9. Philharmonisches Konzert Bremen „Leidenschaft“ vermittelt sperrige Kompositionen mit unerschöpflicher Leidenschaft

Jonathan Stockhammer © Marco Borggreve

Béla Bartók:  Tanz-Suite

Peter Eötvös:  Cello Concerto Grosso

Witold Lutosławski:  Concerto for Orchestra

Sung-Won Yang  Violoncello
Jonathan Stockhammer  Dirigent
Bremer Philharmoniker

Die Glocke, Das Bremer Konzerthaus, 11. März 2024

von Gerd Klingeberg

War es Mut? Oder vielleicht sogar Übermut, dass die Bremer Philharmoniker ihren Zuhörern eine Programmabfolge allein mit Bartók, Eötvös und Lutosławski offerierten – ganz ohne eine „Abmilderung“ durch einen bekannten Klassiker oder Romantiker? Doch Gedanken darüber erübrigten sich schnell. Genauer gesagt: schon beim dynamischen Auftritt des Dirigenten Jonathan Stockhammer, der vor  Energie offensichtlich nur so zu sprühen schien. Was sich auch gleich auf das Orchester übertrug. „Sung-Won Yang Violoncello, Jonathan Stockhammer Dirigent, Bremer Philharmoniker
Die Glocke, Das Bremer Konzerthaus, 11. März 2024“
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Schwungvolles zu Smetanas 200. Geburtstag – und wie man im Nonett einen überzeugenden Eulenspiegel zustande bringt

Fotos © SONATA Arts Agency

6Philharmonisches Kammerkonzert der Philharmonischen Gesellschaft Bremen

Bedřich Smetana: Drei Tschechische Tänze (1879)
Richard Wagner: Siegfried-Idyll WWV 103
Richard Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28
Antonín Dvořák: Serenade d-Moll op.44

Das Tschechische Nonett

Bremer Konzerthaus Die Glocke, Kleiner Saal, 2.März 2024

Von Gerd Klingeberg

Vor genau einhundert Jahren wurde das „České noneto“, das Tschechische Nonett, aus Absolventen des Prager Konservatoriums gegründet und hat sich längst weltweit einen Namen gemacht. Jetzt war es erstmalig bei der Reihe der Philharmonischen Kammerkonzerte in Bremen zu erleben.

de.wikipedia.org

Dass die Formation aus Streichquartett (Violine, Viola, Cello, Kontrabass) und Holzbläserquintett (Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Waldhorn) ihren Landsmann Bedřich Smetana gleich an den Beginn ihres Abendprogramms gesetzt hatte, kam gewiss nicht von ungefähr; denn auf den Tag genau war es der 200. Geburtstag des tschechischen Komponisten, der auch „Die Moldau“ und „Die verkaufte Braut“ schrieb.

 

 

„6. Philharmonisches Kammerkonzert der Philharmonischen Gesellschaft Bremen
Bremer Konzerthaus Die Glocke, 2. März 2024“
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Marco Letonja gelingt ein wahrhaft berührender Start ins 8. Philharmonische Konzert der Bremer Philharmoniker

Sopranistin Karen Vourc’h berührt als brillante Émilie-Verkörperung, die Bremer Philharmoniker beweisen heldenhafte Qualitäten bei Strauss

8. Philharmonisches Konzert „Mut“

Programm:

Jean Sibelius: Rakastava, Symphonische Dichtung für Streicher und Percussion op. 14

Kaija Saariaho: Émilie-Suite für Sopran und Orchester

Richard Strauss: Ein Heldenleben op. 40

Karen Vourc’h   Sopran
Marko Letonja   Dirigent
Bremer Philharmoniker

Konzerthaus Die Glocke, Großer Saal, 26. Februar 2024

von Gerd Klingeberg

Weiche Streicherklänge in Moll fließen in ruhepulsigem Metrum dahin. Entführen in eine fahl leuchtende, verwunschene Welt des Nordens. „Rakastava“ ist eine zu Herzen gehend gefühlvolle Symphonische Dichtung von Jean Sibelius.

