Foto: Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen / Asmik Grigorian / Matthias Goerne / Tarmo Peltokoski (c) Daniel Dittus
Dmitri Schostakowitsch
Kammersinfonie c-Moll op. 110a (1960/67)
Dmitri Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 14 op. 135(1969)
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Tarmo Peltokoski, Dirigent
Asmik Grigorian, Sopran
Matthias Goerne, Bariton
Elbphilharmonie, 22. März 2023
von Dr. Ralf Wegner
Nach mehr als einjähriger Abstinenz besuchten wir wieder ein Konzert in der Elbphilharmonie. Wie am ersten Tag überraschte die Schönheit des großen Saals, vor allem aber die perfekte, glasklare Akustik.
Am Anfang wurde Schostakowitsch’ Kammersinfonie in c-Moll gespielt, nur von Streichinstrumenten. Wie die leisen, eher melancholischen Töne der Geigen des Largo vor dem Hintergrund der tieferen Streichinstrumente voll und rund den Raum füllten, hinterließ einen tiefen Eindruck. Wie sich dann der erst 22-jährige finnische Dirigent Tarmo Peltokoski mit hohem körperlichen Einsatz in die anschließenden, zum Forte führenden rhythmischen Schläge des Allegro molto warf, war bewunderungswürdig anzusehen und, bravourös von der Kammerphilharmonie Bremen gespielt, anzuhören. Nach Ende des nur 25 Minuten andauernden Stücks blieb es gefühlt minutenlang still, bevor der Beifall begann, und niemand wagte es vorher zu husten.
Nach der Pause wurde die 14. Sinfonie von Schostakowitsch gespielt. Abweichend von der Abfolge in einer klassischen Sinfonie handelt es sich um eine begleitende Komposition für Streicher und Schlagzeug in elf Sätzen auf verschiedene Gedichte von Federico García Lorca, Apollinaire, Wilhelm Küchelbeker und Rainer Maria Rilke. Gesungen wurde auf Russisch, so dass die Frage der Interpretation des textlichen Inhalts für uns offen bleiben musste.
Mit dem kraftvollen Bariton Matthias Goernes, eigentlich ist dieser Part für einen Bass gedacht, und der litauischen Sopranistin Asmik Grigorian wurden Könner ihres Fach aufgeboten. Asmik Grigorians Stimme trug bereits beim Pianogesang weit in den Raum.
Im Forte und in der Höhe öffnete sich die Stimme, gewann an Breite und Strahlkraft und überzeugte mit blauweißer Farbigkeit, fast an frisch geschmiedeten Stahl erinnernd. Dabei blieb der Klang frei von jeder Schärfe oder einem störenden Vibrato. Man hörte hier bereits in Anklängen ihre Salome, die sie in der nächsten Saison an der Hamburgischen Staatsoper singen wird.
Der Schlussbeifall war freundlich, aber nicht überwältigend, ganz im Sinne von: Man hat musikalisch wieder etwas dazugelernt.
Dr. Ralf Wegner, 23. März 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at