7.Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker: „Glanz“
Programm:
Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 30 C-Dur Hob. I:30 „Alleluia“ Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467 Franz Schubert: Sinfonie „Große“ C-Dur D 944
Schaghajegh Nosrati Klavier Joel Sandelson Dirigent Die Bremer Philharmoniker
Konzerthaus Die Glocke, Bremen, Großer Saal, 4. Februar 2024
von Gerd Klingeberg
Als „Alleluia“ wird Joseph Haydns 1765 entstandene Sinfonie Nr. 30 C-Dur tituliert. Das Hauptthema hat einen liturgischen Bezug, der den damaligen Hörern vermutlich vertraut war. In der Glocke präsentierten die Bremer Philharmoniker das Werk bei ihrem Matinee-Konzert eher als stimmigen Wachmacher fürs Publikum und als durchaus anspruchsvolle Aufwärmübung für die Musiker. „7. Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker: „Glanz“ Die Glocke Bremen, 4. Februar 2024“ weiterlesen
Das Werk endet in tiefenentspannter Ruhe, fast wie ein faszinierender Traum. Und wieder ergriffenes Schweigen im Saal, dann bricht frenetischer Beifall los.
1. Premieren-Abonnementskonzert
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen „Irdische Liebe & himmlisches Leben“
Programm:
Robert Schumann: „Frauenliebe und Leben“ für Sopran und Orchester (bearbeitet für Orchester von Conrad Artmüller)
Gustav Mahler: Sinfonie Nr.4 G-Dur
(Orchesterreduktion von Yoal Gamzou)
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Chen Reiss Sopran Tarmo Peltokoski Dirigent
Großer Saal der Bremer Glocke, 19. Januar 2024
von Gerd Klingeberg
Es ist einigermaßen heikel, beim Kunstlied die eigentlich vorgesehene Klavierbegleitung einem Orchester zu übertragen. Funktionieren kann dies nur mit einer gehörig volumenstarken Stimme. Oder aber mit einem deutlich zurückgenommen spielenden Orchester.
Die erste Variante kam beim Konzert der Deutschen Kammerphilharmonie in der Bremer Glocke kaum in Betracht; die israelische Sopranistin Chen Reiss ist keine Walküre. Nicht, dass sie sich nicht durchsetzen könnte. Aber bei Robert Schumanns „Frauenliebe und Leben“ geht es nicht darum, die Saalmauern vibrieren zu lassen. Nicht ein Maximum an Lautstärke, sondern ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ist hier angesagt. Und das hat Reiss.
Mit feiner lyrischer Note, veredelt mit einem niemals übertriebenen Vibrato und ungemein expressiv gestaltet sie dieses 8-teilige Monodrama fast so, als würde sie sinnierende Selbstgespräche führen. Es ist die ganz auf authentische Textvermittlung abzielende, von lediglich angedeuteter Gestik unterstrichene Schlichtheit des Gesanges, die überzeugt. Und nicht eine vermeintlich publikumswirksame, auf Selbstdarstellung abzielende Exaltation.
Der noch sehr junge, von der Deutschen Kammerphilharmonie als längst „Principal Guest Conductor“ titulierte und mittlerweile weltweit hofierte Dirigent Tarmo Peltokoski bleibt ebenfalls in seiner Vorgabe zurückhaltend; groß gestikulierendes Maestro-Gehabe hat er nicht nötig.
Programm: Ernest Bloch: Prélude für Streichquartett (1925)
Johannes Brahms: Streichquartett Nr. 2 c-Moll op. 51/1 (1873)
Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartett Nr. 2 a-Moll op 13 (1827)
Die Glocke, Das Bremer Konzerthaus, 13. Januar 2024
von Gerd Klingeberg
Vielfach preisgekrönte Ensembles sind bei den Philharmonischen Kammerkonzerten im Kleinen Saal der Glocke keineswegs ungewöhnlich.
