Thielemanns „Lohengrin“  überstrahlt alles Übrige in diesem Bayreuther Festspielsommer

Lohengrin, Elza van den Heever (Elsa von Brabant), Piotr Beczała (Lohengrin) © Enrico Nawrath

Dies war eine Aufführung der großen Euphorie eines jeden für jeden. Wie Thielemann Wagner liebt, liebt das Publikum den Dirigenten und feiert ihn wie einen Kaiser. „Lohengrin“ sei die begehrteste Vorstellung in dieser Festspielsaison, schrieb die FAZ. Stimmt. Ohne eine Karte für ihn hätte ich mich nach Bayreuth gar nicht aufgemacht. 

Richard Wagner
Lohengrin

Musikalische Leitung: Christian Thielemann

Inszenierung: Yuval Sharon
Chorleitung: Thomas Eitler de Lint

Festspielorchester Bayreuth

Bayreuther Festspiele, 4. August 2025

von Kirsten Liese

Es fällt nicht leicht, über diesen Lohengrin zu schreiben, ohne sich vielfach zu wiederholen, Formulierungen zu finden, die nicht schon rauf und runter geschrieben wurden. Alle Superlative von unwiderstehlich gut über magisch, genial, einmalig oder zum Niederknien schön haben sich schon lange erschöpft. „Richard Wagner, Lohengrin
Bayreuther Festspiele, 4. August 2025“
weiterlesen

„Vor euren Augen soll es leuchtend tagen!“ – „Lohengrin“ glänzt in Bayreuth 2025

Lohengrin, Elza van den Heever (Elsa von Brabant), Chor der Bayreuther Festspiele © Enrico Nawrath

Es funktioniert noch, das „blaue Wunder“ auf dem Grünen Hügel, auch wenn der Lohengrin in der Inszenierung von Yuval Sharon mit der Bühne und den Kostümen von Rosa Loy und Neo Rauch nun schon im achten Aufführungsjahr angekommen ist. Seien wir ehrlich – auf manche Regie-Einfälle blickt man immer noch mit Fragezeichen, aber nach wie vor erfreut das in zahlreichen Nuancen leuchtende magische Blau, das, wie die ganze Produktion, seit Jahren hinlänglich besprochen und assoziiert worden ist.

Lohengrin
Musik und Libretto von Richard Wagner

Christian Thielemann, Dirigent

Yuval Sharon, Inszenierung

Piotr Beczała, Tenor
Andreas Bauer Kanabas, Bass
Elza van den Heever, Sopran
Miina-Liisa Värelä, Sopran
Michael Kupfer-Radecky, Bariton
Ólafur Sigurdarson, Bariton

Festspielorchester Bayreuth

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele 1. August 2025

von Dr. Andreas Ströbl

Nicht wundern – genießen!

Wer über das wunderbare Bühnenbild die wunderlichen inszenatorischen Einfälle, wie das nervige Herumschubsen der Blumenstreuerinnen und des Heerrufers, inszenatorische Längen im zweiten Aufzug durch zuwenig Bewegungsregie, den Feuertod des Königs und das Massensterben der ja hier als Insekten dargestellten Brabanter den Kopf schüttelt, der mag mit Wilhelm Busch nur ironisch ausrufen „Guckste wohl! Jetzt ist’s vorbei mit der Käferkrabbelei!“, und sich am besten vor allem der musikalischen Darbietung hingeben. „Richard Wagner, Lohengrin
Bayreuther Festspiele, 1. August 2025“
weiterlesen

Tristan als Liebesdrama ohne Tiefe: Für Bayreuth ist das nicht genug

Tristan 2025 © Enrico Nawrath

Aus dem Graben drang nur selten einmal tiefe Schwermut, wie mir überhaupt Semyon Bychkov den Eindruck eines Langstreckenläufers im Mezzoforte machte.

Das war wohl auch der Grund, warum die Produktion trotz vereinzelter sängerischer Glanzleistungen wenig ans Herz ging. Unterm Strich eine gute, solide Aufführung. Aber für Bayreuth ist das nicht genug.

