Anna Netrebko, Yusif Eyvasov, Jongmin Park und Valentina Nafornita glänzen live an einem großen Fernsehabend

„Wir spielen für Österreich“  ORF III und Wiener Staatsoper

RadioKulturhaus Wien, 19. April 2020

Foto: © Vladimir Shirkov: Anna Netrebko und Yusif Eyvazov

„Wir spielen für Österreich“ – eine Initiative von ORF III und Wiener Staatsoper.

von Andreas Schmidt

Opernstars haben am Sonntag live im ORF RadioKulturhaus in Wien gesungen. Die Zuschauer genossen ein vielfältiges und sehr persönliches Programm. Durch den Abend führte die bekannte TV-Moderatorin Barbara Rett.

klassik-begeistert.de präsentiert das Programm und gibt Bewertungen für die Auftritte der Superstars.

Unter strikten Corona-bedingten Sicherheitsbestimmungen sangen große Opernstars wie Piotr Beczała, Yusif Eyvazov, Juan Diego Flórez, Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch, Tomasz Konieczny, Elena Maximova, Valentina Nafornița, Anna Netrebko, Jongmin Park, Andreas Schager und Lidia Baich exklusiv für die ORF-III-Initiative „Wir spielen für Österreich“, die gemeinsam mit der Wiener Staatsoper live aus dem ORF RadioKulturhaus in Wien übertragen wurde.

Ö1 sendete das Konzert ebenfalls live; hier führte Christoph Wagner-Trenkwitz durch den Abend. Auf tvthek.orf.at steht die Sendung nach der TV-Ausstrahlung 7 Tage weltweit zur Verfügung.

Ihre musikalischen Grüße schickten Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch aus Deutschland, Piotr Beczała aus Polen und Andreas Schager mit Ehefrau Lidia Baich aus Niederösterreich per Video-Zuspielungen.

Begleitet wurden die Sänger von Musikern des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien und Jendrik Springer, Pianist der Wiener Staatsoper. Neben bekannten Opernarien waren auch Lieder der Nachdenklichkeit, der Hoffnung und Solidarität zu hören.

Das Programm:

Juan Diego Flórez

 „La mia letizia infondere“, Cavatine des Oronte aus „I Lombardi“ von Giuseppe Verdi, 1843

Wow, was für ein wunderbarer Anfang mit einem Stück aus einer Frühoper Verdis…. Toll, lieber Juan Diego, mit welcher Verve und welcher Sicherheit Sie die Spitzentöne meisterten.

„An die Musik”, Op. 88/Nr. 4 von Franz Schubert, 1817

Wie schön, dass Sie, Mann aus Peru, sich an Franz Schubert herantrauen… Wie glücklich wäre ich, wenn ich so Spanisch könnte wie Sie Deutsch. Liebe Grüße an Ihre österreichische Frau.

Valentina Nafornița

„Oh Dieu, que de bijoux ….Ah! Je ris de me voir“, Rezitativ und Juwelenarie der Marguerite aus „Faust“ von Charles Gounod, 1859

Amazing, liebe Valentina Nafornita, mit welcher Präsenz und welcher warmen Strahlkraft Sie diese Arie zelebrierten…  Alle Ihre Fans – und die es noch werden wollen – können Sie vorerst wunderbar auf Ihrer CD genießen: „Romance“ – ein Meisterwerk.

„Zdes’ khorosho / Wie gut ist es hier“, Op. 21/Nr.7 von Sergej Rachmaninow, 1900-1902

„Wie gut ist es hier“…. verdammt gut, wenn Sie so wunderbar singen. Wie schön sich auch ihr tiefes Register entwickelt hat, spacibo….

Valentina Nafornita, (c) wikipedia

Tomasz Konieczny

„Embraceable You“ von George & Ira Gershwin, 1928

Als Bariton sind Sie der beste lebende Wotan in Richard Wagners „Ring“. Wie schön Ihre bernsteinwarme Stimme erklingt, demonstrierten Sie auch mit Gershwin.

„Kozak / Der Kosake“ von Stanisław Moniuszko, 1849

Lieber Tomasz Konieczny, wunderbar, wenn Sie auf Polnisch singen, sind Sie am besten… Das haben Sie auch Ende 2019 in der Oper „Halka“ im Theater an der Wien demonstriert. Ich liebe die polnische Sprache und Kultur…

Drogi Tomaszu Koniecznym, wspaniale, jeśli śpiewasz po polsku, jesteś najlepszy … Zademonstrowałeś to również pod koniec 2019 roku w operze „Halka” w Theater an der Wien. Uwielbiam polski język i kulturę …

Elena Maximova

 „Vois sous l’archet …C’est l’amour vainqueur“, Arie des Nicklausse aus „Les contes d’Hoffmann“ von Jacques Offenbach, 1881

Sorry, liebe Frau Maximova, das Stück ist nicht das schönste, Sie waren nicht richtig eingesungen, Ihre Stimme zu metallisch und schneidend. Das Vibrato viel zu penetrant.

„Ja zhdu tebja / Ich warte auf Dich“, Op. 14/Nr.1 von Sergej Rachmaninow,1896

Schade, auch auf Russisch erklang Ihre Stimme nicht angenehmer. So hört sich Wohlklang nicht an.

