Augustin Hadelich rettet einen unterdurchschnittlichen Abend in der Elbphilharmonie

Foto – Quelle: www.augustinhadelich.com
Hinzuweisen ist zum wiederholten Male auf das zum Teil fürchterliche Publikum in der Elphi, welches – absolut beratungs- und belehrungsresistent – nach jedem (!) Satz der Bruckner-Sinfonie trotz der gerechtfertigten Zischer unbeirrbar reingeklatscht hat. Es schien, als sei man noch stolz darauf seine mangelnde Bildung zur Schau zu stellen. Proud to be a cad. Bleibt zu hoffen, dass es diesem Teil des Publikums nicht gefallen hat und man sich nächstes Mal doch für den Besuch eines Musicals wenige Meter jenseits der Elbe entscheidet. 

Ulrich Poser berichtet über die Aufführung des
NDR Elbphilharmonie Orchesters vom 7. November 2019 in der Elbphilharmonie Hamburg
Alan Gilbert (Dirigent), Augustin Hadelich (Violine)
Augustin Hadelich
Foto: Elbphilharmonie Hamburg (c)

Anton Bruckner, Sinfonie Nr. 7
Béla Bartók, 2. Violinkonzert

Zäumen wir das Pferd heute einmal von hinten auf: Bruckners Sinfonie Nr. 7 wurde im Todesjahr Richard Wagners (1883) nach Wagners Tod vollendet, 1884 in Leipzig uraufgeführt und war Bruckners später und erster großer Erfolg. Der berühmte Wagnerdirigent Hermann Levi leitete die zweite Aufführung in München; Bruckner – selbst ein glühender Wagnerverehrer – widmete sein erstes populäres Werk dann umgehend (und völlig selbstlos) König Ludwig II., welcher – so viele Bayern heute noch glauben – zwei Jahre später 1886 von den Preußen ermordet werden sollte. Die herrschende Meinung hat sich mittlerweile eher für einen Freitod durch Ertrinken im Starnberger See entschieden. „NDR Elbphilharmonie Orchester, Alan Gilbert, Augustin Hadelich, 7. November 2019“ weiterlesen

Elbphilharmonie Hamburg: Das Verdi-Requiem ist Nahrung für Herz, Seele und Verstand

Eine Frau sagte nach dem Konzert: „Das Verdi-Requiem ist Nahrung für Herz, Seele und Verstand. Diese Klänge sind nicht von dieser Welt. Ich fühle mich abgeholt, getragen und nach Hause gebracht.“

Foto: © Peter Hundert
Elbphilharmonie Hamburg
, 31. Oktober 2019
Verdi-Requiem, NDR Elbphilharmonie Orchester

von Andreas Schmidt

Frauen weinten. Männer hielten ihre Hände. Eines der besten Orchester der Welt spielte das Stück der Stücke: Das Verdi-Requiem. Im schönsten Konzertsaal der Welt, ausgestattet mit einer göttlichen Akustik. „Verdi-Requiem, NDR Elbphilharmonie Orchester
Elbphilharmonie Hamburg, 31. Oktober 2019“
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Mariss Jansons entfaltet mit Schostakowitsch einen unwiderstehlichen Sog und reißt das Hamburger Publikum mit

Foto: © Peter Meisel

Elbphilharmonie Hamburg, Großer Saal, 29. Oktober 2019

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Rudolf Buchbinder, Klavier
Mariss Jansons, Dirigent

Wolfgang Amadeus Mozart:
Konzert für Klavier und Orchester A-Dur KV 488

Dmitri Schostakowitsch:
Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93

von Guido Marquardt

Ruhig und freundlich beginnt dieses Konzert, mit einem vielleicht allzu lieblichen Mozart. Doch nach der Pause nimmt es Fahrt auf, und wie – und der Saal wird fast zu klein für die musikalische Traumabewältigung des Dmitri Schostakowitsch, dargeboten von einem Weltklasse-Duo aus Dirigent und Orchester. „Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Rudolf Buchbinder, Mariss Jansons,
Elbphilharmonie, 29. Oktober 2019“
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Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg beschenkt das Publikum mit einem brillanten Konzertabend

Foto: © Ralph Larmann

Elbphilharmonie Hamburg, 28. Oktober 2019
2. Philharmonisches Konzert

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Nobuyuki Tsujii Klavier
Dirigent Kent Nagano

von Dr. Holger Voigt

Das Timing war optimal: Nur Tage vor Abreise des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg zu einer mehrwöchigen Japan-Tournee präsentierten sich Dirigent, Orchester, und der japanische Pianist Nobuyuki Tsujii in zwei Konzerten in der Hamburger Elbphilharmonie (27., 28. Oktober 2019) in einer hervorragenden Verfassung auf Weltklasse-Niveau. Ohne Frage: In Japan wird dieses Orchester mit Sicherheit eine glänzende Visitenkarte hinterlegen. „Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Kent Nagano, Nobuyuki Tsujii,
Elbphilharmonie Hamburg, 28. Oktober 2019“
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Ein Geniestreich in der Leichtigkeit der Musik

