Stefan Wagner Violine Teresa Schwamm-Biskamp Viola Christopher Franzius Violoncello
Alan Gilbert Dirigent
PROGRAMM
Joseph Haydn Sinfonie D-Dur Hob. I:96 »The Miracle«
William Bolcom Konzert für Violine D-Dur
– Pause –
Richard Strauss Don Quixote / Fantastische Variationen über ein Thema ritterlichen Charakters op. 35
von Harald Nicolas Stazol
Da war es doch, das Eröffnungskonzert! Halt eine Woche später, aber bei der Qualität des NDR Elbphilharmonie Orchesters an beiden Freitag Abenden kann man die Programme umwechseln, wie Bridge-Spielkarten, die Patience, wir erinnern uns, hat uns ein gewisser, moderner Franzose abverlangt, und war ja beim Auftakt der Saison schnell erreicht. Und heute? „NDR Elbphilharmonie Orchester, Alan Gilbert, Dirigent Elbphilharmonie, 8. September 2023“ weiterlesen
Jake Heggie, Jennifer Higdon, Edgar Meyer, Jessie Montgomery, Kevin Puts
The Elements – Suite für Violine und Orchester (Uraufführung)
Igor Strawinsky
Le sacre du printemps / Bilder aus dem heidnischen Russland
von Harald Nicolas Stazol
„Das war ein Gehämmer und Gestampfe!“ – „Darf ich Sie zitieren? Anonym?“ – „Anonym immer, ein Getöse und Gestumpfe! Und die Hamburger stehen!“ – der stattliche Herr, man hat sich am Baumwall am Programmheft erkannt, und bei jedem seiner Ausbrüche nickt seine im Twin-Set WIRKLICH elegante Gattin geradezu vehement, „oder fanden Sie das gut?“ Da will ich doch das beste Orchester der Stadt gerade für unser unübertreffbares Schlagwerk über die Elbe loben. „NDR Elbphilharmonie Orchester, Joshua Bell, Alan Gilbert, Dirigent Elbphilharmonie, 1. September 2023“ weiterlesen
Franz Schubert, Sinfonie Nr.7 in h-Moll, „Die Unvollenendete“, 1.Satz
TONALi Award 2023, Kategorie „Mut zur Utopie“ Künstlerische Publikumsreflexion „Die Unvollendeten“
Die „Unvollendete“
von Harald Nicolas Stazol
Unerhört!!! Die rumänischen Tänze!! Von Béla Bartók! Da freut sich der Sohn eines Ungarn. Und: Heute, an diesem heißen Abend in der Philharmonie überrascht einen gar nichts mehr.
Ich kann mich nicht entsinnen, den riesenrunden Saal derart bespielt gesehen zu haben, seit mein alter Freund Lagerfeld – ich kannte ihn noch dick mit dunklem Zopf – hier seine CHANEL-Collection laufen ließ, und gesagt haben soll: „Die Elphi ist zu klein.“ Damals war das Publikum auf das Entschiedenste weniger sympathisch, meist Modejournalist:innen – da macht Gendern ehrlich gesagt wenig Sinn, Pressedamen und die Hamburger „Haute Volée“, naja, wenn man es so nennen kann, oder: Was man so zusammenkehren konnte.
