"Die Zauberflöte" in der Bayerischen Staatsoper: tolle Inszenierung, strahlende Solisten und ein strauchelnder Dirigent

Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte  Bayerische Staatsoper, 30. Januar 2020

Magische Gegenstände, Liebestaten, Helden, die gegen das Böse kämpfen – all das ist Material für einen Blockbuster. Daher ist es auch kein Wunder, dass die Bayerische Staatsoper in München wieder einmal ausverkauft ist.

Foto: © Wilfried Hösl, Bayerische Staatsoper – Nationaltheater

Bayerische Staatsoper, 30. Januar 2020
Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte

von Ansgar-Thorben Zabel

Die Inszenierung der Mozart-Oper von August Everding lockt die Münchner weiter in die Staatsoper. Das ist auch nachvollziehbar, wenn man zum einen die vielen kleinen Papagenos und Papagenas nach dem berühmten Duett des Vogelfängers und seiner Geliebten sieht und zum anderen die drei jungen Knaben erleben darf, die als Mozart vom Wolkenhimmel der Opernbühne in das Geschehen hineinschweben. Außerdem überzeugt das Bühnenbild von Jürgen Rose mit enormem Detailreichtum. Trotz des Unterhaltungsgrades der märchenhaften und kindlichen Oper, wirft die Inszenierung viele moralische Aspekte auf und setzt einen Schwerpunkt auf die menschlichen Züge der Charaktere untereinander.        

Die Inszenierung von Everding feierte am 30.Oktober 1978 ihre Premiere und wurde am 31. Oktober 2004 von Helmut Lehberger neu einstudiert. Dazu mussten die Kostüme geflickt und Bühnenbilder wieder in Stand gesetzt werden. Das Resultat – überwältigend.

Schauspielerisch überzeugen vor allem Sean Michael Plumb, der den Papageno auf der Bühne regelrecht lebt, sowie die drei Damen, Kiandra Howarth, Samantha Hankey und Okka von der Damerau. Olga Kulchynska, als Pamina, entwickelt sich schauspielerisch über die Zeit. Sie punktet vor allem mit ihrer herzzerreißenden Stimme in der Arie „Ach ich fühl’s, es ist verschwunden“. Pavol Breslik muss sich erst in seiner Heldenrolle als Tamino finden. Kathryn Lewek singt mit ihrer majestätisch großen Stimme die technisch anspruchsvollen Koloraturen der Rachearie königlich. Mika Kares überzeugt als Sarastro bei „O Isis und Osiris“ als auch bei der Arie „In diesen heil`gen Hallen“ mit einem würdevollem warmen großflächigen Ton und einer unglaublichen inneren Ruhe. Sein Stimmumfang ist bemerkenswert. Daneben sind auch die launischen drei Knaben vom Tölzer Knabenchor hervorzuheben, die mit ihren sehr präsenten Stimmen und schauspielerischen Fähigkeiten eine hohe Messlatte setzen und dafür auch Szenenapplaus erhalten.

Einzig enttäuschend am Donnerstagabend war Asher Fisch. Zwar gelingen ihm mit dem Bayrischen Staatsorchester einige berührende Phrasen, jedoch hat er das Zusammenspiel von Sängern und Orchester, exemplarisch sei hier der erste Auftritt der drei Damen erwähnt, nicht immer klar unter Kontrolle. Schlussendlich ist dies aber eine Randerscheinung eines gelungenen Abends.

Weitere Vorstellungen: 02./06./08. Februar 2020

Ansgar-Thorben Zabel, 31. Januar 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Musikalische Leitung – Asher Fisch
Inszenierung – August Everding

Neueinstudierung – Helmut Lehberger
Bühne und Kostüme – Jürgen Rose
Licht – Michael Bauer
Choreographische Mitarbeit – Beate Vollack

Chor – Stellario Fagone

Sarastro – Mika Kares

Tamino – Pavol Breslik
Sprecher – Milan Siljanov
Königin der Nacht – Kathryn Lewek
Pamina – Olga Kulchynska
Erste Dame – Kiandra Howarth
Zweite Dame – Samantha Hankey
Dritte Dame – Okka von der Damerau
Drei Knaben – Solist/en des Tölzer Knabenchors
Papageno – Sean Michael Plumb
Papagena – Sarah Gilford
Monostatos – Ulrich Reß
Bayerisches Staatsorchester
Chor der Bayerischen Staatsoper

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