Orchestrale Langeweile: Daniele Gatti verunstaltet die "Meistersinger" in Bayreuth, da kann auch die Regie nichts mehr retten

Die Meistersinger  von Nürnberg 2025 © Enrico Nawrath

Wenn diese wunderbar feinsinnige und sowohl humorvoll als auch satirische Musik wie eine Mischung aus Tristan, Götterdämmerung und Parsifal klingt, dann liegt hier ein Missverständnis vor. Die teilweise durch überdehnte Tempi fast zum Stillstand kommende Musik findet keinen Einklang mit den Aktionen auf der Bühne.

Richard Wagner
Die Meistersinger von Nürnberg

Musikalische Leitung:  Daniele Gatti

Regie:  Matthias Davids

Solisten:  Georg Zeppenfeld, Michael Spyres, Christina Nilsson

Orchester und Chor der Bayreuther Festspiele

Bayreuther Festspiele, 5. August 2025

von Axel Wuttke

Um es gleich vorwegzunehmen, es ist nicht die Inszenierung von Matthias Davids, die für den zwiespältigen Eindruck dieser Aufführung gesorgt hat. Im Gegenteil. Die im Vorfeld schon mit Zweifeln bedachte Produktion des musical-erprobten Regisseurs entpuppt sich als handwerklich gut gemachtes, mit Spielfreude und Witz angelegtes Konzept, das nie in den gefürchteten Klamauk ausufert, sondern solide die Geschichte erzählt. „Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg
Bayreuther Festspiele, 5. August 2025“
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Klein beleuchtet kurz 60: Bayreuth ist wie nach Hause kommen

Bayreuther Festspielorchester unter Christian Thielemann; Foto Patrik Klein

Kaum hat man seine Ferienwohnung im beschaulichen Eckersdorf ganz in der Nähe des Schloss Fantaisie bezogen, hat sich in der Community von Bayreuth als anwesend geoutet und schon sind am Abend Freunde um den Tisch versammelt – Orchestermusiker, Chorsänger, Sänger – und man hat sich viel zu erzählen – das ist Bayreuth.

von Patrik Klein

Im letzten Jahr hatte ich mal auf den Besuch der Bayreuther Festspiele verzichtet und war stattdessen für zwei Wochen bei den Wertinger Festspielen unterwegs für klassik-begeistert. Da könnte man denken, was für eine Alternative ist das denn? Weit gefehlt, denn in dem Ort nahe Augsburg fand und findet jedes Jahr ein attraktives Festival mit Konzerten, Liederabenden und Kinderopern statt, wo sich auch einige Künstler aus Bayreuth betätigen, man genießen kann, Kontakte knüpft, ja einfach Spaß hat. „Klein beleuchtet kurz 60: Bayreuth ist wie nach Hause kommen
Bayreuther Festspiele, 13. August 2025“
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„Die Meistersinger“ in Bayreuth: Mittelweg zwischen Tradition und Moderne

„Die Meistersinger von Nürnberg“, zweiter Akt © Enrico Nawrath, Bayreuther Festspiele

Richard Wagner
„Die Meistersinger von Nürnberg“

Musikalische Leitung:  Daniele Gatti

Regie:  Matthias Davids

Solisten:  Georg Zeppenfeld, Michael Spyres, Christina Nilsson
Orchester und Chor der Bayreuther Festspiele

Bayreuther Festspiele, 5. August 2025

von Jolanta Łada-Zielke

Kann man sich bei Wagner gut amüsieren? Wenn ja, dann bei „Die Meistersinger von Nürnberg“, der einzigen komischen Oper im Werk des Komponisten, obwohl sie unter traurigen Umständen entstand. „Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg
Bayreuther Festspiele, 5. August 2025“
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Lohengrin braucht mehr als einen Tag Pause

Piotr Beczała als Lohengrin, Akt III, Bayreuther Festspiele 2025 © Enrico Nawrath

Richard Wagner
Lohengrin

Musikalische Leitung:  Christian Thielemann

Inszenierung:  Yuval Sharon
Chorleitung:  Thomas Eitler de Lint

Festspielorchester Bayreuth 

Bayreuther Festspiele, 6. August 2025

von Jolanta Łada-Zielke

Einer der Höhepunkte der diesjährigen Bayreuther Festspiele war die Rückkehr von Piotr Beczała in die Wiederaufnahme von Yuval Sharons Lohengrin-Inszenierung aus dem Jahr 2017. Viele Polen kamen aus den entlegensten Winkeln der Welt in die Hauptstadt Oberfrankens, um ihn zu sehen. „Richard Wagner, Lohengrin
Bayreuther Festspiele, 6. August 2025“
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Thielemanns „Lohengrin“  überstrahlt alles Übrige in diesem Bayreuther Festspielsommer

Lohengrin, Elza van den Heever (Elsa von Brabant), Piotr Beczała (Lohengrin) © Enrico Nawrath

Dies war eine Aufführung der großen Euphorie eines jeden für jeden. Wie Thielemann Wagner liebt, liebt das Publikum den Dirigenten und feiert ihn wie einen Kaiser. „Lohengrin“ sei die begehrteste Vorstellung in dieser Festspielsaison, schrieb die FAZ. Stimmt. Ohne eine Karte für ihn hätte ich mich nach Bayreuth gar nicht aufgemacht. 

