Foto: Ribaltaluce-Studio (c)
Elbphilharmonie, Kleiner Saal, Hamburg, 3. Juni 2018
Roberta Invernizzi Sopran
Craig Marchitelli Theorbe, Barockgitarre
Franco Pavan Theorbe
Jorge Alberto Guerrero Violoncello
von Sarah Schnoor
Wenn das Istituto Italiano di Cultura Hamburg ein Konzert in der Elbphilharmonie organisiert, ist es naheliegend ein Programm aus italienischer Barockmusik zusammenzustellen. Die Sopranistin Roberta Invernizzi ist seit langem auf diese Epoche spezialisiert und bringt sich drei Männer als Begleitung mit. Bevor es losgeht, gibt es eine kurze Einführung für alle mit herrlichem italienischen Akzent, der mit seiner Melodie gleich auf das Kommende einstimmt. Invernizzi führt mit dem Programm quer durch Italien und spätestens bei „Torna, de torna“ von Giulio Caccini wird der Kleine Saal zum Barockhimmel.
Ihre Stimme ist beeindruckend beweglich, man hört jeden Ton der zauberhaften Verzierungen, und die Freude ist besonders bei den bewegten Stücken „Dalla porta d’oriente“ (Caccini) und „Quel sguardo sdegnosetto“ (Monteverdi) in allen Gesichtern zu sehen. Craig Marchitelli, der immer zwischen Theorbe und Barockgitarre wechselt, fällt nicht nur durch seine Spiellust auf. Die drei Instrumentalisten gestalten Zwischenspiele, die oft wie Jamsessions wirken. Großartig gespielt sind die Passacaglia von Vitali und die Bergamasca von Kapsperger. Wie im Jazz nicken sich die Musiker zu, wenn der andere dran ist, und jeder freut sich an der Musik seiner Kollegen. Im Ausdruck gleichen Craig Marchitelli und Franco Pavan zwei Rockstars, als sie die klanglich ruhige aber harmonisch sehr bewegte „Toccata Arpeggiata“ von Kapsperger spielen. Da geht einem das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht!
Aber auch die leiseren, spannungsreichen Stücke singt Roberta Invernizzi hervorragend. Ihr „Intenerite voi, lagrime mie“ (D’India) fesselt und lässt einen gleichzeitig träumen. Man hängt an ihren Lippen, wie sie die langen Töne immer intensiver werden lässt und die Musik mit einem überzeugenden Ausdruck präsentiert. Von humoresken Stücken bis hin zu tieftraurigen Geschichten ist an diesem Abend alles zu hören. Sopran und Begleitung bringen wie der italienische Barock Poesie und Musik auf zauberhafte Weise zusammen. Das wird mit viel Applaus belohnt, und es gibt nach dem viel zu kurz wirkenden Abend zum Glück noch zwei Zugaben von Giulio Caccini.
Sarah Schnoor, 4. Juni 2018, für
klassik-begeistert.de