„Don Giovanni“ an der Staatsoper Wien, Foto: © Michael Pöhn
„Die Maske gehört nicht zu unsrer Kultur“, hörten wir aus dem Hohen Haus am Ballhausplatz Nr. 2. Sie wurde auch schon zum Zankapfel in Regierungskreisen. Ironie der Geschichte. Wer hätte bei der Einführung des Verbots der Gesichtsverhüllung am 1. Oktober 2017 gedacht, dass wir alle einmal an gewissen Orten schwer erkennbar würden?
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Übrigens, ob sich hinter einer Gesichtsbedeckung wirklich ein Mann verbergen kann, ist fraglich. Mitte der Sechzigerjahre lief im Fernsehen die spannende mehrteilige Krimireihe „Das Geheimnis des Louvre“. Aus den Zuschauerreaktionen noch vor des Rätsels Lösung ging hervor, dass an den Augen des Phantoms auf eine Frau geschlossen wurde. Die Zuseher behielten Recht. Das Phantom spielte Juliette Gréco.
In Stiegenhäusern sind meine Frau und ich meistens die einzigen „charmanten Masken“, um mit Leporellos Worten zu schmeicheln. Manche glauben sich entschuldigen zu müssen und meinen, sie kriegen mit der Maske schwer Luft. Das liegt nicht in einer Asthmaanfälligkeit, sondern an einer zu flachen Atmung. Ärzte haben mir diese Laiendiagnose bestätigt.
Mit der Maske vor dem Gesicht haben wir keinerlei Schwierigkeiten und können uns selbstbewusst auch bei erhöhter Kohlendioxidkonzentration auf unsere Atemtechnik verlassen. Meine Frau musste sich bei ihrer Gesangsausbildung von Brustatmung auf Zwerchfellatmung umstellen, was am Anfang eine hohe Konzentration bedeutete. Frau Prof. Firbas prüfte streng den Blick über den Flügel hebend, ob sich etwa verbotenerweise Sylvias Schultern nach oben bewegten.
Ich habe zwar nie Gesangsunterricht genommen, aber hatte als Mutant mit dreizehn Jahren Schwierigkeiten bekommen. Ich sang zwar mit Männerstimme Freddy Quinns „Brennend heißer Wüstensand“, drückte aber beim Sprechen in die gewohnte Knabenstimme hinauf. Sie wurde immer gebrochener und es klang nach einer schweren Erkältung. Der HNO-Arzt verschrieb mir Atemübungen und ich verließ seine Ordination mit tiefer Stimme. Um nicht mehr in die unzeitgemäße Knabenstimme zu verfallen, musste ich, eine Stoppuhr in der Hand, auf den Vokalen A, E und O in verschiedenen Tonlagen den Ton möglichst lang halten.
Leider hat sich mit der Zeit die Stimme zum Bariton aufgehellt, die Prognose des Arztes, ein Bass zu bleiben und wie Sarastro zu klingen erfüllte sich nicht. Noch heute höre ich in der Oper neidvoll auf das tiefe E.
Lothar und Sylvia Schweitzer, 1. Juni 2021, für
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Lothar Schweitzer ist Apotheker im Ruhestand. Gemeinsam mit seiner Frau Sylvia schreibt er seit 2019 für klassik-begeistert.de: „Wir wohnen im 18. Wiener Gemeindebezirk im ehemaligen Vorort Weinhaus. Sylvia ist am 12. September 1946 und ich am 9. April 1943 geboren. Sylvia hörte schon als Kind mit Freude ihrem sehr musikalischen Vater beim Klavierspiel zu und besuchte mit ihren Eltern die nahe gelegene Volksoper. Im Zuge ihrer Schauspielausbildung statierte sie in der Wiener Staatsoper und erhielt auch Gesangsunterricht (Mezzosopran). Aus familiären Rücksichten konnte sie leider einen ihr angebotenen Fixvertrag am Volkstheater nicht annehmen und übernahm später das Musikinstrumentengeschäft ihres Vaters. Ich war von Beruf Apotheker und wurde durch Crossover zum Opernnarren. Als nur für Schlager Interessierter bekam ich zu Weihnachten 1957 endlich einen Plattenspieler und auch eine Single meines Lieblingsliedes „Granada“ mit einem mir nichts sagenden Interpreten. Die Stimme fesselte mich. Am ersten Werktag nach den Feiertagen besuchte ich schon am Vormittag ein Schallplattengeschäft, um von dem Sänger Mario Lanza mehr zu hören, und kehrte mit einer LP mit Opernarien nach Hause zurück.“