CHINEKE! ORCHESTRA / STEWART GOODYEAR / KELLEN GRAY
Schleswig-Holstein Musik Festival
ORCHESTERREVOLUTION
„Den Wandel fördern und die Vielfalt in der klassischen Musik feiern – das ist das Motto des von Chi-chi Nwanoku gegründeten Chineke! Orchestra. Die in London geborene Kontrabassistin wurde 2014 vom damaligen britischen Kulturminister Ed Vaizey gefragt, warum neben ihr nur wenige Schwarze Musikerinnen und Musiker regelmäßig auf internationalen Bühnen zu sehen waren. »Darauf hatte ich einfach keine Antwort«, so Nwanoku. Ein Jahr später gründete sie Chineke! – das erste Orchester in Europa mehrheitlich bestehend aus People of Color. Doch der Klangkörper bringt nicht nur in Bezug auf die Ausübenden mehr Diversität in die immer noch vor allem durch weiße Menschen geprägte Klassikszene. Die Vielfältigkeit von Chineke! spiegelt sich ebenso in seinen Programmen wider, etwa mit Werken von Komponistinnen und Komponisten afroamerikanischer Herkunft. Auch deshalb zählt es mittlerweile weltweit zu einem der musikalisch interessantesten Ensembles.“
Elbphilharmonie, 6. Juli 2023
Chineke! Orchestra Stewart Goodyear Klavier Dirigent Kellen Gray
Veranstalter: Schleswig-Holstein Musik Festival
PROGRAMM
Samuel Coleridge-Taylor
Othello-Suite
Stewart Goodyear
Callaloo – Caribbean Suite for Piano and Orchestra
– Pause –
Florence B. Price
Sinfonie Nr. 3 c-Moll
von Harald Nicolas Stazol
Samuel Coleridge-Taylor!!!
Und seine Othello-Suite. Der Komponist am Piano, Othello, natürlich, der Mohr von Venedig, nun auch über den Tasten, das muss man erlebt haben!
So überkommt es dich, wenn du die jüngste Schwester von Naomi Campbell, Stephanié, in die Elphi begleiten darfst – natürlich hole ich sie ab, als sie in der Tür steht, eine gertenschlanke Massai-Kriegerin, mich über einen Kopf überragend, ich habe die High Heels füglichst erbeten, dass sie gülden sind, erfasse ich erst jetzt, man möge sich vorstellen, es bewegt sich grazilst ein schwarzer, Sie überragender, schwarzer Bleistift vor sich her, stupor mundi, oh, did I mention the hair?
Die enggeflochtene Krone einer Namibianischen Prinzessin. Muss ich noch mehr sagen?
Gerade noch Vogue France und Shooting in Milano, nun eingeflogen zum „Laufsteg“ im Foyer an der Elbe – So überkommt es dich, wenn du die jüngste „Coloured Sister“ von Naomi Campbell, und so sieht sie auch aus, „we are family“, Stephanié, in die Elphi begleiten darfst – natürlich hole ich sie ab, als sie in der Tür steht, eine gertenschlanke Massai-Kriegerin, mich über einen Kopf überragend, ich habe die High Heels füglichst erbeten, dass sie gülden sind, erfasse ich erst jetzt, man möge sich vorstellen, es bewegt sich grazilst ein schwarzer, Sie überragender, schwarzer Bleistift vor sich her, stupor mundi, oh, did I mention the hair?
Großer Saal der Hamburger Elbphilharmonie, 29. Juni 2023
Richard Strauss
Streichsextett aus „Capriccio“ op. 85 und
Konzert für Violine und Orchester op. 8
Franz Berwald
Sinfonie singulière C-Dur
Paavo Järvi, Dirigent
Alena Baeva, Violine
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
von Dr. Andreas Ströbl
Stürme der Begeisterung löste die Geigerin Alena Baeva am Abend des 29. Juni in der Hamburger Elbphilharmonie aus, als sie mit ihrer Interpretation von Richard Strauss’ Violinkonzert eine atemberaubende Leistung präsentierte.