Im zweiten Teil kommen feingliedrige folkloristische Elemente dazu; die schnellen Tonrepetitionen der sordinierten Streicher lassen den Eindruck entstehen, alles geschehe wie hinter einem fern aufsteigenden zarten Nebelschleier. Freundliche Partien und Melancholisches bis hin zu resignativer Tristesse werden in der sensiblen instrumentalen Darbietung wunderschön zum Ausdruck gebracht. „Karen Vourc’h Sopran, Marko Letonja Dirigent, Bremer Philharmoniker
Bremen, Die Glocke, 26. Februar 2024“
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Der Konzertabend „Sinfonische Fantasie“ in Der Glocke Bremen endet mit frenetischem Applaus

Foto: Anja Bihlmaier © Nikolai Lund

Martin Helmchen überzeugt mit grandiosem Beethoven, die Deutsche Kammerphilharmonie präsentiert einen enthusiastischen Schumann

Programm:

Igor Strawinsky: Concerto in Es-Dur „Dumbarton Oaks“

Ludwig van Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr.2 B-Dur op. 19

Robert Schumann: Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120

Martin Helmchen   Klavier
Anja Bihlmaier   Dirigentin
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Konzerthaus Die Glocke Bremen, Großer Saal, 24. Februar 2024

von Gerd Klingeberg

Mit „Strawinsky goes Baroque“ ließe sich dessen Concerto in Es-Dur „Dumbarton Oaks“ in etwas flapsiger Weise gut charakterisieren. Tatsächlich hat sich der russisch-französisch-amerikanische Komponist verschiedener struktureller Anleihen – etwa bei Händels Concerti grossi und bei Bachs 3. Brandenburgischem Konzert – bedient, sie jedoch in seiner ganz eigenen Stilistik eingesetzt. „Martin Helmchen Klavier, Anja Bihlmaier Dirigentin, Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Konzerthaus Die Glocke Bremen, 24. Februar 2024“
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Matthias Pintscher, Geigerin Leila Josefowicz und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen fungieren als grandiose Fantasieanreger und Winterblues-Austreiber

Foto: https://www.matthiaspintscher.com/#news

 „Intensive Begegnungen“ der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen

Maurice Ravel: „Ma Mère l’Oye“

Matthias Pintscher: „Assonanza“

Robert Schumann: Sinfonie Nr.1 B-Dur op. 38 „Frühlingssinfonie“

Leila Josefowicz   Violine
Matthias Pintscher   Dirigent
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Konzerthaus Die Glocke Bremen, Großer Saal, 9. Februar 2024

von Gerd Klingeberg

Ein Komponist, der sein eigenes Werk dirigiert: Matthias Pintscher mit seinem, wie er es nennt, Covid-Stück „Assonanza“. Dazu als Solistin die Geigerin Leila Josefowicz, der er dieses Opus zugedacht hat. Als Orchester schließlich die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. Ein echter, nur selten zu erlebender Glücksfall, der ein Konzert vom Feinsten in der Bremer Glocke versprach. „„Intensive Begegnungen“ der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen
Die Glocke Bremen, 9. Februar 2024“
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Pianistin Schaghajegh Nosrati brilliert mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 21, die Bremer Philharmoniker mit einer glanzvollen Darbietung von Schuberts „Großer“ C-Dur-Sinfonie

Joel Sandelson © Jon Holloway

7. Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker: „Glanz“

Programm:

Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 30 C-Dur Hob. I:30 „Alleluia“
Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467
Franz Schubert: Sinfonie „Große“ C-Dur D 944

Schaghajegh Nosrati Klavier
Joel Sandelson Dirigent
Die Bremer Philharmoniker 

Konzerthaus Die Glocke, Bremen, Großer Saal, 4. Februar 2024

von Gerd Klingeberg 

Als „Alleluia“ wird Joseph Haydns 1765 entstandene Sinfonie Nr. 30 C-Dur tituliert. Das Hauptthema hat einen liturgischen Bezug, der den damaligen Hörern vermutlich vertraut war. In der Glocke präsentierten die Bremer Philharmoniker das Werk bei ihrem Matinee-Konzert eher als stimmigen Wachmacher fürs Publikum und als durchaus anspruchsvolle Aufwärmübung für die Musiker. „7. Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker: „Glanz“
Die Glocke Bremen, 4. Februar 2024“
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Chen Reiss und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen präsentieren Schumann und Mahler in Perfektion

TARMO PELTOKOSKI, 2021 © www.peterrigaud.com

Das Werk endet in tiefenentspannter Ruhe, fast wie ein faszinierender Traum. Und wieder ergriffenes Schweigen im Saal, dann bricht frenetischer Beifall los.

