Kirill Petrenkos Bruckner: So ganz anders, als man’s gewohnt ist

Berliner Philharmoniker © Stephan Rabold

Kathedrale ja, aber durchaus ohne Weihrauch: Die Berliner Philharmoniker bieten in Frankfurt beeindruckend Anton Bruckners fünfte Sinfonie dar.

 Anton Bruckner (1824-1896) – Sinfonie Nr. 5 B-Dur

Alte Oper, Frankfurt, 12. November 2024

von Brian Cooper, Bonn

Wer sich anderthalb Stunden vor Konzertbeginn in der Alten Oper einfindet, hat zuweilen Gelegenheit, Ulrike Kienzles kenntnisreich und humorvoll vorgetragene Vorlesungen zu erleben. (Das Wort „Konzerteinführung“ griffe für die einstündigen Vorträge der Reihe „Kienzles Klassik“ viel zu kurz.) Die langjährige Verfasserin exzellenter, luzider Programmheft-Texte warnte ihr Publikum im vollbesetzten Vortragssaal: „Sie sollten gleich hellwach sein!“ „Anton Bruckner, Sinfonie Nr. 5 B-Dur
Frankfurt, Alte Oper, 12. November 2024“
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Solide, aber wenig spannungsreich: Bachs Matthäuspassion unter Francesco Corti

Alte Oper Frankfurt © Norbert Miguletz

Johann Sebastian Bach: Matthäuspassion   BWV 244

Maximilian Schmitt, Evangelist
Yannick Debus, Christus
Kateryna Kasper, Sopran
Philippe Jaroussky, Alt
Zachary Wilder, Tenor
Andreas Wolf, Bass

Zürcher Sing-Akademie
Freiburger Barockorchester
Leitung: Francesco Corti

Alte Oper Frankfurt, 16. März 2024

von Kirsten Liese

In der Regel verlasse ich Konzerte mit dem Freiburger Barockorchester begeistert. Und wenn es allein um seinen Part geht, war die jüngste Matthäuspassion in der Alten Oper, engagiert musiziert, allemal hörenswert. Und doch blieb diese Aufführung – ich sage das schweren Herzens – hinter meinen Erwartungen zurück.

Das fängt damit an, dass Francesco Corti als musikalischer Leiter  zu wenig mit den Solisten und der Züricher Sing-Akademie an der Auslegung des teils sehr dramatischen Texts gearbeitet hat. So gleichförmig alles klang, hatte es den Anschein, als hätte man sich damit begnügt, die Töne einzustudieren. „Johann Sebastian Bach, Matthäuspassion BWV 244
Frankfurt, Alte Oper, 16. März 2024“
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Simply the best: Der zweite Abend mit Riccardo Muti und dem Chicago Symphony Orchestra in Frankfurt ist eine Wucht

© Todd Rosenberg Photography/Chicago Symphony Orchestra

Chicago Symphony Orchestra
Riccardo Muti, Dirigent

Philip Glass: The Triumph Of The Octagon

Felix Mendelssohn Bartholdy: Sinfonie Nr.4 A-Dur op. 90 „Italienische“

Richard Strauss: Aus Italien. Sinfonische Fantasie für großes Orchester op.16

Frankfurt, Alte Oper, 19. Januar 2024

von Kirsten Liese

Es ist eine große Freude, dass das Chicago Symphony Orchestra (CSO) auf seiner Europa-Tournee in Frankfurt gleich mit zwei Konzerten Station macht. Schon 2020, als ich es innerhalb einer Europa-Tournee unter Riccardo Muti mit Prokofjews dritter Sinfonie und Auszügen aus dessen Ballettmusik Romeo und Julia in Köln erleben durfte, ist mir das Orchester mit seinen packenden Interpretationen so stark ans Herz gewachsen, dass ich durchaus nachvollziehen kann, dass es ein Musiker wie der Posaunist Charles Vernon selbstbewusst noch über die Wiener Philharmoniker stellen kann. „Chicago Symphony Orchestra Riccardo Muti, Dirigent
Frankfurt, Alte Oper, 19. Januar 2024“
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Riccardo Muti und das Chicago Symphony reüssieren mit einem glanzvollen Abend in Frankfurt

© Todd Rosenberg Photography/Chicago Symphony Orchestra

Chicago Symphony Orchestra
Riccardo Muti, Dirigent

Anatoli Ljadow: „Der verzauberte See“. Märchenbild für Orchester op.62

Igor Strawinsky: „Der Feuervogel“. Ballett-Suite für Orchester (Fassung von 1919)

