Des Namensspiels zweiter Teil – Sängerinnen, die Helena heißen

Schweitzers Klassikwelt 83: Des Namensspiels zweiter Teil – Helena  klassik-begeistert.de, 7. März 2023

Ileana Cotrubaș als Violetta. Foto: Pálffy

Ileana im Rumänischen und Elīna (Herkunft aus dem Schwedischen, weiter nach Finnland und ins Baltikum wandernd) sind Ableitungen aus dem Altgriechischen Helena, nicht jedoch Eliane der brasilianischen Sopranistin Eliane Coelho. Bei ihr handelt es sich um die weibliche Form von Elias, was „Elijahu“ (Mein Gott ist Jahwe) bedeutet. Der Prophet hatte sehr gegen den Einfluss der phönikischen Frau des Königs von Israel zu kämpfen. Es ist anzunehmen, dass sein Name ihm nicht schon seit Kindheit gegeben war. Helena kann vom Sonnengott Helios her verstanden werden. Man assoziiert die Sonnenstrahlen und überträgt „die Strahlende“. Nach dem altgriechischen Schulwörterbuch Gemoll kommt noch die Ableitung von Helane, der (leuchtenden, Licht spendenden) Fackel in Frage.  

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Ileana Cotrubaș ist für meine Frau und mich bis heute  d i e  Violetta geblieben. Es sind seither fünfzig Jahre vergangen und meine Begeisterungsfähigkeit war damals sehr groß. Bei der Abschlussarie des ersten Akts „È strano“ erhob ich mich unbewusst vom Hochstuhl in der 2. Reihe der Opernloge und spürte auf einmal  meine Knie wanken. Als dann der freiwillige dreigestrichene Spitzenton perfekt saß, ließ ich mich glücklich zurück in den Sitz fallen und bot der Nachbarin hinter mir im Überschwang für den Rest der Vorstellung meinen besseren Sitz an.

Eine Landsfrau und Namensvetterin der Cotrubaș, Ileana Tonca, fiel uns das erste Mal als auch stimmlich reizende Sophie in Massenets „Werther“ auf. Das bereitete das dramaturgische Problem, dass Werthers Obsession auf Charlotte unverständlich blieb. Bei kleineren Rollen, für die sie an der Wiener Staatsoper eingesetzt wurde, hatten wir das Gefühl, sie möchte für größere Partien auffallen. Sie bekam ausreichend Gelegenheit als Zdenko/Zdenka ihren „Mann“ und schlussendlich ihre „Frau“ zu stellen. Die Figur der Zdenka berührt uns immer wieder aufs Neue. Nach fast fünfundzwanzig Jahren Mitgliedschaft an der Wiener Staatsoper führt sie in „Adriana Lecouvreur“ das Schauspielerquartett bestehend aus Mitgliedern des Opernstudios als erfahrene Solistin souverän an. In der Opernschule der Wiener Staatsoper liegt ihre Verantwortung im Sologesang im Sinn einer Begabtenförderung.

Ileana Tonca. Foto: Zeininger

Bei der lettischen Mezzosopranistin Elīna Garanča fällt uns der Ausspruch Prof. Theodor Lierhammers ein: „Die Stimme ist eine Gottesgabe.“ Als ihre Fans reisten wir ihr an die Oper in Genève nach, wo sie die Margarethe in „La Damnation de Faust“ verkörperte, und in ihre schöne Heimatstadt Riga, um ihre erste Carmen zu erleben.

Elīna Garanča Bildmitte mit großem Blumenstrauß nach ihrem Rollendebüt als Carmen in Riga Oktober 2007 © Lothar Schweitzer

Schöne Erinnerungen sind ihre Santuzza und ihre Dalila. Wir zitieren aus unserem Beitrag über die „Cavalleria rusticana“ an der Wiener Staatsoper: „Ihr herrlicher, nicht mehr schöner denkbare Gesang ….“  Das dramatische Fach, das sie eben mit der Fürstin Bouillon, Kundry und Venus sowie der Amneris aufbaut, beobachten wir mit Interesse.

Lothar und Sylvia Schweitzer, 7. März 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

PS: Einen „Zwilling“ haben wir in unserer letzten Serie versehentlich ausgelassen, obwohl wir ihn besonders schätzen: Thomas Moser. Zu unsrer Ehrenrettung: Wir haben Thomas Moser in einer früher verfassten „Klassikwelt“, die jedoch erst in Kürze erscheinen wird, als Bacchus begeistert erwähnt.

© 1998 Bruce Duffie
Published in The Opera Journal, September, 2000  

Schweitzers Klassikwelt (c) erscheint jeden zweiten Dienstag.

Lothar und Sylvia Schweitzer

Lothar Schweitzer ist Apotheker im Ruhestand. Gemeinsam mit seiner Frau Sylvia schreibt er seit 2019 für klassik-begeistert.de: „Wir wohnen im 18. Wiener Gemeindebezirk  im ehemaligen Vorort Weinhaus. Sylvia ist am 12. September 1946 und ich am 9. April 1943 geboren. Sylvia hörte schon als Kind mit Freude ihrem sehr musikalischen Vater beim Klavierspiel zu und besuchte mit ihren Eltern die nahe gelegene Volksoper. Im Zuge ihrer Schauspielausbildung statierte sie in der Wiener Staatsoper und erhielt auch Gesangsunterricht (Mezzosopran). Aus familiären Rücksichten konnte sie leider einen ihr angebotenen Fixvertrag am Volkstheater nicht annehmen und übernahm später das Musikinstrumentengeschäft ihres Vaters. Ich war von Beruf Apotheker und wurde durch Crossover zum Opernnarren. Als nur für Schlager Interessierter bekam ich zu Weihnachten 1957 endlich einen Plattenspieler und auch eine Single meines Lieblingsliedes „Granada“ mit einem mir nichts sagenden Interpreten. Die Stimme fesselte mich. Am ersten Werktag nach den Feiertagen besuchte ich schon am Vormittag ein Schallplattengeschäft, um von dem Sänger Mario Lanza mehr zu hören, und kehrte mit einer LP mit Opernarien nach Hause zurück.“

Pietro Mascagni, Cavalleria Rusticana / Ruggero Leoncavallo, Pagliacci, Wiener Staatsoper, 11. März 2019

Jonas Kaufmann, Elīna Garanča, Pietro Mascagni CAVALLERIA RUSTICANA Teatro di San Carlo, Napoli, 4. Dezember 2020

Schweitzers Klassikwelt 82: Ein Namensspiel – Sänger, die Thomas heißen

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