Richard Wagner,  Tristan und Isolde
Bayreuther Festspiele, 3. August 2025

Musikalische Leitung: Semyon Bychkov

Inszenierung: Thorleifur Örn Arnarsson

von Kirsten Liese

Oftmals sind bei einem Tristan oder einer Götterdämmerung die Kräfte im letzten Akt schon verbraucht und dann tönen die Stimmen  reiflich angegriffen und angestrengt.

In dieser Vorstellung war es genau umgekehrt, aber keineswegs deshalb, weil sich die Protagonisten anfangs geschont hätten. Nein, von Anfang an haben alle alles gegeben, nur wurde im ersten Akt streckenweise ohne schöne Tongebung gesungen, das betraf allen voran Camilla Nylunds Isolde, der in den Spitzen doch so manches unschöne Flackern unterkam, dicht am Schrei. Und Ekaterina Gubanovas Brangäne, die auch in der Mittellage kein ebenmäßiges Vibrato hören ließ. Das alles bei mittelmäßiger Textverständlichkeit. „Richard Wagner, Tristan und Isolde
Bayreuther Festspiele, 3. August 2025“
weiterlesen

„Spielt, daß ’s lustig wird!“: „Die Meistersinger“ lassen den Grünen Hügel lachen

Die Meistersinger von Nürnberg, Christina Nilsson (Eva) © Enrico Nawrath

Klar – Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ ist eine komische Oper, aber wann hat man mal in einer Inszenierung wirklich Tränen gelacht? Regisseur Matthias Davids hat mit seiner Produktion von 2025 in Bayreuth sicher keine Experimente gewagt, aber es ist ihm eine wundervolle, bildstarke und farbenpralle Produktion gelungen, die vor allem eines bringt: grandiosen Spaß!

Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg

Orchester der Bayreuther Festspiele
Daniele Gatti, Dirigent

Bayreuther Festspiele, 2. August 2025

Georg Zeppenfeld, Bass
Michael Spyres, Tenor
Christina Nilsson, Sopran
Michael Nagy, Bariton
Matthias Stier, Tenor
Christa Mayer, Alt/Mezzosopran
Jongmin Park, Bass

Matthias Davids, Inszenierung

von Dr. Andreas Ströbl

Sind die neuen „Meistersinger“ zu brav?

In zahlreichen Besprechungen wurde Matthias Davids attestiert, eine zu brave, ja langweilige Neuauflage dieser Komödie, die soviel Ernst in sich trägt, auf den Hügel gebracht zu haben. Sicher, es gibt keine offensichtlichen politischen oder gesellschaftskritischen Aspekte oder provokanten Sichtweisen, aber es ist eine handwerklich solide Produktion mit liebevollen Einfällen, einer wundervollen Choreographie und bis ins Detail ausgearbeiteten Personenregie. „Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg  
Bayreuther Festspiele, 2. August 2025“
weiterlesen

„Götterdämmerung“ in Bayreuth: Die Vergangenheit darf die Zukunft nicht belasten...

Foto © Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele 2025

…der erste Ringzyklus 2025 in Bayreuth endet mit einer hoffnungsvollen Botschaft.

Simone Young beschert dem begeisterten Publikum eine in der Spannung nie abreißende Interpretation. Zusammen mit der hervorragenden Leistung des Festspielorchesters erklingt die Musik in all ihren Facetten mitreißend und berührend.

Richard Wagner
Der Ring des Nibelungen
Dritter Tag: Götterdämmerung

Musikalische Leitung:   Simone Young

Regie: Valentin Schwarz
Bühne:  Andrea Cozzi
Kostüm:  Andy Besuch
Dramaturgie: Konrad Kuhn
Lichtwiederaufnahme: Nicol Hungsberg
Video: Luis August Krawen
Chorleitung: Thomas Eitler de Lint

Siegfried: Klaus Florian Vogt
Gunther: Michael Kupfer-Radecky
Alberich: Ólafur Sigurdarson
Hagen: Mika Kares
Brünnhilde: Catherine Foster
Gutrune: Gabriela Scherer
Waltraute: Christa Meyer