Doch der Reihe nach – zuvor gab es vom selben Komponisten das für Streichorchester arrangierte Sextett aus seiner späten Oper „Capriccio“. Eine interessante und spannungsreiche Kombination, liegen doch zwischen diesen beiden Werken 60 Jahre. Die inhaltliche und musikalische Unbeschwertheit dieser späten Komposition ist beispielhaft für Strauss und seine schwer begreifbare Mischung aus der Unterstützung des NS-Regimes an kulturpolitisch vorderster Stelle und einer schon peinlich anmutenden Naivität. „Paavo Järvi, Dirigent, Alena Baeva, Violine, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Elbphilharmonie, 29. Juni 2023“ weiterlesen
NDR Elbphilharmonie Orchester María Dueñas Violine
Dirigent Alan Gilbert
Richard Strauss Don Juan / Tondichtung nach Nikolaus Lenau op. 20
Édouard Lalo Symphonie espagnole für Violine und Orchester d-Moll op. 21
Zugabe der Solistin:
Niccolò Paganini Caprice g-Moll op. 1/16 für Violine solo
– Pause –
Maurice Ravel Alborada del gracioso (Fassung für Orchester)
Igor Strawinsky L’oiseau de feu (Der Feuervogel) / Suite (Fassung von 1919) Triumph!
von Harald Nicolas Stazol
Und noch einmal: Triumph! Ein Heimspiel des Elbphilharmonieorchesters, das Abschlußkonzert der Saison, Freitag abend, it’s the place to be, wer heute nicht da ist, der muss dies lesen:
Da zuckt die Dame neben mir fast aus ihrem rosagrünen Sommerkleidchen, beim BAAAAAAAAAAM des Igor Strawinskys „Feuervogel“, die gerade und für bewundernswert längere Zeit den Paukisten Stephan Cürlis kraftvollst beschäftigt hält – überhaupt dürfte diese Ballettmusik des „Ballet Russe“ 1913 tout Paris erschüttert haben – Marion, der 16-Jährigen drei Plätze weiter, ich lieh ihr mein Programmheft, sie ist zum ersten Mal in der Elphi, nun, ihre Augen leuchten. Und meine auch. „NDR Elbphilharmonie Orchester, María Dueñas Violine, Dirigent Alan Gilbert Elbphilharmonie, 23. Juni 2023“ weiterlesen
Wir Hamburger Steuerzahler haben diesen phantastischen Musik-Tempel mit unserer Arbeit finanziert und bezahlen auch Ihre nicht kleinen Gehälter. Ja, dann bitte tun Sie auch etwas für die Klasse und Kultur in Hamburgs Klassik-Tempel. So geht es nicht weiter in der Elphi.
Andreas Schmidt
BEJUN MEHTA, Countertenor / JONATHAN WARE, Klavier
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…und wieder einmal waren die Zustände in dem von den Baukosten teuersten Konzertsaal der Welt UNERTRÄGLICH – ein famoser Countertenor bricht in der Elbphilharmonie in Hamburg seinen Auftritt ab, weil rund 2 !!!!! Minuten ein Mobiltelefon klingelt. Wie tumb kann dessen Besitzer-In sein? War die Handtasche der Dame zu groß? Ist der Herr eingedöst?
„Hochkarätiges Programm mit vielen Stars und einigen Überraschungen.“
Abonnements ab sofort erhältlich.
Presseinformation: Hamburg, 23. Mai 2023: Die Elbphilharmonie hat am Dienstag ihr Programm für die Saison 2023/24 präsentiert. Mit großen Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, dem Royal Concertgebouw Orchestra oder den amerikanischen Klangkörpern aus Boston und Philadelphia sind wieder die großen Namen der Klassikwelt in Hamburg zu Gast. Freuen kann man sich auf Publikumslieblinge wie Yuja Wang, Sir Simon Rattle, Lisa Batiashvili, Klaus Mäkelä, Daniil Trifonov, Teodor Currentzis, Janine Jansen und Sir John Eliot Gardiner.
