Foto: Theater Freiburg
Theater Freiburg, 06. Oktober 2019
1. Kammerkonzert
Blechbläserquintett des Philharmonischen Orchesters Freiburg
Trompete: Christian Martin Kirsch, Rudolf Mahni, Marc Oberle
Horn: Isabel Forster
Posaune: Hubert Mayer, Malte Neidhardt
Tuba: Hellmut Karg
Werke von Praetorius, Bach, Elgar, Arnold, Pilß, Crespo
von Leah Biebert
Für gewöhnlich sind die Kammerkonzerte eine kleines Monatshighlight im Konzertprogramm des Theater Freiburg. In trauter Atmosphäre bieten sie Platz für Ungewöhnliches, Amüsantes und Neues. Neu ist beim ersten Kammerkonzert dieser Spielzeit Posaunist Malte Neidhardt. Er ist nur einer der sieben Blechbläser, die an diesem Mittag im Rampenlicht und vor dem samtroten Vorhang des Winterer-Foyers stehen.
Wie gewöhnlich stimmen die Musiker des Philharmonischen Orchesters das Publikum mit einem kurzweiligen, vergnüglichen Stück auf das Konzert ein, diesmal ist es Michael Praetorius’ Spagnoletta. Es folgt die Orchestersuite Nr. 2 in h-Moll von Johann Sebastian Bach. Die Bearbeitung für Bläsersensemble kann es in Sachen Kraft durchaus mit der Orchesterfassung aufnehmen – und benötigt gerade deshalb so viel mehr Raum, als ihm das vergleichsweise enge Winterer-Foyer geben kann. Die schnellen Trompetenläufe im Rondeau wirken mehr hektisch als beschwingt, die Polonaise mit ihren Wirbeln gerät mehr stolpernd als tänzerisch. Die Bläser dröhnen in den grauen Sonntagmorgen hinein, für den die gesamte Suite zu lang und zu schwer wirkt.
Erst mit Edward Elgars Chanson de matin geht die Sonne auf. Für das Morgenlied schlägt das Ensemble verhältnismäßig ruhige Töne an, klar und melodiös. Und wie gewöhnlich zeigen sich die Orchestermitglieder publikumsnah: Mit der Aufforderung, den River-Kwai-Marsch zu pfeifen, überbrücken sie Besetzungswechsel und Umbaupausen und leiten geschickt zum nächsten Stück weiter. Das Quintett für Blechbläser stammt aus der Feder von Malcolm Arnold, der für die Filmmusik zu Die Brücke am Kwai einen Oscar erhielt.
So wunderbare Kompositionen gibt es für Bläserensemble, dass es gar keine Bearbeitungen braucht. Die Trompetenwirbel im Scherzo von Karl Pilß sind schlicht und leicht, die Posaune bietet ein schwereloses Fundament. Der erste Satz von Enrique Crespos 3 Spirituals ist ein leichtfüßiges, jazziges Arrangement der Halle des Bergkönigs, in dem die beiden Trompeten abwechselnd die Führung übernehmen. Ein Glück, dass Bachs Orchestersuite am Anfang stand. Denn so kann sich alles Schwere, Überwältigende doch noch in eine Mühelosigkeit auflösen, wie es dem sonntäglichen Kammerkonzert geziemt.
Leah Biebert, 06. Oktober 2019, für
klassik-begeistert.de