Rising Stars 3: Galeano Salas, Tenor – lyrischer Wohlklang und jugendlicher Charme

Rising Stars 3: Galeano Salas, Tenor – lyrischer Wohlklang und jugendlicher Charme

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

von Lorenz Kerscher

Galeano Salas: „Nessun dorma“ aus Giacomo Puccinis „Turandot“ – noch nicht sein Repertoire auf der Bühne, aber ein Versprechen für die Zukunft.

Bei der kürzlich als Videostream übertragenen Premiere des neuen Münchner Rosenkavaliers trat der Italienische Sänger im ersten Akt spektakulär kostümiert wie ein übersteigerter erotischer Traum der Marschallin in Erscheinung. Dieses einprägsame Bild sorgte für gespannte Aufmerksamkeit auf diese sonst oft nur nebensächlich ablaufende Szene und auf eine jugendliche Tenorstimme, die die Melodiebögen bis in die höchsten Lagen mit selten gehörtem Wohlklang erfüllte. Marlis Petersen als Marschallin musste ihr beglücktes Lächeln während dieser Darbietung ganz gewiss nicht heucheln! Auch einige Rezensenten waren voll des Lobs, was für diese kurze Episode schon ungewöhnlich ist. Hören kann man sie, wenn auch ohne Kostüm, auch zu Beginn der online verfügbaren Premierenmatinee.

Galeano Salas hat mich damit nicht sonderlich überrascht, denn ihm war schon im Dezember 2017 als Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper ein besonderer Coup gelungen. Damals wurde die Neuproduktion von Puccinis Il Trittico als Videostream übertragen. Der als Rinuccio in Gianni Schicchi besetzte Pavol Breslik erkrankte jedoch im Laufe des Abends und konnte die Rolle nur noch spielen, während Galeano Salas von der Seite her sang und mit seiner schönen Stimme jeden Zuhörer verzauberte. Ein Jahr später stellte er diese Rolle in der regulären Besetzung dar, was ich mit großer Freude auch live erleben konnte.

Galeano Salas mit Pretty Yende in „L’elisir d’amore“. Foto: © Wilfried Hösl

Ich sah Galeano Salas zunächst in Produktionen des Münchner Opernstudios und in einigen kleineren Rollen auf der großen Bühne. Ansonsten lernte ich ihn als einen freundlichen und umgänglichen jungen Mann mit ganz natürlichem Charme und optimistischer Ausstrahlung kennen. In Mexiko geboren, kam er im Alter von 13 Jahren nach Texas, schloss die High School ab und studierte in den USA bei guten Adressen Gesang. 2016 gelang ihm dann der Sprung „über den großen Teich“ in die Talentschmiede der Bayerischen Staatsoper. Und gerne sicherte man sich 2018 diese schöne Stimme durch Übernahme ins Ensemble.

Da warteten erst einmal kleinere Aufgaben, während Stars wie Jonas Kaufmann und Joseph Calleja die großen Tenorpartien sangen. Ein wenig langweilig mag ihm dabei geworden sein, so dass er sich zu einem Trip ins schöne Budapest entschloss und dort am Éva Marton Gesangswettbewerb teilnahm. Dort sang er im Finale traumhaft schön „Che gelida manina“ aus La Bohème, und der Schwenk der Kamera auf die Juryvorsitzende Éva Marton zeigte die Diva tief bewegt. Am Ende konnte er den „Grand Prix“ und den Publikumspreis mit nach Hause nehmen.

Galeano Salas singt „Che gelida manina“ im Finale des Éva Marton Wettbewerbs, Budapest, 2018.

Als Rodolfo in La Bohème konnte er Anfang 2020 auch an der Oper von Kapstadt debütieren und ich hoffe, dass er diese Rolle auch bald in München darstellen darf. Sehr große Freude hatte ich daran, ihn im September 2020 als Nemorino in Donizettis Liebestrank als idealen Bühnenpartner von Shooting Star Pretty Yende zu erleben. Beide wirkten bestens zusammen, um dem Begriff „Belcanto“ alle Ehre zu machen! Sein Fenton in Falstaff musste dann im Dezember leider schon wieder auf das Videoformat reduziert werden. Doch da nach meiner Überzeugung die pandemiebedingte Durststrecke zum größten Teil überwunden ist, wird sich die Karriere von Galeano Salas auch bald wieder in live fortsetzen.

Da Arte Concert den Videostream des Münchner Rosenkavaliers noch zwei Wochen lang verfügbar hält, werden viele Opernliebhaber diese wirklich außergewöhnliche Produktion nochmals ansehen und dabei auch dem Auftritt des Italienischen Sängers Aufmerksamkeit schenken. Und manchem wird die schöne Stimme und melodische Gestaltungskraft im Gedächtnis bleiben!

Lorenz Kerscher, 28. März 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Weiterführende Information:

Biografisch sortierte Playlist in Youtube

Offizielle Webseite

Galeano Salas in Wikipedia

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