Das Beste kommt immer zum Schluss...

Sir András Schiff, Klavier, Tschechische Philharmonie Dirigent: Semyon Bychkov  Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 11. März 2024

Semyon Bychkov © Marco Borggreve

Als Zugabe des Konzertes gab es den 1. Slawischen Tanz in C-Dur op. 46, der wieder versöhnlich stimmte. Da hatten Bychkov und die Tschechen den „richtigen Ton“ drauf. Schade, dass der nicht im gesamten Konzert zu vernehmen war – Bychkov und das Tschechische Orchester sind Weltspitze; dieses Niveau wird ihnen sicher bald wieder gelingen.


Antonín Dvořák

Ouverture op. 92.

Klavierkonzert in g-moll, op. 32

Symphonie Nr. 9 in e-moll „Aus der neuen Welt“ op. 95

Sir András Schiff, Klavier
Tschechische Philharmonie
Dirigent: Semyon Bychkov

Wiener Konzerthaus, Großer Saal, 11. März 2024

von Herbert Hiess

Es ist ein eigenartiges Gefühl. Da geht man in ein Konzert, wo alle „Eckdaten“ begeisternd klingen. So der exzellente Dirigent Semyon Bychkov, dann der äußerst bekannte Pianist Sir András Schiff und nicht zuletzt mit der Tschechischen Philharmonie eines der besten und traditionsreichsten Orchester Europas, wenn nicht der ganzen Welt.

Die Tschechen und Bychkov hatten jetzt zwei Konzerte im Wiener Konzerthaus mit einem „Blockbuster“-Programm. Am besuchten Abend war die wunderschöne „Karneval“-Ouvertüre zu hören, das allzu selten gespielte g-moll Klavierkonzert und dann natürlich die „Neue Welt“-Symphonie.

Die Ouvertüre hatte sehr feurig begonnen und man freute sich schon auf den weiteren Konzertverlauf; schon im elegischen Mittelteil (traumhaft das Englischhorn) hätte man sich aber mehr Gefühl und Sentiment gewünscht.

Noch deutlicher war das dann beim Klavierkonzert zu hören. Schon 1988 nahm Schiff dieses Werk gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern unter Christoph von Dohnányi auf. 36 Jahre später spielte er also in diesem Konzert hier dieses Werk mit den Tschechen unter Bychkov.

Die Introduktion spielte das Orchester unter Bychkov in gewohnter Manier – wunderbare Streicher, gewohnt spitzenmäßige Holzbläser und auch ein phantastisches Blech und Schlagwerk. Leider griff Schiff das nicht auf und geriet recht bald etwas in die Belanglosigkeit. Beispielsweise hätte er mit dem bezaubernden Seitensatzthema des ersten Satzes in F-Dur ein regelrechtes Duett mit dem Orchester zelebrieren können. Und auch der langsame Satz ließ einige Wünsche offen.

Die „Neue Welt“-Symphonie ist eigentlich eines der Leibstücke des Orchesters und wurde von dem Ensemble mit den berühmtesten Dirigenten aufgeführt und eingespielt; vor allem von Václav Neumann und Jiří Bělohlávek. Bychkov als der neue Chef machte mit dem Orchester eine Spitzenaufführung (vor allem wieder das traumhafte Englischhorn im Largo); trotzdem ließ Einiges zu wünschen übrig. Die fast Endzeitstimmung im Largo und dann in der Coda des Finales kam überhaupt nicht zur Geltung. Auch die Einleitung des Largos mit dem tiefen Blech hätte man sich viel gesanglicher gewünscht und nicht so abgehackt.

Als Zugabe des Konzertes gab es den 1. Slawischen Tanz in C-Dur op. 46, der wieder versöhnlich stimmte. Da hatten Bychkov und die Tschechen den „richtigen Ton“ drauf. Schade, dass der nicht im gesamten Konzert zu vernehmen war – Bychkov und das Tschechische Orchester sind Weltspitze; dieses Niveau wird ihnen sicher bald wieder gelingen.

Herbert Hiess, 12. März 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Swedish Radio Symphony Orchestra / Gerhaher / Harding Wiener Konzerthaus, 5. März 2024

Tschechische Philharmonie, Víkingur Ólafsson, Klavier, Semyon Bychkov, Dirigent Kölner Philharmonie, 24. Oktober 2022

Tschechische Philharmonie, Víkingur Ólafsson, Semyon Bychkov Kölner Philharmonie, 24. Oktober 2022

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