Schöne Schwestern singen im Duett

CD-Rezension:

Die neue CD „Brahms, Duets and Romances“

Felicitas und Judith Erb, beide Sopran,
Magnus Dietrich, Tenor
Doriana Tchakarova, Klavier.

Erschienen bei Musikproduktion Dabringhaus und Grimm, April 2022.

von Dr. Lorenz Kerscher

Die wohlhabenden Bürger des 19. Jahrhunderts sparten nicht an der Bildung ihrer Töchter. Das Ziel war jedoch nicht die finanzielle Unabhängigkeit durch Ausübung eines soliden Berufs, für den man die jungen Frauen von heute qualifizieren möchte. Arbeit war damals etwas für Dienstboten und Mägde, also wollte man den Töchtern den Weg in ein angenehmeres Leben an der Seite eines wohlhabenden Mannes ebnen. Diesen sollte die Frau in jeder Hinsicht zufriedenstellen und dabei nicht nur Geliebte und treusorgende Mutter, sondern auch geistvolle Gesprächspartnerin und charmante Gastgeberin sein. Und da es in dieser Zeit kein Radio gab, was es ideal, wenn sie darüber hinaus noch imstande war, das Haus mit schönen Klängen zu füllen.

Also standen auf dem Heiratsmarkt des Bürgertums die „klavierspielenden Töchter“ besonders hoch im Kurs und der absolute Luxus war, wenn sie dazu auch noch schön singen konnten. Sich mit Schumanns „Frauenliebe und -Leben“ den Gästen als ideale Gattin in spe zu präsentieren, war damals gewiss etliche Stunden intensiven Übens wert! Liedkompositionen, die auf das Amateurniveau der Bürgermädchen ausgerichtet waren, waren in dieser Zeit besonders beliebt und für aufstrebende Komponisten eine gute Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Und auch für den besonders glücklichen Fall, dass es in einer Familie gleich zwei singende Töchter gab, sorgte der Einfallsreichtum der Tonschöpfer für reichliches Notenmaterial. „CD-Rezension: „Brahms, Duets and Romances“
klassik-begeistert.de“
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England macht auf

Senkrechtstart im Londoner Kulturbetrieb – bis zur nächsten Notlandung?

Wigmore Hall, London, Montag 17. Mai 2021
Steven Isserlis, Cello; Irène Duval, Violine; Mishka Rushdie, Piano

Barbican Hall, London, Dienstag, 18. Mai 2021
London Symphony Orchestra (LSO), Sir Simon Rattle (Fotos: Ritterband ©)

von Dr. Charles E. Ritterband

Foto: Charles. E. Ritterband

Vergangene Woche habe ich in London verbracht – und es war ein einziger Höhenflug. Mein „Gentlemen’s Club“, der legendäre Reform Club an der Pall Mall im Londoner „Clubland“, hat nach monatelanger, Covid-bedingter Schließung, endlich seine Pforten wieder geöffnet. Und so konnte ich erstmals wieder in den historischen Gästezimmern übernachten, um von hier aus mit neuem Elan in das aus dem Covid-Dornröschenschlaf erwachte Londoner Kulturleben einzutauchen.

Mein erster Weg führte mich in Londons renommiertesten Konzertsaal – klein aber fein – die Wigmore Hall.  1901 von der Berliner Bechstein-Klavierfabrik als „Bechstein Hall“ im Jugendstil mit zahlreichen Kunstwerken aus dieser Epoche erbaut gilt die (auf Kammermusik und Lieder spezialisierte) Wigmore Hall mit ihrer außergewöhnlichen Akustik als einer der besten Konzertsäle weltweit. Am letzten Montagabend (17.5.2021) fand hier – nach 14monatiger Schließung wahrhaft ein historisches, von der Londoner Musikwelt mit Sehnsucht erwartertes Ereignis – wieder ein erstes Konzert statt. Und es war bereits ein absoluter Höhepunkt. „London Symphony Orchestra (LSO), Sir Simon Rattle
Barbican Hall, London, Dienstag, 18. Mai 2021 und Wigmore Hall, London, Montag 17. Mai 2021“
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