Die Saisoneröffnung am 5. September übernehmen Chor und Orchester der Mailänder Scala unter Riccardo Chailly mit einem Verdi-Programm. Der britische Songwriter Elvis Costello tritt ebenso auf wie die fünffache Grammy-Gewinnerin esperanza spalding, der brasilianische Altmeister Caetano Veloso und die frischgebackene Pulitzerpreisträgerin Rhiannon Giddens. Schwerpunkte gelten unter anderem dem Ausnahmepianisten Sir András Schiff, der vielfach ausgezeichneten, in Berlin lebenden britischen Komponistin Rebecca Saunders sowie der Musik Kurdistans. US-Jazzgitarrist Bill Frisell kuratiert einen mehrtägigen »Elbphilharmonie Reflektor« und Multimediakünstler André Heller bespielt eine Woche lang das ikonische Konzerthaus im Hamburger Hafen. Im März 2024 wird der 100. Geburtstag des italienischen Komponisten Luigi Nono gefeiert. Unter den programmatischen Höhepunkten finden sich zahlreiche Opernaufführungen, darunter die deutsche Erstaufführung von »Fin de partie«, der einzigen Oper von György Kurtág, eine historisch informierte »Carmen« mit René Jacobs und Bernd Alois Zimmermanns monumentales Jahrhundertwerk »Die Soldaten«. An Silvester steht mit Offenbachs »Orpheus in der Unterwelt« ein Highlight aus dem Operettenfach auf dem Programm. Abonnements für die Saison 2023/24 sind ab sofort auf www.elbphilharmonie.de buchbar, Einzelkarten für die meisten Veranstaltungen können ab dem 6. Juni erworben werden.
Riccardo Chailly -Photo: Marco Borggreve
Schon in den Eröffnungswochen direkt im Anschluss an den Elbphilharmonie Sommer breitet sich das Elbphilharmonie-Programm in seiner ganzen hochqualitativen Vielfalt aus. Nach den ersten Konzerten der Hamburger Orchester und der Saisoneröffnung mit der Mailänder Scala unter Riccardo Chailly am 5. September finden je zwei Konzerte mit dem Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons (6./7.9.) sowie von François-Xavier Roth und seinem Originalklangorchester Les Siècles statt (26./27.9.). Das Bayerische Staatsorchester kommt anlässlich seines 500-jährigen Bestehens mit der »Alpensinfonie« nach Hamburg (10.9.), Iván Fischer präsentiert eine semiszenische Aufführung von Debussys »Pelléas et Mélisande« mit dem Budapest Festival Orchestra (16.9.) und Teodor Currentzis dirigiert Schostakowitschs Sinfonie Nr. 13 mit dem SWR Symphonieorchester (30.9.). Jenseits der Klassik sind Elvis Costello (19.9.) und Caetano Veloso (4.10.) ebenso zu Gast wie Italojazzlegende Enrico Rava mit Fred Hersch (25.9.) und Oumou Sangaré aus Mali (31.10.). Eine Riege hochkarätiger ECM-Künstler:innen gratuliert Labelgründer Manfred Eicher zum runden Geburtstag (29.9.).
Sir András Schiff zeigt in der kommenden Saison seine künstlerische Vielfältigkeit gleich in einer Reihe von Konzerten – mit Werken von Bach, Mozart, Dvořák, Brahms und anderen; als Solist an der Seite großer Orchester, im Rezital, als Kammermusiker und nicht zuletzt als Ensembleleiter. Zum Auftakt bietet er dem musikalischen Nachwuchs seines Mentoringprogramms »Building Bridges« eine Plattform (9.1.). Jakub Hrůša hat inzwischen nicht nur bei allen wichtigen Orchestern der Welt seinen Einstand gegeben. Er ist auch designierter Musikdirektor des Royal Opera House in London. In Hamburg darf man sich nun in gleich fünf Konzerten von seiner Qualität am Pult überzeugen. Thomas Hengelbrock intensiviert seine Tätigkeit mit seinen Balthasar-Neumann-Ensembles auf den Podien von Elbphilharmonie und Laeiszhalle. Neben geistlichen Werken für Chor und Orchester, darunter Brahms’ »Deutsches Requiem« (17.2.) und Mendelssohns »Lobgesang« (18.2.), steht mit Glucks »Iphigénie en Tauride« erneut eine gewichtige Oper auf dem Programm (24.5.). Weitere führende Interpreten wie Sir John Eliot Gardiner, Jordi Savall, François-Xavier Roth, Raphaël Pichon, René Jacobs und Philippe Herreweghe leiten Konzerte mit jeweils selbstgegründeten Originalklangorchestern.
