Rolando Villazón, Xavier de Maistre © Julien Benhamou
Meisterkonzert Bremen: Serenata Latina
Programm:
Canciones und weitere Kompositionen von Alberto Ginastera, Carlos Guastavino, Manuel de Falla, Eduardo Sánchez de Fuentes, Yvette Souviron, Luis Antonio Calvo, Antonio Estévez, Ariel Ramírez, Silvio Rodríguez, Waldir Azevedo, Alberto Nepomuceno, Zequinha de Abreu und Rubén Fuentes Gassón
Rolando Villazón Tenor
Xavier de Maistre Harfe
Bremer Konzerthaus Die Glocke, Großer Saal, 19. März 2025
von Dr. Gerd Klingeberg
Männergesang mit zupfinstrumentaler Begleitung war schon bei den alten Griechen trendy; man denke nur an die selbst die Unterwelt betörenden Lieder eines sagenhaften Orpheus. Dessen Lyra wäre allerdings kaum geeignet als Untermalung der volumenstarken Stimme von Rolando Villazón.
Auch im Hinblick auf die Größe des Konzertsaales brauchte es da schon die große Konzertharfe, die, wie ein einsames Monument mittig auf der Bühne stehend, auch schon beim Eintreten ins Auge fiel. Nun kann selbst ein Topklasse-Harfenist wie Xavier de Maistre schwerlich derart kraftvoll die Saiten anschlagen, dass die Wände wackeln. Musste er auch nicht; denn an diesem Konzertabend standen nicht die markig geschmetterten Heldentenor-Arien bekannter Opern auf dem Programm, sondern, neben einigen folkloristischen Songs, vor allem Kunstlieder aus Villazóns „großer“ Heimat Mittel- und Südamerika, dorther, wo sie alle Brüder und Schwestern seien. Und nicht aus seiner „kleinen“ Heimat Mexiko, wie er zwischenzeitlich mit unverwechselbarem Zungenschlag humorvoll erklärte – nachdem er zuvor auch noch glaubhaft beteuert hatte, er liiiebe Bremen…
Ein Konzertabend der eher leisen Töne
Die beiden sympathischen, menschlich wie musikalisch bestens harmonierenden Ausnahmemusiker starteten mit drei „Canciones populares argentinas“ von Alberto Ginastera, Liedern mit zumeist ausnehmend poetischen Texten, die von Tristesse und unerfüllter Liebe erzählten.
Villazóns gesangliche Interpretation erfolgte demgemäß sehr einfühlsam, mit feiner lyrischer Stimmfärbung; seine ausdrucksvolle, jedoch nicht übertriebene Mimik und Gestik unterstrichen den Textinhalt. De Maistres kunstvolle Harfenbegleitung intensivierte bei optimaler Balance von Sing- und Instrumentalstimme die jeweilige Atmosphäre. Es war ein Konzert der eher leisen Klänge, verglichen mit einem großen Orchester – nichts, was mit donnerndem Fortissimo von den Sitzen reißen würde. Das Publikum stellte sich darauf ein: Selten hat man es im Parkett insgesamt so ruhig und entspannt, aber zugleich sehr aufmerksam zuhörend erlebt.
Canciones aus Argentinien, Kuba, Mexiko, Peru und Argentinien folgten. Oft mit ähnlichen Inhalten, aber auch mit typisch südamerikanischen Rhythmen, wobei es die feinen Harmonien einfach machten, auch ohne Kenntnis der spanischen oder portugiesischen Originaltexte die Inhalte zumindest zu erahnen; alle Texte samt Übersetzung konnten aber auch direkt im Programmheft verfolgt werden.

Villazón gefiel mit durchweg sorgsamer Intonation und ausgeprägter Artikulation. Grandios, wie er ein simples finales „Ay!“ oder „Ah!“ genussvoll am Zungengrund zerschmelzen ließ. Oder manche Schlusssilbe mit schier unendlichem Atem ausdehnte. Die zumeist eher baritonale Stimmlage der Lieder ließ zwar nur selten opernhaften Fortissimo-Jubel im höchsten Diskant zu, aber wenn es dem Text angemessen war, etwa bei überschwänglichem Liebesjubel oder bei Verzweiflungsszenarien, dann konnte sich Villazón auch mal mit faszinierend „Nessun dorma“-emphatischer Stimme einbringen.
Mitreißend fetziges Harfenspiel
Bei drei Arrangements für Solo-Harfe, darunter de Fallas bekannter „Danza española“ und Abreus Ohrwurm „Tico-Tico no Fubá“, bewies de Maistre seine hochkarätig brillante Virtuosität auf dem imposanten Instrument mit gleichermaßen rasantem wie detailliert ausgestaltetem Vortrag feinfühlig nuancierter Melodien, schwungvoller Arpeggien und rauschender Glissandi.
Wer glaubt, Harfe könne nur edel klingen, wurde bei derart mitreißend fetzigem Spiel schnell eines Besseren belehrt.
Nicht mit einem typischen Rausschmeißer, sondern mit dem Song eines zutiefst bekümmerten, nach Liebe suchenden Mädchens im Bikini („La Bikina“ von Rubén Fuentes Gassón) ließ das muntere Duo den unterhaltsamen Abend enden, legte schnell noch zwei stilistisch passende Zugaben nach und wurde vom begeisterten Publikum mit stürmischem Beifall und Standing Ovations gefeiert.
Dr. Gerd Klingeberg, 18. März 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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