© Foto: Symphonischer Chor Hamburg
Gegen Ende wird es noch besser. Der Chor erzeugt Gänsehaut, die Solistenstimmen von Winkel, Lehmkuhl, Kohlhepp und Schwinghammer vereinigen und umspielen sich aufs Schönste. Schauer des Glücks auch durch Frau Lehmkuhls wahnsinnig intensive Höhen! Das berührt, das überwältigt. Danach dann Frieden! Wunderbar!
Laeiszhalle Hamburg, 18. November 2018
Symphonischer Chor Hamburg
Flensburger Bach-Chor
Sønderjyllands Symfoniorkester
Johanna Winkel Sopran
Wiebke Lehmkuhl Alt
Sebastian Kohlhepp Tenor
Wilhelm Schwinghammer Bass
Leitung Matthias Janz
Charles Gounod
Cäcilienmesse
Antonín Dvořák
Stabat mater op. 58 für Soli, Chor und Orchester
von Sebastian Koik
Was für ein Anblick! So voll war die Bühne der Laeiszhalle Hamburg in ihrer langen Geschichte selten. Am 18. November 2018 singen in der Laeiszhalle der Symphonische Chor Hamburg und der Flensburger Bach-Chor; es spielt das Sønderjyllands Symfoniorkester aus Süddänemark.
Das Konzert beginnt mit der Cäcilienmesse von Charles Gounod. Der Chor singt himmlisch zart „Kyrie eleison“. „Kyrie eleison“/ „Herr erbarme Dich“: Jeder aktivere Christ hat das schon unzählige Male gehört. – So schön wie in diesem Konzert erklang es wohl höchst selten!
Das Gounod-Stück hat Pfiff. Da haben sich die Verantwortlichen etwas sehr Schönes und in Deutschland eher selten Gehörtes ausgesucht. Die Interpretation des Orchesters unter Matthias Janz ist spritzig, frisch und einfach wundervoll! Der Symphonische Chor Hamburg und der Flensburger Bach-Chor, dessen Leiter ebenfalls der wunderbare Matthias Janz ist, artikulieren wie immer perfekt, mit beeindruckender Textverständlichkeit und begeistern mit Lebendigkeit, Inbrunst und Perfektion.
Das Sønderjyllands Symfoniorkester unter Matthias Janz musiziert wunderbar leicht und tänzelnd. Der Dirigent und seine vielen Musiker verstehen die Komposition, das Timing ist perfekt, die Spannung und die Intensität groß. Es macht großen Spaß, diesen vielen wundervollen einzelnen Künstlern in dieser zauberhaft anmutenden künstlerischen Vereinigung zuzuhören!
Die Bläser klingen schön und erhaben, die Streicher sind auf Zack, das Becken schlägt selbstbewusst mutig und auf den Punkt! Die Musik spricht den Zuhörer an, packt ihn, hat Kraft.
Dann bringt Janz mit seinem gewaltigen Klangkörper Frieden und Ruhe in die Musik, um dann wieder mit unfassbarer Frische und Lebendigkeit zu beeindrucken! Matthias Janz beweist sich wieder einmal als exzellenter Dirigent, und der Mann hat auch diese beiden wundervollen Chöre entwickelt und geformt.
Auch der dunkle, erdige Tenor Sebastian Kohlhepp beglückt das Publikum mit dichter Stimme voller Leben, singt präzise mit sehr feinem Vibrato und wunderbarer natürlicher Souveränität. Es ist eine große Freude ihm zuzuhören!
Und dann Stabat Mater von Antonin Dvořák: Sehr Stark! Alles! Was für eine Performance! Die Chöre und der Dirigent leisten Großes! Lebendigkeit, Spannung, Dramatik, großartige Dynamik, alles ist da. Die Künstler leisten grandiose Arbeit.
Stark die Altistin Wiebke Lehmkuhl: Sie singt voller Intensität, Gefühl und Schönheit und gegen Ende des Stückes mit beeindruckenden Ausbrüchen voller Leidenschaft! Und wenn die beiden großen Chöre geschlossen aufstehen, ist es wie ein Ruck, der durch dieses Land geht. Der Ex-Bundespräsident Roman Herzog wäre beglückt! So hatte er sich das wohl erträumt.
Das Konzert ist ein Fest! Der Chor singt mal vielstimmig herrlich sanft und dann wieder erschütternd mächtig, meistert scheinbar mühelos Sprünge in Dynamik, Tempo und Atmosphäre.
Wilhelm Schwinghammer klingt recht hell und leicht für einen Bass und überaus elegant in mittleren Lagen,ohne dass in der Tiefe irgendetwas fehlte. Sein Atem scheint unendlich. Es macht große Freude, diesem natürlichen und agilen Bass Schwinghammer zuzuhören!
Gegen Ende wird es noch besser. Der Chor erzeugt Gänsehaut, die Solistenstimmen von Winkel, Lehmkuhl, Kohlhepp und Schwinghammer vereinigen und umspielen sich aufs Schönste. Schauer des Glücks auch durch Frau Lehmkuhls wahnsinnig intensive Höhen! Das berührt, das überwältigt. Danach dann Frieden! Wunderbar!
Der verdiente Applaus ist gewaltig und ewig lang! Das Publikum jubelt und trampelt wild auf den ehrwürdigen Boden. Stehende Ovationen vom kompletten Saal.
Die Laeiszhalle lebt!
Sebastian Koik, 19. November 2018, für
klassik-begeistert.de