Zwei außergewöhnliche Künstler-Persönlichkeiten wurden eingeladen, um je ein mehrtägiges »Reflektor«-Festival in der Elbphilharmonie zu kuratieren. Der US-Jazzgitarrist Bill Frisell zeigt sich als improvisierender Kammermusiker in kleinen Besetzungen (25./26.11.). Für die New York Times ist Frisell der »bedeutendste und am häufigsten imitierte Jazzgitarrist seit den frühen 1980er-Jahren«. Eine singuläre Position in der zeitgenössischen Kunstlandschaft nimmt André Heller ein, der auf eine 60-jährige Karriere als Chansonnier, Poet, Theater- und Ausstellungsmacher, Regisseur, Maler und Multimediakünstler zurückblicken kann. Mit ANIMA hat Heller einen fantastischen Garten vor den Toren von Marrakech geschaffen, nach dem er nun auch sein Elbphilharmonie-Projekt benannt hat. Eine Woche lang wird die Elbphilharmonie zum Ort für Hellers sinnliche Entdeckungslust (16.–24.3.). Das genaue Programm wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Zukunftsweisende Musik und transdisziplinäre Produktionen haben von Beginn an einen festen Platz in der Elbphilharmonie. Rebecca Saunders wurde 2019 als erste Komponistin überhaupt mit dem renommierten Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet – dem inoffiziellen Nobelpreis der Musik. Fünf Konzerte ermöglichen nun einen Blick auf ihre schöpferische Entwicklung der vergangenen zehn Jahre. Für »Yes / Eine räumliche Performance« nach James Joyces »Ulysses« wird gleich der ganze Saal in Beschlag genommen (24.11.). Mit Sasha Waltz(7.1.) und der CocoonDance Company (28.2.) kehrt der zeitgenössische Tanz zurück in die Elbphilharmonie. Mit dem Arditti Quartet (11.5.) und dem Kronos Quartet (14.5.) feiern zwei der wichtigsten Streichquartette der Gegenwart ihren jeweils 50. Geburtstag.
Im Fokus stehen in der neuen Saison außerdem zwei Ikonen der Neuen Musik: György Kurtág gilt als Meister der Miniaturen. Bis heute übt die kondensierte Musik des 1926 geborenen ungarischen Komponisten einen tiefgreifenden Einfluss auf junge Komponist:innen aus. Eine deutsche Erstaufführung steht mit seiner 2018 unter weltweiter Beachtung uraufgeführten Beckett-Oper »Fin de partie« an (14.10.). Der Italiener Luigi Nono war einer der prägenden Komponisten der Nachkriegsavantgarde. 2024 hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert – zu diesem Anlass wird eine Auswahl seiner wichtigsten Kompositionen aufgeführt. Von großer politischer Dringlichkeit ist »Il canto sospeso« (15.3.). Nono vertonte darin letzte Briefe von zum Tode verurteilten jungen Frauen und Männern aus dem europäischen Widerstand während des Zweiten Weltkriegs. In weiteren Konzerten sind das SWR Experimentalstudio (14.3.) sowie das französische Quatuor Diotima (13.3.) zu hören.
Dreimal tritt Teodor Currentzis gemeinsam mit dem SWR Symphonieorchester in der Elbphilharmonie auf. Zu Beginn der Saison präsentiert er Schostakowitschs Sinfonie Nr. 13 (30.9.), deren Beiname »Babi Jar« auf eine Schlucht nahe Kyiv verweist, in der 1941 eines der größten Wehrmachtsmassaker des Zweiten Weltkriegs stattfand, dem vor allem ukrainische Juden zum Opfer fielen. Der Text von Jewgeni Jewtuschenko ist auch eine scharfe Kritik am Antisemitismus in der Sowjetunion. Im Juni 2024 bringt Currentzis zum Abschluss seiner Zeit als Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters das »War Requiem« von Benjamin Britten auf die Bühne (16.6.).