Foto: Kremerata Baltica  © Angie Kremer
Schwerpunkt Weinberg, Kremerata Baltica, Elbphilharmonie Großer Saal , 22.Oktober 2019 

Kremerata Baltica
Georgijs Osokins Klavier
Sergei Nakariakov Trompete
Gidon Kremer Violine und Leitung

Mieczyslaw Weinberg (1919-1996)
Concertino op. 42 für Violine und Streichorchester (1948)
Sinfonie Nr. 10 op. 98 (1968)

Dmitri Schostakowitsch (1906-1975)
Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester c-Moll op.35 (1933)

Leonid Desjatnikow (*1955)
Musik zum Film „Target“

von Elzbieta Rydz

Gidon Kremer gründete vor 20 Jahren die Kremerata Baltica,  ein innovatives Ensemble, welches Musiker aus Lettland, Litauen und Estland vereint und mit Freude und der Leichtigkeit auf der ganzen Welt musikalische Erfolge feiert.

1968 komponierte Mieczyslaw Weinberg seine Zehnte Sinfonie für Streichorchester, in der besonders die Einarbeitung der frühen Formen der Musikgeschichte wie z.B. das Hervortreten einzelner Instrumente im ersten Satz, Concerto grosso, herausgestellt werden sollte.

Die Pastorale und die Canzona umspielen und beflügeln die Seele, die Konzertmeisterin Giedre Dirvanauskaite spielt so warm und lyrisch an diesem Abend , dass die scherzoartige Burlesque schon fast verstörend wirkt.

Die herausragende Interpretation des Abends ist das Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester von Dmitri Schostakowitsch. Sergei Nakariakov mischt sich mit seiner Trompete unter die Geiger und überlässt dem 24jährigen Georgijs Osokins die Bühne, der bereits 2015 beim Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau 19 jährig für Aufsehen sorgte. Osokins Spiel beflügelt, die spürbare Freude an der Musik ist auch der jungen Kremerata Baltica anzusehen.

Schostakowitsch komponierte das Werk 1933, noch weit entfernt von den Verunglimpfungen der Kommunisten, der existentiellen Krisen, der persönlichen Verluste, Alkohol- und Angstzustände.

Was als „spöttische Herausforderung an den konservativ-seriösen Charakter des Konzert-Gestus“ komponiert wurde, bietet eine unglaubliche Bandbreite an Stimmungswechseln, Musikrichtungen, die Jazz-Elemente überraschen und erfreuen. Kaum wiegt sich der Zuhörer in der russischen Romantik, schon wird er durch Experimente, Persiflage und Karikatur diverser musikalischer Richtungen auf den Arm genommen.

An diesem Abend gelingt die musikalische Gegenüberstellung der genialen Kompositionen auf hervorragende Art, das Publikum im Großen Saal der Elbphilharmonie jubelt.

Elzbieta Rydz ,  26. Oktober 2019, für
klassik-begeistert.de

 

 

Maestro con spirito: Herbert Blomstedt und das NDR Elbphilharmonie Orchester zelebrieren Haydns letzte und Bruckners sechste Symphonie

Foto © Martin U. K. Lengemann
Elbphilharmonie Hamburg, NDR Elbphilharmonie Orchester

20. Oktober 2019

Veranstalter: NDR Musik
NDR Elbphilharmonie Orchester
Dirigent: Herbert Blomstedt

PROGRAMM
Joseph Haydn: Sinfonie D-Dur Hob. I/104 „Londoner Symphonie“
Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 6 A-Dur

von Dr. Holger Voigt

Herbert Blomstedt, der in den USA geborene Schwedische Dirigent, hat schon lange den Taktstock (Baton) zur Seite gelegt und dirigiert „nur“ noch mit den bloßen Händen. Tatsächlich scheint Blomstedt nur aus Musik zu bestehen, und diese fließt förmlich aus ihm heraus – in wohlgeformten Strömen, als wären seine Fingerspitzen die kostbarsten Wegbereiter von Klang und Emphase. Er scheint dabei überhaupt nicht müde zu werden – schon gar nicht physisch – , wenn es darum geht, Musik in ihrer reinsten Form zu vermitteln. Alles getragen von einer intrinsischen Begeisterung, die ihn zeitlebens umgetrieben hat und auch heute noch beseelt. Offenbar ohne Zeichen einer Alterung ist für den 92-Jährigen selbst eine einstündige Bruckner-Symphonie eher ein Lebenselixier. Inmitten von Musik und Musikern scheint er sich an sicherem Ort zu fühlen – nichts Böses kann passieren, solange er eins ist mit der Musik und seinen Musikern. „Elbphilharmonie Hamburg, NDR Elbphilharmonie Orchester, Herbert Blomstedt, 20. Oktober 2019“ weiterlesen