Richard Wagner
Lohengrin

Musikalische Leitung: Christian Thielemann

Inszenierung: Yuval Sharon
Chorleitung: Thomas Eitler de Lint

Festspielorchester Bayreuth

Bayreuther Festspiele, 4. August 2025

von Kirsten Liese

Es fällt nicht leicht, über diesen Lohengrin zu schreiben, ohne sich vielfach zu wiederholen, Formulierungen zu finden, die nicht schon rauf und runter geschrieben wurden. Alle Superlative von unwiderstehlich gut über magisch, genial, einmalig oder zum Niederknien schön haben sich schon lange erschöpft. „Richard Wagner, Lohengrin
Bayreuther Festspiele, 4. August 2025“
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„Vor euren Augen soll es leuchtend tagen!“ – „Lohengrin“ glänzt in Bayreuth 2025

Lohengrin, Elza van den Heever (Elsa von Brabant), Chor der Bayreuther Festspiele © Enrico Nawrath

Es funktioniert noch, das „blaue Wunder“ auf dem Grünen Hügel, auch wenn der Lohengrin in der Inszenierung von Yuval Sharon mit der Bühne und den Kostümen von Rosa Loy und Neo Rauch nun schon im achten Aufführungsjahr angekommen ist. Seien wir ehrlich – auf manche Regie-Einfälle blickt man immer noch mit Fragezeichen, aber nach wie vor erfreut das in zahlreichen Nuancen leuchtende magische Blau, das, wie die ganze Produktion, seit Jahren hinlänglich besprochen und assoziiert worden ist.

Lohengrin
Musik und Libretto von Richard Wagner

Christian Thielemann, Dirigent

Yuval Sharon, Inszenierung

Piotr Beczała, Tenor
Andreas Bauer Kanabas, Bass
Elza van den Heever, Sopran
Miina-Liisa Värelä, Sopran
Michael Kupfer-Radecky, Bariton
Ólafur Sigurdarson, Bariton

Festspielorchester Bayreuth

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele 1. August 2025

von Dr. Andreas Ströbl

Nicht wundern – genießen!

Wer über das wunderbare Bühnenbild die wunderlichen inszenatorischen Einfälle, wie das nervige Herumschubsen der Blumenstreuerinnen und des Heerrufers, inszenatorische Längen im zweiten Aufzug durch zuwenig Bewegungsregie, den Feuertod des Königs und das Massensterben der ja hier als Insekten dargestellten Brabanter den Kopf schüttelt, der mag mit Wilhelm Busch nur ironisch ausrufen „Guckste wohl! Jetzt ist’s vorbei mit der Käferkrabbelei!“, und sich am besten vor allem der musikalischen Darbietung hingeben. „Richard Wagner, Lohengrin
Bayreuther Festspiele, 1. August 2025“
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Tristan als Liebesdrama ohne Tiefe: Für Bayreuth ist das nicht genug

Tristan 2025 © Enrico Nawrath

Aus dem Graben drang nur selten einmal tiefe Schwermut, wie mir überhaupt Semyon Bychkov den Eindruck eines Langstreckenläufers im Mezzoforte machte.

Das war wohl auch der Grund, warum die Produktion trotz vereinzelter sängerischer Glanzleistungen wenig ans Herz ging. Unterm Strich eine gute, solide Aufführung. Aber für Bayreuth ist das nicht genug.

Richard Wagner,  Tristan und Isolde
Bayreuther Festspiele, 3. August 2025

Musikalische Leitung: Semyon Bychkov

Inszenierung: Thorleifur Örn Arnarsson

von Kirsten Liese

Oftmals sind bei einem Tristan oder einer Götterdämmerung die Kräfte im letzten Akt schon verbraucht und dann tönen die Stimmen  reiflich angegriffen und angestrengt.

In dieser Vorstellung war es genau umgekehrt, aber keineswegs deshalb, weil sich die Protagonisten anfangs geschont hätten. Nein, von Anfang an haben alle alles gegeben, nur wurde im ersten Akt streckenweise ohne schöne Tongebung gesungen, das betraf allen voran Camilla Nylunds Isolde, der in den Spitzen doch so manches unschöne Flackern unterkam, dicht am Schrei. Und Ekaterina Gubanovas Brangäne, die auch in der Mittellage kein ebenmäßiges Vibrato hören ließ. Das alles bei mittelmäßiger Textverständlichkeit. „Richard Wagner, Tristan und Isolde
Bayreuther Festspiele, 3. August 2025“
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„Spielt, daß ’s lustig wird!“: „Die Meistersinger“ lassen den Grünen Hügel lachen

Die Meistersinger von Nürnberg, Christina Nilsson (Eva) © Enrico Nawrath

Klar – Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ ist eine komische Oper, aber wann hat man mal in einer Inszenierung wirklich Tränen gelacht? Regisseur Matthias Davids hat mit seiner Produktion von 2025 in Bayreuth sicher keine Experimente gewagt, aber es ist ihm eine wundervolle, bildstarke und farbenpralle Produktion gelungen, die vor allem eines bringt: grandiosen Spaß!

Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg

Orchester der Bayreuther Festspiele
Daniele Gatti, Dirigent

Bayreuther Festspiele, 2. August 2025

Georg Zeppenfeld, Bass
Michael Spyres, Tenor
Christina Nilsson, Sopran
Michael Nagy, Bariton
Matthias Stier, Tenor
Christa Mayer, Alt/Mezzosopran
Jongmin Park, Bass

Matthias Davids, Inszenierung

von Dr. Andreas Ströbl

Sind die neuen „Meistersinger“ zu brav?

In zahlreichen Besprechungen wurde Matthias Davids attestiert, eine zu brave, ja langweilige Neuauflage dieser Komödie, die soviel Ernst in sich trägt, auf den Hügel gebracht zu haben. Sicher, es gibt keine offensichtlichen politischen oder gesellschaftskritischen Aspekte oder provokanten Sichtweisen, aber es ist eine handwerklich solide Produktion mit liebevollen Einfällen, einer wundervollen Choreographie und bis ins Detail ausgearbeiteten Personenregie. „Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg  
Bayreuther Festspiele, 2. August 2025“
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„Götterdämmerung“ in Bayreuth: Die Vergangenheit darf die Zukunft nicht belasten...

Foto © Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele 2025

…der erste Ringzyklus 2025 in Bayreuth endet mit einer hoffnungsvollen Botschaft.

Simone Young beschert dem begeisterten Publikum eine in der Spannung nie abreißende Interpretation. Zusammen mit der hervorragenden Leistung des Festspielorchesters erklingt die Musik in all ihren Facetten mitreißend und berührend.

Richard Wagner
Der Ring des Nibelungen
Dritter Tag: Götterdämmerung

Musikalische Leitung:   Simone Young

Regie: Valentin Schwarz
Bühne:  Andrea Cozzi
Kostüm:  Andy Besuch
Dramaturgie: Konrad Kuhn
Lichtwiederaufnahme: Nicol Hungsberg
Video: Luis August Krawen
Chorleitung: Thomas Eitler de Lint

Siegfried: Klaus Florian Vogt
Gunther: Michael Kupfer-Radecky
Alberich: Ólafur Sigurdarson
Hagen: Mika Kares
Brünnhilde: Catherine Foster
Gutrune: Gabriela Scherer
Waltraute: Christa Meyer

Das Festspielorchester
Der Festspielchor

Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025

von Axel Wuttke

Am Ende, wenn in der finalen Katastrophe das Streben nach Macht und Unsterblichkeit alle vernichtet hat, erscheint als Projektion wieder ein Zwillingspärchen im Mutterleib, lächelnd, sich umarmend. Wie zu Beginn des Rheingolds, mit dem Unterschied, dass hier eine friedliche Zukunft aufscheint, kein Kampf mit Verletzungen. „Richard Wagner, Götterdämmerung
Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025“
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Bayreuther Festspiele 2025: „Parsifal“ auf LSD

Andreas Schager und die Blumenmädchen © Enrico Nawrath

Eine Regie, bei der anfangs nur Ablenkung herrscht. Die „AR“-Brillen von Regisseur Jay Scheib sind eher Barriere statt Hilfe. Erst in Klingsors Zaubergarten entwickeln sich im Bayreuther „Parsifal“ Farbe und Szene natürlich, wenn auch in einer Dystopie endend. Andreas Schager reißt als reiner Tor alles an sich. Michael Volle siecht als Gralskönig Amfortas herrlich dahin. Die Travestie-Revue von Klingsor ist optisch eine Zumutung, stimmlich macht Jordan Shanahan alles wett.

Parsifal, Richard Wagner
Festspielhaus Bayreuth,
30. Juli 2025

von Jürgen Pathy

In Bayreuth ist alles anders. Rucksäcke müssen in den Spind – vor dem Festspielhaus. Ticket alleine reicht nicht, am Eingang wartet die Ausweiskontrolle. Drinnen angelangt, versperrt man die Türen. Simultan, fast choreografisch einstudiert; das ist nichts für Klaustrophobe. Dann erst startet Jay Scheibs Versuch, den „Parsifal“ in „Augmented Reality“ zum Leben zu erwecken. „Kinder, schafft Neues!“ Dieses Zitat Richard Wagners ist bereits gänzlich ausgelutscht. Vögel, Kaninchen, Bäume – alles Mögliche hoppelt einem virtuell entgegen. Die Brillen selbst: 90er-Rave-Style, alles ganz lustig eine Zeit lang. Irgendwann aber ermüdend und vor allem – ABLENKUNG pur!

„Richard Wagner, Parsifal
Festspielhaus Bayreuth, 30. Juli 2025“
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