Johannes Brahms: Sinfonie Nr.2 op.73

Frankfurt, Alte Oper, 18. Januar 2024

von Kirsten Liese

Das Chicago Symphony befindet sich auf seiner letzten Tournee mit seinem scheidenden Chefdirigenten Riccardo Muti, die am 11. Januar in Brüssel ihren Anfang nahm. Aber so sehr wie sich Orchester und Dirigent nahestehen, kann und will man sich noch gar nicht vorstellen, wie es ohne den Maestro weitergehen soll. Drei Musiker jedenfalls, die ich am Tag darauf noch zu Interviews traf, sagten übereinstimmend, Muti sei unersetzbar. „Farewell Chicago Symphony Orchestra, Riccardo Muti, Dirigent
Frankfurt, Alte Oper, 18. Januar 2024“
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Riccardo Mutis sparsame Gesten bewirken Großes

© Todd Rosenberg Photography/Chicago Symphony Orchestra

Auf seiner „Farewell Tour“ mit dem Chicago Symphony Orchestra quer durch Europa dirigiert der Maestro gleich zwei Programme in Frankfurt am Main. Der erste Abend dort zeitigt ein reizvolles Programm und gerät phänomenal.

Anatoli Ljadow (1855-1914) – Der verzauberte See. Märchenbild für Orchester, op. 62

Igor Strawinsky (1882-1971) – Der Feuervogel. Suite für Orchester

Johannes Brahms (1833-1897) – Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 73

Chicago Symphony Orchestra
Riccardo Muti, Dirigent

Frankfurt, Alte Oper, 18. Januar 2024

von Brian Cooper, Bonn

Die laufende Saison ist nur so gespickt mit Tourneen der großen amerikanischen Orchester. Für die persönliche Konzertplanung bedeutet das: zweimal Boston, dreimal Philadelphia, zweimal Chicago, einmal Washington und einmal Dallas. Nicht schlecht für eine Saison. Und auch die Band aus Cleveland war im Oktober 2023 in Europa, aber die hatte ich diesmal nicht auf dem Schirm.

„CHICAGO SYMPHONY ORCHESTRA Amerika zu Gast
Frankfurt, Alte Oper, 18. Januar 2024“
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Kirill Petrenko ist ein Glücksfall für Berlin

Berliner Philharmoniker © Monika Rittershaus

Auch wegen des Repertoires bleibt es in Berlin spannend: Ein Abend in Frankfurt mit den Berliner Philharmonikern und zwei komplexen Werken der Spätromantik, die transparenter nicht klingen könnten

Max Reger (1873-1916) – Variationen und Fuge für Orchester über ein Thema von Mozart op. 132 (1914)

Richard Strauss (1864-1949) – Ein Heldenleben op. 40. Tondichtung für großes Orchester (1897/98)

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Leitung

Frankfurt, Alte Oper, 7. November 2023

von Brian Cooper, Bonn

Auf den Tag genau ein Jahr nach ihrem begeisternden Mahler spielen die Berliner Philharmoniker wieder unter Chefdirigent Kirill Petrenko in Frankfurt. Wieder steht das Traditionsorchester am Vorabend einer Konzertreise: Diesmal geht es nach Südkorea und Japan. „Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko, Reger und Strauss
Frankfurt, Alte Oper, 7. November 2023“
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Die Wunderharfe aus Dresden malt in Frankfurt exquisite bayerische Alpenlandschaften

© Jörg Simanowski – Markenfotografie

„Über allen Gipfeln ist Ruh“ – aber dann bricht der Sturm los: Musik von Hindemith und Strauss in Vollendung. Umjubelter Auftritt der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann in der Alten Oper in Frankfurt am Main.

Bei beiden Werken des Hauptprogramms dachte man: Schade, dass es schon vorbei ist. Besonders eindrücklich war die Stille im Publikum nach dem Ende der Alpensinfonie.

 Frankfurt, Alte Oper, 14. September 2023

Paul Hindemith (1895-1963) – Der Schwanendreher
Richard Strauss (1864-1949) – Eine Alpensinfonie op. 64

Antoine Tamestit, Viola
Sächsische Staatskapelle Dresden
Christian Thielemann, Dirigent

von Brian Cooper, Bonn

„In Alpennähe leichte Schauer“, erzählt der DLF-Wetterfrosch im Autoradio auf dem Weg zum Siegburger Bahnhof. Was mir angesichts des bevorstehenden Programms zur Saisoneröffnung in der Frankfurter Alten Oper ein kurzes Lachen abringt.

Christian Thielemann ist erwiesenermaßen einer der Strauss-Dirigenten unserer Tage. Und sämtliche Erwartungen an die Aufführung der Alpensinfonie – sicher eine der bedeutendsten Tondichtungen des gebürtigen Münchners – wurden hier erfüllt und übertroffen. Die Musikerinnen und Musiker der Sächsischen Staatskapelle Dresden, eines Orchesters, das Richard Wagner als seine „Wunderharfe“ bezeichnete und das in diesen Tagen seinen 475. Geburtstag feiert, waren großartig aufgelegt. „Sächsische Staatskapelle Dresden, Thielemann
Alte Oper, Frankfurt, 14. September 2023“
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Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker weben in der Alten Oper einen luxuriösen Klangteppich

Foto: © Alte Oper Frankfurt, Tibor-Florestan Pluto

Zum drin Versinken: Das romantische Programm mit Mendelssohn und Brahms wird zum exquisiten Ereignis.

Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) – Konzertouvertüre „Die Hebriden“ h-Moll op. 26; Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 („Schottische“)

Johannes Brahms (1833-1897) – Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73

Wiener Philharmoniker
Christian Thielemann, Dirigent

Frankfurt, Alte Oper, 28. Februar 2023

von Brian Cooper, Bonn

Christian Thielemann habe ich bislang selten im Konzert erlebt. In der Oper schon gar nicht, da er viel Wagner macht und ich Wagner eher meide. Diese miserablen Texte, die literaturferner nicht sein könnten, dann die fürchterlichen Namen (Wellgunde, Schwertleite, Hunding – ich bitte Sie) und schließlich das ganze Deutschtum drumherum: not my cup of tea, bzw. de gustibus. Ich halte es da eher mit Woody Allen: Höre ich Wagner, bekomme ich Lust, Polen zu erobern.

’Tschuldigung. Beim Namen Wagner hat es mich kurz geschüttelt. Und in diesen humorlosen Zeiten reflexhaft-schneller Empörung stelle ich klar: „Niemand hat die Absicht,…“ Nein, auch das ist weiß Gott kein guter Beginn. Also: Ich beabsichtige nicht, in irgendein Land einzumarschieren. Ich gehe noch nicht mal wandern. „Mendelssohn-Bartholdy, Brahms, Wiener Philharmoniker, Christian Thielemann, Dirigent
Frankfurt, Alte Oper, 28. Februar 2023“
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Paavo Järvi in der Alten Oper: Das kann man allenfalls anders spielen, aber beileibe nicht besser

Concertgebouworkest, Lisa Batiashvili  © Alte Oper Frankfurt, Tibor-Florestan Pluto

Diese Sternstunde wird lange in Erinnerung bleiben.

Ganz ohne Karneval bilden das Amsterdamer Concertgebouworkest und Lisa Batiashvili mit dem estnischen Meisterdirigenten im Frankfurter Rosenmontagskonzert ein perfektes Dreigestirn.


Ludwig van Beethoven (1770-1827) – Violinkonzert D-Dur, op. 61

Sergei Prokofjew (1891-1953) – Sinfonie Nr. 5 B-Dur, op. 100

Concertgebouworkest
Lisa Batiashvili, Violine
Paavo Järvi, Dirigent

Alte Oper, Frankfurt, 20. Februar 2023

von Brian Cooper, Bonn

„Sachma, bist Du jeck, am Rosenmontag Deine Wohnung zu verlassen?“, fragen mich Freunde, die meine Karnevalsträgheit kennen. „Sonst verschanzt Du Dich doch immer!“ Stimmt, aber ich habe einen wichtigen Termin und muss ja nur zum Bahnhof. Unterwegs sehe ich wenig bis gar keine originellen Verkleidungen, gepflegte Deiters-Langeweile halt, und bin froh, gleich nicht im Regionalzug zu sitzen. Die Straßenbahn war schlimm genug. „Concertgebouworkest Lisa Batiashvili, Violine Paavo Järvi, Dirigent
Alte Oper, Frankfurt, 20. Februar 2023“
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Sir Antonio Pappano, auf Abschiedstournee, bringt römische Wärme in die Alte Oper

Foto: Accademia Nazionale di Santa Cecilia © Salar Baygan

Mit seinem Spitzenorchester aus der italienischen Hauptstadt gastierte ein Meister der subtilen Schattierungen in der Alten Oper in Frankfurt, zum letzten Mal als Chefdirigent.


Sergei Prokofjew (1891-1953) – Sinfonie Nr. 1 D-Dur, op. 25

Maurice Ravel (1875-1937) – Klavierkonzert G-Dur

Jean Sibelius (1865-1957) – Sinfonie Nr. 5 Es-Dur, op. 82

Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Rom
Seong-Jin Cho, Klavier
Sir Antonio Pappano, Dirigent

Frankfurt, Alte Oper, 27. Januar 2023

von Brian Cooper, Bonn

Mein 40. Konzert in der gefühlt noch jungen Saison 2022/23 bringt mich zum dritten Mal mit Sir Antonio Pappano zusammen, den ich tatsächlich auch zum dritten Mal mit Ravel erlebe. Und was soll ich sagen: Der freundliche und charismatische Herr, liebevoll „Tony“ genannt, ist einfach ein großartiger Ravel-Dirigent! Mit dem Chamber Orchestra of Europe gab er im vergangenen Dezember in Köln ein Tombeau de Couperin, an das man sich noch lange erinnern wird. Was für Holzbläser! Wer’s gehört hat, weiß, wovon ich spreche. „Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Rom Seong-Jin Cho, Klavier, Sir Antonio Pappano
Frankfurt, Alte Oper, 27. Januar 2023“
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