Sommereggers Klassikwelt 263: Der Komponist Franz Xaver Mozart blieb im Schatten seines Vaters

Sommereggers Klassikwelt 263: Der Komponist Franz Xaver Mozart  klassik-begeistert.de, 4. Dezember 2024

 von Peter Sommeregger

Erst fünf Monate war Mozarts jüngstes Kind alt, als der weltberühmte Vater im Dezember 1791 viel zu jung starb. Vier der insgesamt sechs Kinder des Ehepaares Wolfgang Amadeus und Konstanze Mozart waren im Säuglingsalter gestorben, ein trauriges, aber im 18. Jahrhundert keineswegs seltenes Familienschicksal.

Lediglich der 1784 geborene Sohn Carl Thomas und Franz Xaver erreichten das Erwachsenenalter. Pate des Jüngeren wurde Mozarts Schüler und Freund Franz Xaver Süssmayr, der sich durch die Vollendung von dessen Requiem und der Ausführung der Rezitative in „La Clemenza di Tito“ unsterblich machte.

Franz Xaver und Carl Thomas Mozart

Entgegen anderer Behauptungen engagierte sich die Witwe Mozarts nach dessen Tod intensiv um die Sicherung seiner Werke, regte bereits früh eine gedruckte Gesamtausgabe an und veranstaltete in verschiedenen Städten Europas wie Berlin Benefizkonzerte seiner Werke, um Unterhalt und Erziehung ihrer beiden Söhne zu finanzieren.

 

 

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass Konstanze Mozart in zweiter Ehe den dänischen Diplomaten Georg Nikolaus Nissen heiratete, der nach Wien gekommen war, um eine erste umfassende Biographie Mozarts zu schreiben. Für die Söhne Mozarts war es ein Glücksfall, da Nissen seine Rolle als Stiefvater durchaus ernst nahm.

Anders als sein Bruder brach Carl Thomas die Ausbildung zum Musiker mehrfach ab, versuchte sich als Handelsmann, schließlich wurde er Staatsbeamter und lebte bis zu seinem Tod 1858 in Mailand. Franz Xaver zeigte deutliches Talent für das Klavierspiel, begann auch schon früh zu komponieren und schlug die Laufbahn eines Berufsmusikers ein. Der Name Mozart war für ihn dabei Segen wie Fluch zugleich. Alle Welt war neugierig auf den Sohn des großen Wolfgang Amadeus. An Talent und pianistischer Brillanz fehlte es ihm nicht, aber die Schuhe seines verehrten Vaters blieben lebenslang zu groß für ihn, worunter er selbst am meisten litt.

Nachdem er in Wien erste Auftritte als Pianist und bescheidene Erfolge als Komponist von Klavierstücken erlebt hatte, nahm er zunächst eine Stelle als Musiklehrer bei einer adeligen Familie im galizischen Lemberg an. Er blieb mit Unterbrechungen bis 1838 in Lemberg, was nicht zuletzt einer Affäre mit einer dortigen Adeligen geschuldet war. In den Jahren 1818 bis 1821 unternahm er eine große Konzertreise durch Europa, kehrte danach aber wieder nach Lemberg zurück.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Franz Xaver in Wien. 1844 erkrankte er, wahrscheinlich an Magenkrebs, und suchte Linderung bei einer Kur im böhmischen Karlsbad, wo er am 29. Juli 1844 starb. Auf seinem dortigen Grabstein ist er als Wolfgang Amadeus Mozart bezeichnet, der Zusatz fils oder der Jüngere fehlt.

Bis heute ist sein Nachlass nur unzureichend erforscht. Soweit veröffentlicht, zeichnen sich aber seine Kompositionen für Klavier durch Eigenständigkeit und Melodienreichtum aus. Seine beiden großen Klavierkonzerte wurden mehrfach eingespielt, und machen durchaus neugierig auf mehr. Befreit man den Komponisten von dem unfairen Vergleich mit dem Werk seines Vaters, so ist die Beschäftigung mit seiner Musik durchaus ein Gewinn.

Peter Sommeregger, 3. Dezember 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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