Pierre Boulez © Harald Hoffmann Deutsche Grammophon
von Peter Sommeregger
Am 26. März 1925 wird Pierre Boulez in Montbrison im Departement Loire als Sohn eines Ingenieurs geboren. Ursprünglich plant er, beruflich in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, orientiert sich dann aber mit 18 Jahren völlig neu, geht nach Paris und beginnt ein Musikstudium in der Klasse von Olivier Messiaen, der in ihm das Interesse an zeitgenössischen Komponisten, gleichzeitig aber auch an jenen der ersten und zweiten Wiener Schule weckte.
Boulez begann früh zu komponieren, bereits 1945 sendete der französische Rundfunk einige seiner Klavierstücke. Nur zehn Jahre später gelang ihm mit der Komposition „Le Marteau Sans Maître“ der Durchbruch als Komponist.
Noch während der 1950er Jahre begann er auch seine Dirigentenlaufbahn. Häufig arbeitete er mit dem Südwestfunk-Orchester, parallel leitete er an der Musikakademie von Basel eine Klasse für Komposition. Viele bedeutende Orchester verpflichteten den vielseitigen Dirigenten, so auch das Cleveland Orchestra.
Das BBC- Symphony-Orchestra ernannte ihn 1971 zum Chefdirigenten, parallel dazu besetzte er die gleiche Position bei den New Yorker Philharmonikern. In dieser Zeit stieg er zu einem der gefragtesten internationalen Dirigenten auf. Obwohl sein Schwerpunkt auf Kompositionen des 20. Jahrhunderts lag, verfügte er insgesamt über ein deutlich breiteres Repertoire.
Legendär sind seine Dirigate bei den Bayreuther Festspielen, wo er mehrfach den „Parsifal“ und 1976 den „Jahrhundert-Ring“ in der Inszenierung von Patrice Chereau dirigierte. Diese Aufführungen sind auch auf Ton-und Bildträgern festgehalten.

Für die Schallplatte spielte er die kompletten Werke Anton Weberns ein, auch das Oeuvre von Bartók und Schönberg wurde in weiten Teilen von ihm aufgenommen. Am 24. Februar leitete er an der Pariser Oper die Uraufführung der von Friedrich Cerha komplettierten Oper „Lulu“ von Alban Berg mit Teresa Stratas. Ab den 1990er Jahren konzertierte Boulez bevorzugt mit Europäischen Spitzenorchestern, wie den Berliner und Wiener Philharmonikern.
Das Chicago Symphony Orchestra ernannte ihn 1995 zum Principal Guest Conductor.
Bereits ab dem Jahr 1962 lebte der Franzose Boulez im baden-württembergischen Baden-Baden, die unmittelbare Nähe zu seiner französischen Heimat mag dafür den Ausschlag gegeben haben. Baden-Baden verlieh Boulez 2015 die Ehrenbürgerwürde. Er war außerdem Träger unzähliger internationaler Auszeichnungen und Orden, darunter das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.
Pierre Boulez starb am 5. Januar 2016 in Baden-Baden und wurde auf dem Hauptfriedhof der Stadt bestattet. Es war ihm wie nur wenigen Musikern gelungen, sowohl eine glanzvolle Karriere als Dirigent zu erreichen, und gleichzeitig als Komponist erfolgreich zu sein. Bereits knapp zehn Jahre nach seinem Tod ist er zur Legende geworden, dessen Kunst aber in unzähligen Aufzeichnungen auch für künftige Generationen konserviert ist.
Peter Sommeregger, 13. Mai 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Sommereggers Klassikwelt (c) erscheint jeden Mittwoch.
Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Barcelona, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen’. Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.
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