Sommereggers Klassikwelt 171: Zum 60. Todestag des Komponisten Francis Poulenc

Sommereggers Klassikwelt 171: Zum 60. Todestag des Komponisten Francis Poulenc  klassik-begeistert 2023.de 1. Februar

von Peter Sommeregger 

Francis Poulenc wird am 7. Januar 1899 in Paris in ein wohlhabendes und musikalisches Elternhaus geboren. Die Chemiefabrik seines Vaters wird später in dem Konzern Rhône-Poulenc aufgehen. Die konzertreif Klavier spielende Mutter übernimmt den ersten Unterricht des musikalischen Sohnes.

Poulenc verliert mit 16 Jahren seine Mutter und mit 18 den Vater. Von da an lebt er mit seiner Schwester und deren Ehemann. Während des ersten Weltkrieges dient er beim Militär, in dieser Zeit entstehen bereits kürzere Kompositionen. Der junge Komponist wurde von Igor Stravinsky beeinflusst, und schloss sich einer Gruppe junger Komponisten und Dichter um Erik Satie und Jean Cocteau an, die sich Les Six nannten und gegen den damals dominanten impressionistischen Stil arbeiteten.

Poulenc, der ein hervorragender Pianist war, komponierte eine große Zahl von Werken für das Klavier, durch seine Bekanntschaft mit einigen Dichtern, darunter Guillaume Apollinaire und Paul Éluard wurde er zur Vertonung von deren Gedichten angeregt. So entstanden zahlreiche Lieder nach deren Texten.

Beeinflusst durch den frühen Unfalltod eines Freundes wandte sich Francis Poulenc verstärkt dem katholischen Glauben zu, was zur Komposition zahlreicher sakraler Werke führte, die bis heute zu seinen bekanntesten und erfolgreichsten Kompositionen zählen, wie z.B. ein „Gloria“, ein „Salve Regina“, eine Messe und mehrere Motetten. Der Komponist sah seinen Schwerpunkt aber mehr in der Komposition von Opern, deren erste „Les mamelles de Tirésias“ 1947 uraufgeführt wurde.

Einen Welterfolg errang Poulenc mit der Oper „Dialogues des Carmélites“, die als Auftragswerk 1957 an der Mailänder Scala uraufgeführt wurde. Das Werk , das das Schicksal der 16 Karmelitinnen während der französischen Revolution behandelt, gehört seither zu dem Kanon der weltweit gespielten Opernwerke. Der freiwillige Opfergang der Nonnen, der musikalisch sogar ihre Enthauptung durch die Guillotine schildert, ist von anrührender Dichte, die sie wohl nicht zuletzt dem starken Glauben des Komponisten verdankt.

Mit dem Einakter „La Voix Humaine“ auf einen Text Jean Cocteaus erzielte Poulenc einen weiteren, nachhaltigen Erfolg. Der Monolog einer verlassenen Frau, die am Telefon ein langes Abschiedsgespräch mit ihrem Geliebten führt, wurde und wird gerne von bedeutenden Sopranistinnen aufgeführt.

Poulenc, der homosexuell war, hatte wohl eine längere Beziehung mit dem Maler Richard Chanlaire. Ob seine lebenslange Freundschaft mit dem Bariton Pierre Bernac, für den er zahlreiche Lieder schrieb, nur platonisch oder mehr war, ist nicht verbürgt.

Poulenc erlitt am 30. Januar 1963 in Paris einen Herzinfarkt, den er nicht überlebte. Bestattet wurde er auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise. Seinen Kompositionen begegnet man bis heute im Konzertsaal und auf der Opernbühne, wo sie sich wohl auch dauerhaft halten werden.

Peter Sommeregger, 1. Februar 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Sommereggers Klassikwelt 170: Das tragische Schicksal der Cellistin Jacqueline du Pré 25. Januar 2023

Sommereggers Klassikwelt 169: Die unvergleichliche Marilyn Horne klassik-begeistert.de, 18. Januar 2023

Sommereggers Klassikwelt 168: Annie Krull, die Sängerin, die „Elektra“ kreierte klassik-begeistert.de, 11. Januar 2023

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert