Ladas Klassikwelt 78: Warum schläft der Maulwurf bei der „Mondscheinsonate“?

Buchbesprechung „Die Mondscheinsonate“ von Doris Eisenburger  klassik-begeistert.de

Buchbesprechung „Die Mondscheinsonate“ –
eine Geschichte zur Klaviersonate von Ludwig van Beethoven

von Jolanta Łada-Zielke                       

Hätte Ludwig van Beethoven bei einem nächtlichen Spaziergang im Park am Schloss Korompa tatsächlich ein sonderbares Konzert am See miterleben können, wobei der Käfer Luigi Klavier spielte, und im Publikum kleine Wald- und Wiesentiere saßen?

Das Buch  „Die Mondscheinsonate“ wurde von Doris Eisenburger geschrieben und illustriert. Bereits in den ersten Worten lesen wir:  „Vollmondnächte können besonders zauberhaft sein, vor allem im Frühling. Und manchmal passieren in Vollmondnächten besonders zauberhafte Dinge…“

Die Königin des Sees – eine Libelle – nimmt Platz in einer Speziellen Loge. Nach dem ersten Satz Adagio sostenuto sind fast alle Zuschauer sehr beeindruckt. Frau Erdkröte wirkt ziemlich begeistert, ihr Ehemann dennoch ein bisschen weniger. „Frau Schneck ist ganz aus dem Häuschen“, behauptet Doris Eisenburger. In der Beschreibung des zweiten Satzes – Allegretto – erklärt die Autorin, worum es bei der Stakkato-Technik (es ist phonetisch geschrieben) geht. Einige Tiere fangen dabei an zu tanzen, nur Herr Maulwurf schläft das ganze Konzert durch.

Der Käfer Luigi denkt beim Spielen an sein geliebtes Marienkäferfräulein Giulietta. Die Kenner Beethovens Biographie sehen hier eine Anspielung auf Beethovens Beziehung zu seiner Schülerin Giulietta Guicciardi. Ihr hat  der Komponist diese Sonate gewidmet.

Im letzten Satz Presto agitato (schnell und aufgeregt) beginnt es plötzlich zu regnen und einige Zuschauer flüchten ins Trockene. Nur das Erdkrötenehepaar tanzt mit Freude weiter zur galoppierenden Musik. Doris Eisenberger fügt ihrer Geschichte noch ein wenig Nervenkitzel hinzu: Das Konzert wird durch das Erscheinen einer Fledermaus gestört, die den Grashüpfer fangen möchte. Das Insekt schafft es gerade noch, ihr zu entkommen.

Zum Schluss beschreibt Eisenburger die wahren Umstände der Entstehung des Stücks und erklärt, wer es als „Mondscheinsonate“ betitelte: Es war nämlich der Dichter und Musikkritiker Ludwig Rellstab. Beethoven hatte es ursprünglich „Sonata quasi una fantasia“ genannt.

In der dem Buch beigefügten CD-Aufnahme hören wir wieder die Stimme von Sprecher Hans Jürgen Stockerl und die Aufführung der „Mondscheinsonate“ in der Interpretation von dem ungarischen Pianisten und Professor der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest – Jenö Jandó. Die Aufzeichnung wurde 1987 von NAXOS gemacht.

Obwohl ich diese Fassung im Großen und Ganzen interessant finde,  habe ich zwei Anregungen. Im letzten Absatz gibt Doris Eisenburger Auskunft, dass Beethoven ein Vertreter der Romantik in der Musikgeschichte ist. In der Wirklichkeit lebte und schuf der Komponist im Durchbruch der zwei Epochen: Klassizismus und Romantik. Es ist kein Zufall, dass er neben Josef Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart in die drei Großen Wiener Klassiker aufgenommen wird. Ich denke, die Autorin wollte es einfacher für junge Leser ausdrücken, obwohl das nicht so schwer zu verstehen ist.

Und der zweite Gedanke: Es ist nicht erkennbar, in welchem Alter die Leserzielgruppe sein sollte. Für kleine Kinder scheinen die musikalischen Begriffe, wie legato, staccato, zu schwierig zu sein. Die älteren würden die Story mit dem Konzert für Wald- und Wiesentiere zu naiv finden. Sophie Werkmeister, Musikerin und Musiklehrerin in Hamburg, die das Buch ihren beiden fünfjährigen Söhnen vorgelesen hat, ist der gleichen Meinung:

Den Jungen gefällt es gut – gerade die Mischung von der realen Rahmenerzählung und der fantasieanregenden Tier- und Naturgeschichte. Was sie natürlich nicht verstanden haben, sind die musiktheoretischen Anteile und die Fachbegriffe. Es stört sie aber nicht.

Ich selbst finde es hübsch gezeichnet, von der Grundidee gut, aber in der Umsetzung etwas gekünstelt und nicht so richtig stimmig. Zum Beispiel, warum haben ausgerechnet die komischen Kröten die Hauptrolle? Warum schläft der Maulwurf? Und die Zielgruppe ist nicht ganz klar. Ich denke, dass das Buch für selbst musizierende Grundschüler gut geeignet ist. Immerhin wollten meine Söhne am nächsten Tag das Buch nochmal anschauen. Und das ist ja die Hauptsache!

Jolanta Łada-Zielke, 05. September 2021, für
klassik-begeistert.de und Klassik-begeistert.at

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