Foto: Ana Maria Labin (Aspasia), Paul-Antoine Bénos-Djian (Farnace), Adriana Bignagni Lesca (Arbate), © Bernd Uhlig
Wolfgang Amadeus Mozart
Mitridate, Re di Ponto
Mitridate, König von Pontus Pene Pati
Aspasia Ana Maria Labin
Sifare Angela Brower
Farnace Paul-Antoine Bénos-Djian
Ismene Sarah Aristidou
LES MUSICIENS DU LOUVRE
Musikalische Leitung Marc Minkowski
Inszenierung Satoshi Miyagi
Bühnenbild Junpei Kiz
Staatsoper Unter den Linden Berlin, Premiere am 4. Dezember 2022
von Peter Sommeregger
Am Vorabend von Mozarts 231. Todestag geht im Rahmen der Barocktage im Opernhaus Unter den Linden die Premiere der Oper des erst 14-jährigen Komponisten über die Bühne. Diese für Mailand geschriebene Oper ist auf der Bühne relativ selten anzutreffen, was aber an ihrer musikalischen Qualität nicht liegen kann. Wie in der klassischen Opera seria üblich, findet die reichlich verworrene Handlung nur in den Arien statt, was eine gewisse Statik bewirkt. Das wusste auch der jugendliche Komponist und stattete die Arien jeweils mit einem Feuer aus, das die handelnden Personen glaubwürdig macht. Es ist kaum zu fassen, wie es einem halben Kind möglich war, solche Tiefe menschlicher Leidenschaften musikalisch umzusetzen.
Ana Maria Labin als Aspasia setzt schon in den ersten Minuten mit einer Bravourarie einen hohen Standard für die vokalen Leistungen, die sich sämtlich auf diesem hohen Niveau einpendeln. Den Titelhelden gibt der aus Samoa stammende Tenor Pene Pati mit einem kernigen lyrischen Tenor, der auch extreme Höhen mühelos meistert und mit der Schönheit seiner Stimme begeistert. Seine ungleichen Söhne sind mit der Mezzosopranistin Angela Brower (Sifare) und dem Countertenor Paul-Antoine Bénos-Djian (Farnace) stimmlich gut abgestimmt besetzt. Beide wetteifern in höchst virtuoser Form um die Gunst des Publikums, das an diesem Abend voll auf seine Kosten kommt. Bemerkenswert das ganz besondere Timbre Bénos-Djians, dessen Countertenor auch über eine gute Tiefe verfügt. Als Ismene ist die zypriotische Sopranistin Sarah Aristidou besetzt, deren lyrischer Sopran bei aller Qualität des Gesanges doch ein wenig zu zart erscheint. Auch die kleinen Nebenrollen sind sehr gut besetzt, man erlebt ein Ensemble aus einem Guss.
Marc Minkowski, inzwischen einer der Altmeister der historischen Aufführungspraxis Alter Musik, sorgt mit seinem Ensemble Les Musiciens du Louvre für einen satten, luxuriösen Wohlklang. Ein besonderer Moment ist die Begleitung einer Arie Ismenes, für die der Solohornist auf die Bühne kommt und mit der Sängerin direkt kommuniziert.
Aus schwer nachvollziehbaren Gründen hat man die Regie dem japanischen Regisseur Satoshi Miyagi übertragen, der die Handlung auf drei gestaffelten Terrassen spielen lässt, die seitlich jeweils von steilen Treppen begrenzt werden. Die Sänger müssen an diesem Abend viele Stufen überwinden, aber auch Tänzer sorgen für permanente Bewegung auf der Bühne. Damit will Miyagi wohl der Statik der Handlung entgegenwirken, aber im Laufe der drei Stunden dauernden Aufführung wird das Auge dieser Leibesübungen doch müde.
Jumpei Kiz hat das seltsame Bühnenbild entworfen, das teilweise in fernöstlichen Kitsch abgleitet, vor allem aber einen unverzeihlichen Konstruktionsfehler hat: jede der drei Terrassen hat bewegliche Rückwände, durch die Sänger und Tänzer auf- und abtreten. Dazu müssen sie aber jeweils den Kopf einziehen, oder sich sogar bücken. Das wirkt ziemlich lächerlich, und kann so wohl nicht gewollt sein.
Das höchst animierte Premierenpublikum nahm die Aufführung mit Begeisterung auf, selbst die Regie wurde noch mit halbwegs freundlichem Applaus bedacht. Marc Minkowski und seine Sänger ernteten verdienten, lang anhaltenden Applaus.
Peter Sommeregger, 5. Dezember 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Claudio Monteverdi, L’Incoronazione di Poppea Staatsoper Unter den Linden, 26. November 2022
Così fan tutte, Wolfgang Amadeus Mozart Nationaltheater, München, 2. November 2022