Zwei Monumente der Klaviermusik werden von verschiedenster Seite beleuchtet: Franz Liszts h-Moll-Sonate ist ein einzigartiger Drahtseilakt zwischen Verzweiflung und Freudentaumel. Fünf sehr persönliche Versionen sind in der neuen Saison zu hören, eingebettet in unterschiedliche musikalische Kontexte. Am Flügel nehmen unter anderem die Chopin-Klavierwettbewerb-Gewinnerin Yulianna Avdeeva (17.2.) und junge Durchstarter wie der israelische Pianist Yoav Levanon (19.10.) Platz. Bachs »Goldberg-Variationen« sind ein Meisterwerk der barocken Variationskunst. Ihr enormer Facettenreichtum ist in Elbphilharmonie und Laeiszhalle gleich mehrfach zu erleben – in wechselnder Instrumentation. Víkingur Ólafsson nimmt in zwei Konzerten am modernen Flügel Platz (Laeiszhalle, 10.10., Elbphilharmonie, 25.6.), Jean Rondeau stellt die originale Version für Cembalo vor (4.12.). Ganz andere Klangsphären betreten ein Streichtrio (21.12.) sowie eine Kombination aus Saxofon, Akkordeon und Cello (14.4.).
Eigens für junge Musikerinnen und Musiker, die bereits auf der Zielgeraden zu einer internationalen Karriere sind, hat die Elbphilharmonie die Reihe FAST LANE ins Leben gerufen. An sechs Abenden sind wieder hochcharismatische Interpret:innen zu hören, die zurzeit mit neuen Ideen und mutigen Programmen Aufsehen erregen. Von Théotime Langlois de Swarte und Thomas Dunford als spannendem Duo an Barockvioline und Laute (15.4.) über Klassik-Durchstarter wie Randall Goosby (Violine, 16.10.), Julia Hagen (Violoncello, 12.9.) und Mao Fujita (Klavier, 6.5.) bis hin zum singenden Shooting-Star des Jazz: der doppelten Grammy-Preisträgerin Samara Joy mit ihrer Band (7.11.).
Iran und Irak, Syrien und die Türkei: Über einen immens großen geografischen Raum erstreckt sich die kurdische Kultur. Dabei befindet sie sich in einer permanenten Ausnahmesituation – Zersplitterung auf mehrere Länder und ins weltweite Exil sowie Zensur und Verfolgung. Den Reichtum der kurdischen Musik feiert nun das Festival KURDISTAN (17.–19.11.). Mit der alevitischen Sängerin Aynur ist der größte kurdische Vokalstar zu Gast. Die Trauer über die Gräueltaten Saddam Husseins hat der führende iranisch-kurdische Stachelgeigen-Virtuose Kayhan Kalhor in einer Komposition verdichtet. In einem zweiten Konzert lässt sich Kalhor auf ein intimes Duo mit der Langhalslaute Bağlama von Erdal Erzincan ein. Danûk heißt ein syrisch-kurdisches Ensemble, dessen Mitglieder vor dem Krieg in Syrien flüchteten. In Wien hat sich mit dem iranisch-irakischen Ensemble Kurdophone eine jazzige Exilstimme etabliert, die kurdische Musik anhand von Phonogramm-Aufnahmen neuinterpretiert und erstmals in der Elbphilharmonie zu hören sein wird. Am Finaltag widmen sich schließlich mehrere Konzerte samt Rahmenprogramm dem Reichtum der Region Dersim, der heutigen Provinz Tunceli.