Piotr Beczała

„Amor ti vieta“, Arie des Grafen Ipanoff aus „Fedora“ von Umberto Giordano, 1898

Na bitte, wieder eine schöne, lupenreine, kraftvolle, gefühlvolle Stimme. Danke, lieber Piotr Bezala, Sie waren auch Ende des Jahres so wunderbar in „Halka“ im Theater an der Wien zu erleben. Vielen Dank für diese schöne Einspielung aus Ihrer polnischen Heimat.

Cóż, proszę, znowu piękny, nieskazitelny, potężny, pełen duszy głos. Dziękuję, drogi Piotrze Bezali, pod koniec roku było również cudownie przeżyć w „Halce” w Theater an der Wien. Dziękuję za to miłe nagranie z polskiej ojczyzny.

Piotr Beczala

Jongmin Park

„Ideale / Ideal“ von Francesco Paolo Tosti, 1882

Herzklopfen… wunderbar, was für ein angenehm väterlich-warmer Bass… Eine Wohlfühlstimme zum Niederknien. In allen Stimmen-Registern absolute Weltklasse. Für mich ist Jongmin Park, den ich seit Jahren an der Wiener Staatsoper verfolge, einer der besten Bässe der Welt. Ein Highlight dieses Abends.

„Auf der Wippe“ von Young-Shim Noh, 1995

Wie schön Sie auch in Ihrer koreanischen Heimatsprache singen, lieber Herr Park… Sie sollten noch stärker die Bühnen dieser Welt erobern… ! Die Menschheit muss Ihre Stimme hören, nicht nur in Wien.

Jongmin Park, (c) Wiener Staatsoper

 

Andreas Schager und Lidia Baich

Eine nette Einspielung vom Weltklassetenor Andreas Schager und seiner Ehefrau, der Geigerin Lidia Baich, die für den ORF auf einem Baum geigte. Schager begleitete sich auf der Gitarre. Aber mit Verlaub, lieber Herr Schager, Ihr Englisch ist ausbaufähig, und Wagner liegt Ihnen besser als „You’ll Never Walk Alone“.

© David Jerusalem: Andreas Schager

Yusif Eyvazov

„Una furtiva lagrima“, Arie des Nemorino aus „L’elisir d’amore“ von Gaetano Donizetti, 1832

Lieber Herr Eyvazov, ich sage es seit längerem: Sie werden immer besser! Sie haben das Zeug zum Weltklassetenor. Ihr Timbre ist einzigartig… Ihre Stimme erklang warm, weniger metallisch als noch vor einiger Zeit. Bravo! So viel schöne Italianità. Und Sie sehen richtig klasse aus! Das war schon Weltklasse!

„L’ultima canzone / Das letzte Lied” von Francesco Paolo Tosti, 1905

Schönster Verisimo…. Italienisch liegt diesem Ausnahmesänger. Eine tolle Entwicklung hat Yusif Eyvazov an der Seite Anna Netrebkos genommen. Eyvazov (geboren am 2. Mai1977 in Algier) ist ein aserbaidschanischerOpernsänger der Stimmlage Tenor. Die Strahlkraft seiner Spitzentöne erreicht kaum jemand auf diesem Planeten.

Anna Netrebko

„Son / Schlaf”, Op. 38 Nr. 5 von Sergej Rachmaninow nach einem Gedicht von Heinrich Heine, 1916

Anna Jurjewna Netrebko (russisch Анна Юрьевна Нетребко, allgemein nur als Anna Netrebko bekannt, * 18. September 1971 in KrasnodarRussische SFSRSowjetunion) ist eine russischösterreichische Opernsängerin in der Stimmlage Sopran. Im Jahr 2006 erhielt sie, neben der russischen, auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Für mich die Sängerin mit dem einzigartigsten Timbre der Welt: Von bernsteinfarbenen Erda-Tiefen eines Mezzos bis hoch zu strahlend-weißen Höhen besticht die Russin stets vom ersten bis zum letzten Ton. Niemand kann leise Vibratotöne so sanft und betörend singen wie Anna Netrebko.

„Mattinata / Morgenröte“ von Ruggero Leoncavallo, 1904

© Andreas Schmidt

Brava! Spacibo!

Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch

Sorry, die meisten Wiener sind not amused, wie der deutsche Tenor Jonas Kaufmann, geboren in München, Wienerlieder singt… Herr Kaufmann, bitte konzentrieren Sie sich wieder auf das, was Sie mal konnten: Verdi, Puccini, Wagner. Diese Darbietung war peinlich. Da singt unser Nachbar die Wienerlieder authentischer und besser im Innenhof… Aber Sie haben ja gerade wieder mal eine CD aufgenommen…

Foto: Jonas Kaufmann, Instagram (c)

Anna Netrebko und Yusif Eyvazov

„Non ti scordar di me / Vergiss mich nicht” von Ernesto De Curtis,1935

Ein wunderbar-würdiger Abschluss von den beiden besten Sängern dieses Abends, die in Wien eine schöne Dachgeschosswohnung im 1. Bezirk bewohnen – neben Jongmin Park und Valentina Nafornita sorgte das bekannteste Gesangsehepaar der Welt für die musikalischen Höhepunkte an diesem Abend.

Mitwirkende Musiker des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien:

  • Peter Matzka
  • Jue-Hyang Park
  • Martin Kraushofer
  • Solveig Nordmeyer
  • Am Klavier: Jendrik Springer

Andreas Schmidt, 19. April 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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