Philharmonie Berlin © Schirmer
Bedřich Smetana
Má Vlast (Mein Vaterland)
Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko
Philharmonie Berlin, 8. Mai 2024
von Peter Sommeregger
In diesen Tagen werden die Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko zwei Konzerte als Gastspiel in Prag geben. Was lag näher, als für die Abende in der Smetana Concert Hall den symphonischen Zyklus Smetanas als einzigen Programmpunkt zu wählen.
In dieses Jahr fällt der 200. Geburtstag Smetanas, ein zusätzlicher Grund, um diese bedeutende Musik auch dem Berliner Publikum wieder nahe zu bringen.
Smetanas musikalische Schilderung seiner Heimat gliedert sich in sechs Abschnitte, von denen „Die Moldau“ häufig allein aufgeführt wird, und selbst in Deutschland große Popularität erreicht hat. Im Grunde ist das ungerecht, denn erst im Zusammenhang des Gesamtwerkes entfaltet sich die Schönheit dieser Liebeserklärung an die Heimat komplett.
Für ein Orchester vom Rang der Berliner Philharmoniker bietet das Werk in großer Besetzung reichlich Gelegenheit, die Virtuosität all seiner Orchestergruppen zu demonstrieren. Das beginnt schon bei den beiden Harfen, die den Zyklus eröffnen, und deren Motiv dann das ganze Orchester aufnimmt. Immer wieder klingen Volksweisen und Tanzrhythmen auf, es gibt vielleicht kein Musikstück, das ein so plastisches Abbild der tschechischen Seele und Nation darstellt. Historisch gesehen haben Smetana, Dvořák und später Janáček mit ihrer Musik für das Volk der Tschechen identitätsstiftend gewirkt, weil sich die Menschen darin wiedergefunden haben.
Kirill Petrenko legt ein forsches Tempo vor, nimmt aber, wo nötig, das Orchester auch wieder zurück und musiziert die an schönen Details reiche Partitur mit liebevoller Sorgfalt schwelgerisch aus. Schnell hat er das Publikum überzeugt, das hoch konzentriert in den Bann dieser Musik gerät. Der Dirigent selbst geht an diesem Abend noch über seine gewohnte Körpersprache hinaus. Er tänzelt nicht nur wie gewohnt und formt mit seinen Händen seine Klangvorstellungen, diesmal gibt er Einsätze zum Teil mit einem Hüftschwung, was an Figuren der böhmischen Volkstänze erinnert. Petrenko strahlt, deutlich kann man ihm seine Affinität zu dieser Musik ansehen, die Freude am Musizieren und die Harmonie mit seinem Orchester ohnehin.
In diesem Konzert wird wieder deutlich, über welch immenses Spektrum musikalischer Stile und Ausdrucksformen Orchester und Dirigent verfügen.
Man freut sich bereits, über diese Reise nach Böhmen hinaus, weitere musikalische Reisen und Entdeckungen mit ihnen zu unternehmen.
Donnernder Applaus am Ende, gespendet von einem beglückten Publikum.
Peter Sommeregger, 9. Mai 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Daniels Anti-Klassiker 22: Bedřich Smetana – „Moldau“ aus „Mein Vaterland“ (1882)
Die Moldau ist so einschmeichelnd, so wunderbar, so angenehm, was soll man sagen, sie ist ein Ohrwurm! Mein Hit an diesem Abend war aber Teil 5, Tabor. Andere Zeiten sind angebrochen im Vaterland, lautere, unruhigere Zeiten, musikalisch aber vielleicht spannendere. Und bei Blanik heißt es nochmal zurücklehnen, Smetana genießen und sich erfreuen an all dem Schönen, das er uns geschenkt hat.
Ralf Krüger