1. Premieren-Abonnementskonzert

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
„Irdische Liebe & himmlisches Leben“

Programm:

Robert Schumann: „Frauenliebe und Leben“ für Sopran und Orchester (bearbeitet für Orchester von Conrad Artmüller)

Gustav Mahler: Sinfonie Nr.4 G-Dur
(Orchesterreduktion von Yoal Gamzou)

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Chen Reiss  Sopran
Tarmo Peltokoski  Dirigent

Großer Saal der Bremer Glocke, 19. Januar 2024

von Gerd Klingeberg

Es ist einigermaßen heikel, beim Kunstlied die eigentlich vorgesehene Klavierbegleitung einem Orchester zu übertragen. Funktionieren kann dies nur mit einer gehörig volumenstarken Stimme. Oder aber mit einem deutlich zurückgenommen spielenden Orchester.

Die erste Variante kam beim Konzert der Deutschen Kammerphilharmonie in der Bremer Glocke kaum in Betracht; die israelische Sopranistin Chen Reiss ist keine Walküre. Nicht, dass sie sich nicht durchsetzen könnte. Aber bei Robert Schumanns „Frauenliebe und Leben“ geht es nicht darum, die Saalmauern vibrieren zu lassen. Nicht ein Maximum an Lautstärke, sondern ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ist hier angesagt. Und das hat Reiss.

Mit feiner lyrischer Note, veredelt mit einem niemals übertriebenen Vibrato und ungemein expressiv gestaltet sie dieses 8-teilige Monodrama fast so, als würde sie sinnierende Selbstgespräche führen. Es ist die ganz auf authentische Textvermittlung abzielende, von lediglich angedeuteter Gestik unterstrichene Schlichtheit des Gesanges, die überzeugt. Und nicht eine vermeintlich publikumswirksame, auf Selbstdarstellung abzielende Exaltation.

Chen Reiss © Paul Marc Mitchell

Der noch sehr junge, von der Deutschen Kammerphilharmonie als längst „Principal Guest Conductor“ titulierte und mittlerweile weltweit hofierte Dirigent Tarmo Peltokoski bleibt ebenfalls in seiner Vorgabe zurückhaltend; groß gestikulierendes Maestro-Gehabe hat er nicht nötig.

„Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Chen Reiss, Sopran
Großer Saal der Bremer Glocke, 19. Januar 2024“
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Das Vision String Quartet begeistert mit virtuoser Klassik und rasanten Eigenkompositionen

String Quartet © Harald Hoffmann

Philharmonische Gesellschaft Bremen

4. Philharmonisches Kammerkonzert
Vision String Quartet


Programm:
Ernest Bloch: Prélude für Streichquartett (1925)

Johannes Brahms: Streichquartett Nr. 2 c-Moll op. 51/1 (1873)

Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartett Nr. 2 a-Moll op 13 (1827)


Die Glocke, Das Bremer Konzerthaus, 13. Januar 2024

 von Gerd Klingeberg

Vielfach preisgekrönte Ensembles sind bei den Philharmonischen Kammerkonzerten im Kleinen Saal der Glocke keineswegs ungewöhnlich.

Und dass das in Berlin beheimatete „Vision String Quartet“ sein Programm stehend absolviert (der Cellist darf selbstverständlich sitzenbleiben), mag ebenfalls nicht überraschen. Wohl aber, dass das Ensemble sein komplettes Konzert auswendig spielt. Ein Werk derart verinnerlicht zu haben, dass nicht mehr auf den Notentext geachtet werden muss, bewirkt in der Regel zugleich eine Steigerung der Ausdrucksintensität.
„4. Philharmonisches Kammerkonzert, Vision String Quartet
Die Glocke, Das Bremer Konzerthaus, 13. Januar 2024“
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Bremen: Freude regiert im kaleidoskopischen Trubel einer mitreißenden Musik

