DVD-Besprechung: ITZHAK PERLMAN
6 DVDs, Euroarts 2061668
Berliner Philharmoniker
Israel Philharmonic Orchestra
The Philadelphia Orchestra
von Peter Sommeregger
Im Vorfeld von Itzhak Perlmans 75. Geburtstag am 31. August 2020 ist diese umfangreiche, 6 DVDs umfassende Hommage bei Euroarts erschienen. Diese reichhaltige Dokumentation zeigt viele Facetten von Perlmans Kunst, von Bach über Tchaikovsky, Beethoven bis Mussorgsky, Vivaldi bis Johan Halvorsen. Auch als Dirigent des Israel Philharmonic Orchestra ist er in einem Konzertmitschnitt von 2010 zu erleben.
Auf der ersten DVD kann man den knapp einstündigen Film „Virtuoso Violinist, I know I played every note“ sehen, der allerdings bereits 1978 entstand und den Jubilar noch in seinen frühen Dreißigerjahren porträtiert. An dieser Stelle hätte man sich doch ein aktualisiertes Lebensbild gewünscht, die letzten Jahrzehnte über hat Perlman doch nicht nur an Reife im Spiel sondern auch an Persönlichkeit noch gewonnen.
Die Einspielungen des Tchaikovsky-Violinkonzerts und von Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ mit dem Philadelphia Orchestra fanden noch unter Eugene Ormandy 1978 statt. So schön es ist, diesem berühmten Dirigenten noch einmal zu begegnen, es ist nicht nur von ihm, sondern auch von Perlman ein historisches Dokument.
Näher an der Gegenwart, aber doch auch schon 1992 entstanden die Aufnahmen der Violinkonzerte Beethovens und Brahms‘. Im Berliner Schauspielhaus, damals noch korrekt so benannt und nicht mit dem Allerweltsnamen Konzerthaus belegt, musizieren die Berliner Philharmoniker unter Daniel Barenboim.
Ebenfalls mit den Berliner Philharmonikern unter Barenboim entstand 1995 in der Berliner Philharmonie eine bemerkenswerte Aufnahme des Beethoven‘schen Tripelkonzerts. Hier bilden Perlman und Barenboim mit dem Cellisten Yo-Yo Ma ein wahrhaft virtuoses Trio.
Zum 60. Jahrestag seiner Gründung veranstaltete das Israel Philharmonic Orchestra ein großes Gala-Konzert im Tel Aviver Mann-Auditorium. Als Dirigenten wirkten Zubin Mehta und Daniel Barenboim mit, die Programmgestaltung ist äußerst originell, neben reinen Orchesterwerken werden Stücke für mehrere Violinen aufgeführt, denn als Solisten sind neben Perlman auch noch seine „Kollegen“ Pinchas Zukerman, Shlomo Mintz, Gil Shaham, Maxim Vengerov und der Altmeister Isaac Stern zu hören. Bachs Concerto für zwei Violinen, jenes für vier Violinen von Vivaldi werden zu einer eindrucksvollen Demonstration der Kunst des Violinspiels.
Der jüngste Konzertmitschnitt stammt aus dem Jahr 2010, ebenfalls aus dem Mann-Auditorium in Tel Aviv. Bei diesem Konzert ist Perlman nicht als Solist, sondern als Dirigent des Tripelkonzerts von Beethoven zu erleben, bei dem Navah Perlman am Klavier, Zuill Bailey am Cello und Giora Schmidt, Violine auftreten. Die Egmont-Ouvertüre und die sechste „Pastorale“ Symphonie ergänzen das Programm.
Es handelt sich insgesamt um sehens- und hörenswerte Dokumente, aber ein wenig mehr an aktuellen Aufnahmen hätte man sich doch gewünscht, ebenso wie man dem Ausnahmekünstler auch noch in Live-Konzerten begegnen möchte.
Zum 75-sten Mazel tov, Itzhak Perlman!
Peter Sommeregger, 31. August 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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