Der altersweise Herbert Blomstedt mit Honegger und Brahms bei den Salzburger Festspielen

Blu-ray Rezension: Herbert Blomstedt, Wiener Philharmoniker, Honegger und Brahms  klassik-begeistert.de

Blu-ray Rezension:

Honegger
Symphony No.3 „Liturgique“

Brahms
Symphony No.4

Herbert Blomstedt
Wiener Philharmoniker

Unitel  806204

von Peter Sommeregger

Auftritte des inzwischen 95-jährigen Dirigenten Herbert Blomstedt sind nicht nur des hohen Alters des unermüdlichen Musikers wegen immer besondere Ereignisse. Blomstedts Charisma, das gleichermaßen auf Orchester wie Publikum ausstrahlt, beglückt durch sein verinnerlichtes Musizieren.

Die Wiener Philharmoniker entdeckten diesen besonderen Dirigenten erst relativ spät für sich, aber inzwischen wollen sie ihn gar nicht mehr loslassen. Im August 2021 fand das Konzert während der Salzburger Festspiele statt, das nun als Blu-ray veröffentlicht wurde.

Die Symphonien von Johannes Brahms haben in Blomstedts Repertoire einen festen Platz. Erst in diesem Jahr vollendete der Dirigent mit dem Gewandhausorchester Leipzig eine Einspielung aller vier Symphonien. Wie gewohnt dirigiert Blomstedt auswendig und ohne Taktstock. Seine markanten Hände senden die Signale an die Musiker, die ihm bereitwillig folgen. Er legt diese etwas düstere Symphonie mit breiten ausladenden Tempi an, was ihm die Herausarbeitung feiner Details, speziell im 4. Satz, ermöglicht. Die großartig aufspielenden Wiener Philharmoniker, für die Brahms’ Symphonien gleichsam zu ihrer musikalischen DNA gehören, folgen Blomstedts Konzept bereitwillig, so entsteht eine besonders geglückte Aufführung dieses häufig gespielten Werkes.

Der Brahms-Symphonie vorangestellt, erklingt ein dagegen selten gespieltes Werk, Arthur Honeggers 3. Symphonie, die den Beinamen „Liturgique“ trägt. Das 1946 uraufgeführte Werk des französisch-schweizerischen Komponisten ist aus erheblich spröderem Stoff, erhielt seinen Beinamen wegen des religiösen Kontexts, den der Komponist auch in der Benennung der einzelnen Sätze manifestierte. Es sind dies Dies irae, De profundis clamavi und Dona nobis pacem. Der sakrale Charakter der Musik ist nicht zu überhören, seine berührende Spiritualität entfaltet das Werk aber endgültig erst im dritten Satz. Subtil erforscht Blomstedt diese ungewöhnliche Musik und bereitet damit dem Publikum ein seltenes Hörerlebnis.

Unnötig zu sagen, dass das Publikum im großen Salzburger Festspielhaus den Ausführenden mit schier endlosem Applaus dankt. Man wünscht sich, Herbert Blomstedt würde ewig weiter musizieren.

Ad multos annos, lieber Herbert Blomstedt!

Peter Sommeregger, 18. August 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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