Eine Konzertreihe widmet sich der Jazz-Harfe. Brandee Younger wandelt mit ihrem kosmisch-majestätischen Spiel auf den Spuren der großen afro-amerikanischen Harfenistinnen Dorothy Ashby und Alice Coltrane (25.10.). Die Schweizerin Julie Campiche entwirft im Quartett mit feinen elektronischen Veränderungen des Harfenklangs eine faszinierende Klangwelt (6.12.). Kathrin Pechlof aus Köln erfindet mit ihrem langjährigen Trio eine aufs Wesentliche reduzierte, geheimnisvolle, zugleich lyrische wie abstrakte Kammermusik (19.1.). Und der Kolumbianer Edmar Castañeda vollbringt auf seinem elektrisch verstärkten Instrument virtuose Hochseilakte (12.3.).
Auch neben diesem Schwerpunkt bietet die Elbphilharmonie wie gewohnt ein reiches Jazz-Programm, das neben Konzerten von Stammgästen wie Brad Mehldau (11.5.), Jason Moran(19.4.) oder Wolfgang Muthspiel (21.10.) auch einige Sonderprojekte umfasst. So präsentiert Cécile McLorin Salvant mit dem großbesetzten und abendfüllenden »Ogresse« ein Lieblingsprojekt, an dem sie Jahre gearbeitet hat (9.3.). Ein besonderes Highlight wird das Elbphilharmonie-Debüt von esperanza spalding im Rahmen eines All-Star-Tribute-Konzerts mit orchestraler Musik des kürzlich verstorbenen Saxofongiganten Wayne Shorter (14.11.).
In den letzten Jahren hat sich die Elbphilharmonie zu einem äußerst beliebten Ort für elektronische Musik entwickelt. In der Reihe »ePhil« tritt in der kommenden Saison unter anderem die kolumbianische Künstlerin Lucrecia Dalt (28.9.) auf, deren Album »¡Ay!« von »The Wire« jüngst als Ereignis gefeiert und von »Pitchfork« mit dem begehrten Label »Best New Music« ausgezeichnet wurde. Hatis Noit (18.1.), zu deren Fans Kultregisseur David Lynch und Producer-Legende Rick Rubin gehören, präsentiert ihre schillernde, zwischen traditioneller japanischer Vokalmusik und Retrofuturismus changierende Gesangskunst. Das Projekt »Ghosted« des Trios rund um den Australier Oren Ambarchi weitet die Grenzen zwischen Minimalismus und Improvisation (8.2.), während Nala Sinephro an der Harfe für stimmungsvollen Ambient-Jazz sorgt (17.4.). Die Berlinerin JakoJako, derzeit Resident DJ im Berghain, sorgt für Club-Feeling im Kaistudio (5.4.), und der audiovisuelle Künstler Max Cooper bringt seine Londoner Beats in den Kleinen Saal (11.11.).
»Krieg und Frieden« lautet in der Saison 2023/24 das Motto des Internationalen Musikfests Hamburg. Mit Olivier Messiaens einziger Oper »Saint François d’Assise« über den Friedensstifter und Heiligen Franz von Assisi bringen Kent Nagano und sein Philharmonisches Staatsorchester an drei Abenden ein ebenso passendes wie aufwendig inszeniertes Großprojekt auf die Bühne des Großen Saals. Alan Gilbert und das NDR Elbphilharmonie Orchester präsentieren beim Eröffnungskonzert Musik von Schönberg, Weill und Ives (26./27.4.). Das komplette Programm wird im November 2023 veröffentlicht.
