavierquintett Es-Dur op. 44 (2017)

Dmytro Choni wurde 1993 in Kiew geboren und erhielt mit vier Jahren ersten Klavierunterricht. Er gewann als Zehnjähriger den ersten Preis des Klavierwettbewerbs „Ville de Gagny“ in Frankeich und wechselte kurz darauf an die Musikakademie in Kiew. Ab 2015 setzte er sein Musikstudium an der Musikhochschule Graz fort und erzielte seit 2016 zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben, von denen er elf auf seiner Webseite aufzählt. Seine Debüt-CD mit Werken von Debussy, Ginastera, Ligeti und Prokofieff erschien 2020 bei Naxos und erhielt vom Pizzicato Magazin den „Supersonic Award“ und viel Lob seitens der Rezensenten: ”Wo andere junge Pianisten sehr gut spielen, besitzt Dmytro Chonis vollblutiges Spiel schon wirkliche Größe und einen genialen Atem.“ – Remy Franck; „Der junge Mann könnte einer der herausragendsten Pianisten des 21.Jahrhunderts sein“ – David Denton.

Wenn es ein junger Tastenkünstler so weit gebracht bat, dass ihm Weltklasseniveau bescheinigt wird, ist das nicht das Ergebnis einer spannenden Biografie, sondern von Fleiß und Beharrlichkeit. Entsprechend geht auch die Zahl der Videobeispiele, die man von Dmytro Choni in YouTube finden kann, weit über hundert hinaus und umfasst über 20 Stunden Spielzeit. In Aufnahmen von seinen erfolgreichen Wettbewerbsteilnahmen, von Livekonzerten und auch in Vorstellungsvideos präsentiert er ein Solorepertoire von der Barockzeit bis in die Moderne. Hinzu kommen Kammermusikwerke mit Streichern und Klavierkonzerte von Mozart, Beethoven, Schumann, Liszt, Chopin und Prokofieff.

 

Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3 in c-moll, op.37 – Dmytro Choni, Klavier, Ensemble Esperanza

Seine zahlreichen Wettbewerbserfolge kommen nicht von ungefähr, denn er beherrscht ein großes, facettenreiches Repertoire und meistert alle erdenklichen technischen Schwierigkeiten. Er kann mit gleicher Überzeugungskraft dramatische Kräfte entfesseln wie zarte und beseelte Poesie entfalten. Dabei sitzt der eher kleine und zierliche junge Mann ruhig und mit konzentrierter Mimik am Klavier und verzichtet völlig auf theatralische Gesten. Persönlich habe ich ihn als einen zurückhaltenden und freundlichen jungen Künstler ohne Allüren kennengelernt. Extravaganzen, mit denen er die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen könnte, sind ihm fremd, mein Eindruck ist, dass er immer vorrangig mit Qualität überzeugen möchte. Ich wünsche ihm sehr, dass er dafür weiterhin reichlich Gelegenheit bekommen und diese zur Freude einer wachsenden Zahl von Fans nutzen wird!

 

VP Bank Classic Festival 2019: Dmytro Choni | I. Albéniz: El Puerto aus „Iberia

Weiterführende Information:

Biografisch sortierte Playlist in Youtube

Offizielle Webseite

Lorenz Kerscher, 24. März 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Rising Stars (c) erscheint jeden zweiten Donnerstag

Lorenz Kerscher, Jahrgang 1950, in Penzberg südlich von München lebend, ist von Jugend an Klassikliebhaber und gab das auch während seiner beruflichen Laufbahn als Biochemiker niemals auf. Gerne recherchiert er in den Internetmedien nach unentdeckten Juwelen und wirkt als Autor in Wikipedia an Künstlerporträts mit.

Dr. Lorenz Kerscher„‘Musik ist Beziehungssache‘, so lautet mein Credo. Deshalb bin ich auch als Chorsänger aktiv und treffe mich gerne mit Freunden zur Hausmusik. Eine neue Dimension der Gemeinsamkeit eröffnet sich durch die Präsenz vieler, vor allem junger Künstler im Internet, wo man Interessantes über ihre Entwicklung erfährt, Anregungen zur Entdeckung von musikalischem Neuland bekommt und auch in persönlichen Kontakt treten kann. Man ist dann kein Fremder mehr, wenn man ihnen als Autogrammjäger begegnet oder sie sogar bei einem Konzertbesuch im Publikum trifft. Das ist eine schöne Basis, um mit Begeisterung die Karrieren vielversprechender Nachwuchskünstler mitzuerleben und bei Gelegenheit auch durch Publikationen zu unterstützen.“

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