Das Festspielorchester
Der Festspielchor

Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025

von Axel Wuttke

Am Ende, wenn in der finalen Katastrophe das Streben nach Macht und Unsterblichkeit alle vernichtet hat, erscheint als Projektion wieder ein Zwillingspärchen im Mutterleib, lächelnd, sich umarmend. Wie zu Beginn des Rheingolds, mit dem Unterschied, dass hier eine friedliche Zukunft aufscheint, kein Kampf mit Verletzungen. „Richard Wagner, Götterdämmerung
Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025“
weiterlesen

Bayreuther Festspiele 2025: „Parsifal“ auf LSD

Andreas Schager und die Blumenmädchen © Enrico Nawrath

Eine Regie, bei der anfangs nur Ablenkung herrscht. Die „AR“-Brillen von Regisseur Jay Scheib sind eher Barriere statt Hilfe. Erst in Klingsors Zaubergarten entwickeln sich im Bayreuther „Parsifal“ Farbe und Szene natürlich, wenn auch in einer Dystopie endend. Andreas Schager reißt als reiner Tor alles an sich. Michael Volle siecht als Gralskönig Amfortas herrlich dahin. Die Travestie-Revue von Klingsor ist optisch eine Zumutung, stimmlich macht Jordan Shanahan alles wett.

Parsifal, Richard Wagner
Festspielhaus Bayreuth,
30. Juli 2025

von Jürgen Pathy

In Bayreuth ist alles anders. Rucksäcke müssen in den Spind – vor dem Festspielhaus. Ticket alleine reicht nicht, am Eingang wartet die Ausweiskontrolle. Drinnen angelangt, versperrt man die Türen. Simultan, fast choreografisch einstudiert; das ist nichts für Klaustrophobe. Dann erst startet Jay Scheibs Versuch, den „Parsifal“ in „Augmented Reality“ zum Leben zu erwecken. „Kinder, schafft Neues!“ Dieses Zitat Richard Wagners ist bereits gänzlich ausgelutscht. Vögel, Kaninchen, Bäume – alles Mögliche hoppelt einem virtuell entgegen. Die Brillen selbst: 90er-Rave-Style, alles ganz lustig eine Zeit lang. Irgendwann aber ermüdend und vor allem – ABLENKUNG pur!

„Richard Wagner, Parsifal
Festspielhaus Bayreuth, 30. Juli 2025“
weiterlesen

„Götterdämmerung“ in Bayreuth: Zu Beginn des dritten Aufzugs beginnt das Wunder

Fotos © Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele 2025

Richard Wagner
Der Ring des Nibelungen
Dritter Tag, Götterdämmerung

Musikalische Leitung: Simone Young

Siegfried: Klaus Florian Vogt
Gunther: Michael Kupfer-Radecky
Alberich: Ólafur Sigurdarson
Hagen: Mika Kares
Brünnhilde: Catherine Foster
Gutrune: Gabriela Scherer
Waltraute: Christa Meyer

Das Festspielorchester
Der Festspielchor

Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025

von Iris Röckrath

Zu Beginn des dritten Aktes um 21:10 Uhr beginnt das große Wunder. Die Musik wird zum Ereignis. Was zuvor verwabert und in vielen Momenten recht spannungsarm den Hörgenuss minderte,  blüht endlich im gesamten Orchester nach Wagnermanier aus dem Orchestergraben. Hinreissend die Streicher, majestätisch das Blech. Diese schwelgerischen Töne werden zu einem Gesamtgenuss ausgeschmückt durch ein zauberhaftes Bühnenbild am Fusse des Rheins farblich wie ein Gemälde, an dem man sich nicht sattsehen möchte. „Richard Wagner, Götterdämmerung
Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025“
weiterlesen

Bei den Bayreuther Festspielen überzeugt „Siegfried“ auf ganzer Linie

Siegfried II. Aufzug – Victoria Randem (Waldvogel), Klaus Florian Vogt (Siegfried), Ya-Chung Huang (Mime), Statisterie der Bayreuther Festspiele © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Auch im Siegfried erzählt uns Valentin Schwarz mit aller Konsequenz den Niedergang von Wotan und seiner Familie. Dass hier keiner Sympathie verdient, ist von Anfang an klar.