Mit über 1.000 Veranstaltungen in der Elbphilharmonie und ganz Hamburg ist die Musikvermittlung auch weiterhin ein integraler Bestandteil des Elbphilharmonie-Programms. Viele davon sind Workshops, die Jahr für Jahr von zehntausenden Menschen besucht werden. Mit dem »Elbphilharmonie Soundtracker« gibt es ein neues mobiles Workshop-Angebot zum kreativen Musikmachen. Ein Team von Spezialist:innen aus der Elbphilharmonie fährt zu Schulen und Stadtteilzentren in Hamburg, um gemeinsam mit Jugendlichen und Erwachsenen kreativ zu werden. Dabei werden verschiedene Kunstarten kombiniert, es kommen recycelte und digitale Instrumente zum Einsatz und es können Bilder, Aufnahmen oder Choreografien entstehen. Mit »Let’s play« findet auf der Bühne des Großen Saals ein interaktives Live-Gaming-Konzert statt: Unterschiedliche Computerspiele werden auf großer Leinwand gestreamt und in Interaktion mit Orchestermusik und den Klängen eines Geräuschemachers gespielt (13.2.)
Wie eine Zehnkämpferin zeigt sich die Ausnahme-Geigerin Julia Fischer von allen Seiten der Klassik. Sanften, seligsten Bach, zwei zauberhafte Streicherserenaden und selbst ein deftig-heftiges Schnittke-Konzert serviert sie mühelos wie in einer Silberschüssel.
Elbphilharmonie Hamburg, 16. Mai 2023
Academy of St. Martin in the Fields Julia Fischer, Violine und Leitung Lena Neudauer, Violine
Werke von Johann Sebastian Bach, Alfred Schnittke, Edward Elgar und Pjotr Iljitsch Tschaikowsky
von Johannes Karl Fischer
Es ist eine Sache, dieses haarsträubende Doppelkonzert von Alfred Schnittke so scheinbar mühelos zum Klingen zu bringen. Allein schon alle Noten korrekt zu spielen, grenzt an ein wahres Wunder. Und wenn die Weltklasse-Violinistin Julia Fischer mit ihrem federleichten Geigenspiel das ganze Publikum an die Hand nimmt und durch die wunderbare Welt dieser bewusst schrill und dissonant komponierten Klänge führt, wird aus dem wahren Wunder ein höchstes – nein, das höchste – Wunder der Klassik. Plötzlich lässt sich auch diese an sich schwer verdaulich Musik herzhaft goutieren. „Academy of St. Martin in the Fields, Julia Fischer und Lena Neudauer Elbphilharmonie Hamburg, 16. Mai 2023“ weiterlesen
klassik-begeistert.de bittet alle Verantwortlichen – vom Senator bis zum Intendanten – höflich um Musikabende ohne „Gerülpse und Gefurze“ im teuersten Konzerthaus der Welt: in der allein von den Hamburger Steuerzahlern finanzierten Elbphilharmonie. Sicherlich haben die Hamburger Steuerzahler ihr gutes Geld nicht für Lärm und PEINlichkeiten im Großen Saal ausgegeben. Die Lösung ist gaaaaanz einfach: eine klare Ansprache für uninformierte Konzertbesucher.
Sie haben nur eine Wahl, lieber Herr Lieben-Seutter: Sie entscheiden sich für die Kultur und gegen die Tumbheit und Dumpfheit von Unwissenden. Gegen eine pseudodemokratische (asoziale) Minoritätenakzeptanz, die der großen Mehrheit, die den Großteil der Erlöse generiert, den Abend versaut. Aber seit wann diktiert die laute rülpsende Minderheit der kulturliebenden Mehrheit, wie die Musi spielt? Andreas Schmidt, Herausgeber.
Royal Concertgebouw Orchestra Dirigent: Sir John Eliot Gardiner
Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73
Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98
von Patrik Klein
Doch, lieber Herr Lieben-Seutter, das sollten Sie jetzt jeden Abend machen, ja wirklich jeden Abend!!!
Am Samstag, 6. Mai 2023, noch gab Sir John Eliot Gardiner in der Londoner Westminster Abbey zur Königskrönung den Takt vor – am Sonntag, 7. Mai, dirigierte er in der Elbphilharmonie, einem der allerbesten Konzertsäle der Welt, von klassik-begeistert bereits hunderte Mal besucht und meist euphorisch beschrieben, Brahms erste und dritte…