Und dass das in Berlin beheimatete „Vision String Quartet“ sein Programm stehend absolviert (der Cellist darf selbstverständlich sitzenbleiben), mag ebenfalls nicht überraschen. Wohl aber, dass das Ensemble sein komplettes Konzert auswendig spielt. Ein Werk derart verinnerlicht zu haben, dass nicht mehr auf den Notentext geachtet werden muss, bewirkt in der Regel zugleich eine Steigerung der Ausdrucksintensität. „4. Philharmonisches Kammerkonzert, Vision String Quartet Die Glocke, Das Bremer Konzerthaus, 13. Januar 2024“ weiterlesen
Programm: Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 70 D-Dur Hob. I: 70
Nikolai Kapustin: Violoncellokonzert Nr. 1 op. 85
Igor Strawinsky: »Petruschka« (revidierte Fassung 1947, Burleske in vier Bildern)
Es wurde perfekt getanzt, sofern man sich auf das Technische konzentrierte: Iana Salenkos Auftritt beim Rosenfest war herausragend und beispielhaft, ebenso zeigte Simkin mit seinen fulminanten Sprüngen und Drehungen, dass er technisch wohl zu den besten Tänzern der Welt gehört. Auch der dreifache Fisch im dritten Akt gelang beiden perfekt, blieb aber eingeübte, ausdrucksarme Pose.
Das Berliner Dornröschen-Ensemble (Foto RW)
Deutsche Oper Berlin, 19. Mai 2022
Dornröschen
Musik von Peter I. Tschaikowsky
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Solist:innen und Corps de ballet des Staatsballetts Berlin
Schülerinnen der Staatlichen Ballett- und Artistikschule Berlin
Choreographie von Marcia Haydée nach Petipa
von Dr. Ralf Wegner
Den Bühnenvorhang schmückte ein flatterndes rotes Engelsgewand, ein Hinweis auf die Bedeutung der von Marcia Haydee stärker in den Vordergrund der Geschichte gerückten bösen Fee namens Carabosse. Der ausdruckstarke Arshak Ghalumyan füllte diese Rolle mit Leben und tänzerischer Finesse, gleiches gilt für seine Spießgesellen Alexander Abdukarimov, Lorenzzo Fernandes, Javier Peña Vazques und Oleksandr Shpak.
Leider ging von den Protagonisten des Stücks, Iana Salenko als Aurora und Daniil Simkin als Prinz Desiré, eine solche Ausstrahlung nicht aus. Weder konnte Salenko im ersten Akt die überbordende Lebensfreude einer sechzehnjährigen, kurz vor der Verlobung stehenden jungen Frau vermitteln, noch deren Ängste ob des ihr bevorstehenden neuen Lebensweges. Warum Simkin seine Verlobte wegschickt und sich mit Hilfe einer wie aus dem Nichts auftauchenden Fliederfee (mit freundlichem Ausdruck elegant von Aurora Dickie getanzt) einer im Tiefschlaf versunkenen, ihm als Projektion erscheinenden Prinzessin verbunden fühlt, bleibt unklar. Liebessehnsucht drückte der Tänzer jedenfalls nicht aus. Immer blieb seine Mine leidensvoll, selbst bei dem Hochzeitsfest blühte er nicht auf.
Salenko und Simkin bewegten sich nebeneinander her, selbst wenn sie physisch zusammen tanzten. Etwa beim choreographierten Kuss im Grand Pas de deux, bei dem sich Salenko ausdruckslos bis auf wenige Zentimeter dem Mund ihres Partners näherte. Vielleicht stimmte auch die persönliche Chemie zwischen den beiden nicht, aber selbst während ihrer Soli gaben beide kaum etwas von sich preis. „Dornröschen, Peter I. Tschaikowsky, Staatsballett Berlin Deutsche Oper, Berlin, 19. Mai 2022“ weiterlesen
Wer bei diesen Konzerten dabei war, wird sie sein Leben lang nicht vergessen. Die Abende mit Elina Garanča und ihrem Ehemann Karel Mark Chichon in der Glocke in Bremen und in der Elbphilharmonie Hamburg waren an Hingabe und Perfektion nicht zu überbieten. Elina Garanča singt auf dem Olymp ihrer Schaffenskraft, die noch lange anhalten wird. Ihre Stimme ist vital, sinnlich und unverbraucht. Sie ist die – mit Abstand – beste Mezzosopranistin der Welt.„Elina Garanča, Konzert mit Karel Mark Chichon, NDR Radiophilharmonie, Die Glocke, Elbphilharmonie Hamburg, 17. und 19. Mai 2019“ weiterlesen