Canti di Natale con Natalia Wörner e Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg

Weihnachtsliederabend, Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor, Natalia Wörner,  Laeiszhalle, 12. Dezember 2021

Fotos: vom CPEB-Chor Hamburg

Laeiszhalle, Hamburg, 12. Dezember 2021

Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg
Bläserensemble des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
Hansjörg Albrecht Orgel und Leitung

Natalia Wörner
 Lesung

von Jolanta Łada-Zielke

Das Wort „Natale“ von Natalia Wörner ausgesprochen erklang an diesem Abend sehr festlich, als sie „Das Wunder“ von Marie Luise Kaschnitz vorlas.  Der Name „Natalia“ heißt nämlich auf Lateinisch „die an Weihnachten Geborene“. Diese hervorragende Schauspielerin nahm am Sonntagabend des 12. Dezember an dem Weihnachtsliederkonzert in der Laeiszhalle teil, veranstaltet jedes Jahr vom Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg.

Zu der Tradition des Chores gehört es, dass neben der Weihnachtslieder-Aufführung ein besonderer Gast die Weihnachtsgeschichten vorliest. Als erster machte dieses Heinz Rühmann von 1978 bis 1993.

Musikalisch begleiteten den Chor drei Trompeter – Felix Petereit, Eberhard Kübler und Mario Schlumpberger – und  der Schlagzeuger Frank Hiesler. Hansjörg Albrecht trat in der Doppelrolle als Dirigent und Organist auf. Diesmal standen nur 34 Sänger auf der Bühne, was der Aufführung eine ziemlich intime Stimmung gab. Auch Natalia Wörner las die Texte sehr besinnlich vor. Es fehlte nur Kerzenlicht, um eine noch gemütlichere Atmosphäre zu schaffen. Neben traditionellen deutschen Advents- und Weihnachtsliedern – „Macht hoch die Tür“, „Maria durch ein’ Dornwald ging“, „O Du fröhliche“ – in verschiedenen Arrangements, stand im Programm „Adeste fideles“ auf Englisch, sowie Bruckners „Ave Maria“ und „O magnum misterium“ von dem zeitgenössischen amerikanischen Komponisten Morten Johannes Lauridsen. Als Zugabe führten alle Interpreten gemeinsam „Hark the Herold Angels Sing“  von Mendelssohn auf. Das Bläserensemble spielte zwei Barockstücke mit Orgelbegleitung: Das Konzert Nr. 3 D-Dur von Georg Philipp Telemann und die D-Dur Suite von Georg Friedrich Händel.

Das Repertoire war sehr vielfältig und umfasste alle Epochen vom Barock bis zur Gegenwart. Die meisten Autoren der vorgelesenen Weihnachtsgeschichten stammen – mit Ausnahme von Joseph von Eichendorff – aus dem 20. Jahrhundert.

Zwar interpretierte Frau Wörner James Krüss’ „Schildkrötengeschichte“ und Paul Maars „Der doppelte Weihnachtsmann“ anschaulich und höchst amüsant, vielleicht wären aber insgesamt kürzere Texte dankbarer gewesen. Obwohl die Höraufmerksamkeit erwiesenermaßen nach vier Minuten deutlich abnimmt –  weshalb auch beispielsweise Radiosendungen nach kurzer Zeit für musikalische Beiträge immer unterbrochen werden – entstand dennoch eine spannungsgeladene ruhige und sehr atmosphärische Stille, die einerseits die Stille und Ruhe der Jahreszeit aufnahm, andererseits aber einen wohlig warmen Weihnachtszauber in der glänzenden Laeiszhalle zauberte.

Ich hatte den Eindruck, als seien manche Zuhörer einen Konzertsaal nicht gewohnt, und nur der Name der berühmten Schauspielerin hatte sie an jenem Abend in die Laeiszhalle gelockt. Als Natalia Wörner gleich zu Beginn das Publikum begrüßte, bat sie es, erst am Ende des ganzen Konzerts zu applaudieren. Trotzdem fingen einige Besucher nach den ersten zwei Stücken an, zu klatschen. Während der Lesungen ertönte im Raum ab und zu ein  Handy-Signal, oder jemand hustete hartnäckig und störte die anderen, das Konzert zu genießen.

Der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg hat erneut bewiesen, dass er sich auch in einer Kammerbesetzung von seiner besten Seite zeigen kann. Hansjörg Albrecht nutzte die kleinere Anzahl der Sänger voll aus, um mehr Nuancen an Dynamik und Ausdruck hervorzubringen. Während der Choreinsätze herrschte zum einen mäßig laute Freude – unterstützt von Trompeten und Trommeln – dann wieder ein wahnsinnig intimes Pianissimo. Bei den a cappella-Stücken kam der Gesang aus der Stille und ging zum Schluss zurück in die Stille… So etwas können nur die größten Meister schaffen.

Abschließend möchten wir noch allen  BUON  NATALE  wünschen…

Jolanta Łada-Zielke, 16. Dezember 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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