Der Ring des Nibelungen
Zweiter Tag: Siegfried

Musikalische Leitung:   Simone Young

Regie: Valentin Schwarz
Bühne: Andrea Cozzi
Kostüm: Andy Besuch
Dramaturgie: Konrad Kuhn
Lichtwiederaufnahme: Nicol Hungsberg nach Reinhard Traub
Video: Luis August Krawen

 Orchester der Bayreuther Festspiele

Bayreuther Festspiele, 29. Juli 2025

von Axel Wuttke

Auch im Siegfried erzählt uns Valentin Schwarz mit aller Konsequenz den Niedergang von Wotan und seiner Familie. Dass hier keiner Sympathie verdient, ist von Anfang an klar. Siegfried, von Mime schon zu Brutalität im Hinblick auf die Eroberung des Rings erzogen, hat mit seiner Einfältigkeit keine Möglichkeit, aus dem System auszubrechen. „Richard Wagner, Siegfried
Bayreuther Festspiele, 29. Juli 2025“
weiterlesen

Siegfried in Bayreuth: Klaus Florian Vogt singt in absoluter Bestform

Klaus Florian Vogt als Siegfried © Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele

Am Ende der Aufführung gibt es kein Halten mehr für das Publikum.
Es entlädt sich mit lauten Bravorufen, Getrampel und lang anhaltendem Applaus für die Mitwirkenden.

Richard Wagner
Der Ring des Nibelungen
Zweiter Tag, Siegfried

Musikalische Leitung: Simone Young

Siegfried: Klaus Florian Vogt
Mime: Ya-Chung Huang
Der Wanderer: Tomasz Konieczny
Alberich: Ólafur Sigurdarson
Fafner: Tobias Kehrer
Erda: Anna Kissjudit
Brünnhilde: Catherine Foster
Waldvogel: Victoria Randem
Der junge Hagen: Branko Buchberger
Grane: Igor Schwab

Orchester der Bayreuther Festspiele

Bayreuther Festspiele, 29. Juli 2025

von Iris Röckrath

Samt und Seide rascheln wieder auf dem Grünen Hügel. Mein erster Blick fällt auf das freundlichste Parkplatzpersonal, das man sich denken kann. Ich benötigte Hilfe mit meinem etwas sperrigen Wagen und bekam von allen Seiten sofort Hilfe. Danke dafür.

Mein zweiter Blick fällt in die Festspielzeitung, die überall ausliegt. Auf der Titelseite prangt unter der Titelzeile „Die Meistersinger von Nürnberg“ ein großes Foto mit Politikprominenz und Ehefrauen. Daneben Sektwerbung.

„Richard Wagner, Siegfried, Klaus Florian Vogt
Bayreuther Festspiele, 29. Juli 2025“
weiterlesen

Bayreuther Festspiele 2025 eröffnet: Gatti, Zeppenfeld und Davids streiten über Wagners Humor

Auf den Punkt 66 von der Eröffnung der Bayreuther Festspiele

Richard Wagner / Die Meistersinger von Nürnberg  +++ PREMIERE +++

Orchester der Bayreuther Festspiele
Daniele Gatti / Dirigent

Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2025
Fotos © Enrico Nawrath

von Jörn Schmidt

Die Bayreuther Festspiele 2025 sind eröffnet. Wie immer im Leben gab es Licht und Schatten. Enthusiasmus, gute Laune, einen weisen Dirigenten mit jeder Menge Überblick und fidele Sänger. Aber auch ein Regiekonzept zum Fremdschämen. Dafür kamen mit Friedrich Merz und seiner Ehefrau Charlotte ein amtierender Bundeskanzler, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und seine Gattin  Karin sowie Ex-Bundeskanzlerin und Wagner-Connaisseuse Angela Merkel und ihr Ehemann Joachim Sauer.

„Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg / Eröffnung Bayreuth 2025
Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2025“
weiterlesen