Hossein Pishkar © Susanne Diesner

Bremer Philharmoniker
»INSPIRATION«
6. Philharmonisches Konzert

Programm:
Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 70 D-Dur Hob. I: 70
Nikolai Kapustin: Violoncellokonzert Nr. 1 op. 85
Igor Strawinsky: »Petruschka« (revidierte Fassung 1947, Burleske in vier Bildern)

Eckart Runge  Violoncello
Bremer Philharmoniker
Hossein Pishkar  Dirigent

Die Glocke, Das Bremer Konzerthaus, 14. Januar 2024

von Gerd Klingeberg

Im umfangreichen Œuvre Joseph Haydns findet sich immer etwas Passendes. Auch für das erste Sinfoniekonzert der Bremer Philharmoniker im just begonnenen Jahr 2024. Mit ihrer Eingängigkeit und alpenländischem Charme sorgte dabei Haydns Symphonie Nr. 70 D-Dur gleich eingangs für eine gehörige Portion Optimismus. „6. Philharmonisches Konzert, Bremer Philharmoniker »INSPIRATION«
Die Glocke, Das Bremer Konzerthaus, 14. Januar 2024“
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Es wird perfekt getanzt in Berlin – leider ohne Leidenschaft

Es wurde perfekt getanzt, sofern man sich auf das Technische konzentrierte: Iana Salenkos Auftritt beim Rosenfest war herausragend und beispielhaft, ebenso zeigte Simkin mit seinen fulminanten Sprüngen und Drehungen, dass er technisch wohl zu den besten Tänzern der Welt gehört. Auch der dreifache Fisch im dritten Akt gelang beiden perfekt, blieb aber eingeübte, ausdrucksarme Pose.

Das Berliner Dornröschen-Ensemble (Foto RW)

Deutsche Oper Berlin, 19. Mai 2022

Dornröschen
Musik von Peter I. Tschaikowsky

Orchester der Deutschen Oper Berlin
Solist:innen und Corps de ballet des Staatsballetts Berlin
Schülerinnen der Staatlichen Ballett- und Artistikschule Berlin

Choreographie von Marcia Haydée nach Petipa 

von Dr. Ralf Wegner 

Den Bühnenvorhang schmückte ein flatterndes rotes Engelsgewand, ein Hinweis auf die Bedeutung der von Marcia Haydee stärker in den Vordergrund der Geschichte gerückten bösen Fee namens Carabosse. Der ausdruckstarke Arshak Ghalumyan füllte diese Rolle mit Leben und tänzerischer Finesse, gleiches gilt für seine Spießgesellen Alexander Abdukarimov, Lorenzzo Fernandes, Javier Peña Vazques und Oleksandr Shpak.

Leider ging von den Protagonisten des Stücks, Iana Salenko als Aurora und Daniil Simkin als Prinz Desiré, eine solche Ausstrahlung nicht aus. Weder konnte Salenko im ersten Akt die überbordende Lebensfreude einer sechzehnjährigen, kurz vor der Verlobung stehenden jungen Frau vermitteln, noch deren Ängste ob des ihr bevorstehenden neuen Lebensweges. Warum Simkin seine Verlobte wegschickt und sich mit Hilfe einer wie aus dem Nichts auftauchenden Fliederfee (mit freundlichem Ausdruck elegant von Aurora Dickie getanzt) einer im Tiefschlaf versunkenen, ihm als Projektion erscheinenden Prinzessin verbunden fühlt, bleibt unklar. Liebessehnsucht drückte der Tänzer jedenfalls nicht aus. Immer blieb seine Mine leidensvoll, selbst bei dem Hochzeitsfest blühte er nicht auf.

Iana Salenko und Daniil Simkin nach der Aufführung, (Foto: RW)

Salenko und Simkin bewegten sich nebeneinander her, selbst wenn sie physisch zusammen tanzten. Etwa beim choreographierten Kuss im Grand Pas de deux, bei dem sich Salenko ausdruckslos bis auf wenige Zentimeter dem Mund ihres Partners näherte. Vielleicht stimmte auch die persönliche Chemie zwischen den beiden nicht, aber selbst während ihrer Soli gaben beide kaum etwas von sich preis. „Dornröschen, Peter I. Tschaikowsky, Staatsballett Berlin
Deutsche Oper, Berlin, 19. Mai 2022“
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