Foto: Kammerorchester Basel © Lukasz Rajchert
Konzerthaus Freiburg, Albert Konzerte, 12. Februar 2019
Kammerorchester Basel
Mikhail Pletnev Klavier
Daniel Bard Violine und Leitung
Wolfgang Amadeus Mozart, Symphonie Nr.35 D-Dur KV 385 „Haffner-Symphonie“
Johann Sebastian Bach, Klavierkonzert Nr.5 f-Moll BWV 1056
Sergej Prokofjew, Symphonie Nr.1 D-Dur op.25 „Klassische Symphonie“
Wolfgang Amadeus Mozart, Klavierkonzert Nr.24 c-Moll KV 491
von Leah Biebert
Ausdruckslos sitzt Mikhail Pletnev am Klavier, auf einem ganz normalen Stuhl, als wäre seine Anwesenheit im Freiburger Konzerthaus an diesem Abend im Grunde belanglos. Er wiederholt das wellenförmige Motiv der ersten Geige, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Kurz und kurzweilig erklingt Bachs Klavierkonzert Nr. 5, das das Kammerorchester Basel gemeinsam mit Pletnev – Pianist, Dirigent, Komponist – zum Besten gibt.
Das Repertoire des Konzertabends führt den Zuhörer durch drei Jahrhunderte. Das Orchester spielt dabei ohne Dirigenten, was nicht selbstverständlich ist. Daniel Bard, der die Position der ersten Geige innehat, zeigt sich im zweiten Satz von Mozarts „Haffner-Symphonie“ zurückhaltend. Der Leiter des Kammerorchesters drängt sich nicht in den Vordergrund; sein Spiel sticht dennoch auf angenehme Weise hervor.
Mit der linken Hand leitet Pletnev das pizzicato der Streicher an, während er mit der rechten die klare Melodie des kantablen Mittelsatzes hervorzaubert – auf seine ganz eigene Weise, mal etwas verschleppt, mal vorauseilend. Das Klavier stand wohl nicht immer im Mittelpunkt der barocken Wucht von Bachs Komposition: Das f-Moll Konzert geht in seinen Ursprüngen wahrscheinlich auf ein Konzert mit Solovioline zurück.
Der dritte Satz von Prokofjews „Klassischer Symphonie“, in Form einer Gavotte, ruft wiederum zum barocken Tanz; die Komposition bringt damit und durch die Verwendung der an klassische Vorbilder angelehnten Tonsprache das Repertoire dieses Abends unter einen Hut.
Prokofjew soll Geschmack gefunden haben an den Partituren Mozarts; aber ganz anders als die Heiterkeit und Vitalität seiner Symphonie, für die er sich selbst ein Verbot für Moll-Akkorde auferlegte, beginnt Mozarts Klavierkonzert unheimlich dunkel, der initiale Hauptgedanke auch „Unheilsformel“ genannt. Pletnev steht am Klavier und dirigiert, dann setzt er mit einem dritten, eigenständigen Thema ein, das weniger tragisch, mehr melancholisch anmutet.
Während des ganzen Konzertes mimt Mikhail Pletnev den bodenständigen Ausnahmepianisten: Schurfender Gang, gebogener Rücken, hängender Kopf treffen auf bemerkenswerte Technik, individuelle Lesarten, Multitasking. Pletnev stellt das einfache, liedhafte Thema des zweiten Satzes am Soloklavier in den Raum. Ein Fingerzeig von ihm, und es wird von der Oboe beantwortet. Der Pianist hält an diesem Abend die Fäden in der Hand.
Leah Biebert, 13. Februar 2019, für
klassik-begeistert.de