Eine Sternstunde der Symphonik: Esa-Pekka Salonen und das Philharmonia Orchestra entfachen einen Begeisterungssturm in der Elbphilharmonie

Foto: © Ralph Larmann

Elbphilharmonie Hamburg, 01. Oktober 2019

Philharmonia Orchestra
Dirigent: Esa-Pekka Salonen

Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 9 D-Dur

von Dr. Holger Voigt

Es gibt nicht gerade viele Gelegenheiten, den finnischen Dirigenten Esa-Pekka Salonen live zu erleben. Schafft man es, eine Karte zu ergattern, kann man sicher sein, eine Sternstunde der Symphonik zu erleben. Auch bei seinem jetzigen Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie war dieses der Fall. Der Zuhörer erlebte Musik in völlig neuartigen emotionalen Dimensionen. Seine unglaublich akribisch erarbeiteten Werkinterpretationen sind singulär und führen oft zu neuartigen Einsichten in das jeweils aufgeführte Werk. „Philharmonia Orchestra, Esa-Pekka Salonen,
Elbphilharmonie Hamburg, 01. Oktober 2019“
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Eine zum Sterben schöne Neunte Mahler in der Elbphilharmonie

Foto: © Benjamin Suomela

Elbphilharmonie Hamburg, 01. Oktober 2019

Philharmonia Orchestra
Dirigent: Esa-Pekka Salonen

Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 9 D-Dur

von Wilfried Feldhusen

Gustav Mahler kam nie in den Genuss, seine 9. Sinfonie selbst hören zu können. Sein letztes kompositorisch in die Moderne wegweisendes Werk blieb die musikalische Vision eines durchgängigen Schaffensrausches. Aber Mahler stand in schöpferischem Glück im kleinen Komponierhäuschen unter den Dolomiten Südtirols vielleicht am Zenith seines künstlerischen Ausdrucksvermögens und expressiver Klangmalerei. „Philharmonia Orchestra, Esa-Pekka Salonen,
Elbphilharmonie Hamburg, 01. Oktober 2019“
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Sie kam, sie sang und sie verzauberte: Elīna Garanča in der Elbphilharmonie

Foto: © Paul Schirnhofer/Deutsche Grammophon

„Ein wundervoller Konzertabend mit einer Elīna Garanča, die sich fraglos auf dem Zenit ihres Könnens befindet. Es ist unmöglich, von ihr nicht gefesselt zu sein!“

Elbphilharmonie Hamburg, 27. September 2019

Elīna Garanča, Mezzosopran
Wiener KammerOrchester
Dirigent: Karel Mark Chichon

von Dr. Holger Voigt

In Hinblick auf gegenwärtige GesangssolistInnen in Oper und Konzert scheinen wir uns heute in geradezu glücklichen Zeiten zu befinden, was insbesondere für weibliche Künstlerinnen zutrifft. Nie zuvor gab es eine derartige Fülle an Sängerinnen höchster Stimmqualitäten, und der „Nachschub“ nimmt einfach kein Ende. Kaum hat eine von ihnen den beschwerlichen Weg an die Weltspitze geschafft, drängen weitere nach und überraschen den Musikkenner mit völlig unerwarteten Leistungen. „Elina Garanca, Wiener Kammerorchester, Karel Mark Chichon,
Elbphilharmonie, 27. September 2019“
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Intensiv und warm: Der Dirigent Alan Gilbert brilliert in der Elbphilharmonie auf der Viola

Foto: Alan Gilbert © Peter Hundert
Elbphilharmonie Hamburg, Kleiner Saal, 21. September 2019
NDR Kammerkonzert

Stefan Wagner, Violine
Rodrigo Reichel, Violine
Alan Gilbert, Viola
Jan Larsen, Viola
Andreas Grünkorn, Violoncello
Christopher Franzius, Violloncello

Johannes Brahms
Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18(1859-1860)
Streichsextett Nr. 2 G-Dur op. 36 (1864-1865)

von Elzbieta Rydz

Johannes Brahms‘ Haltung zu seinen Kompositionen war lebenslang krankhaft selbstkritisch. Viele seiner Werke hat der Komponist mangels fehlender Eigenakzeptanz vernichtet. Die beiden einzigen auch als „Zwillingswerk“ bezeichneten Sextette, die Brahms veröffentlichte, waren die ersten Stücke seiner Streicher-Kammermusik; sie wurden in einem Abstand von vier Jahren komponiert. „Johannes Brahms, NDR Kammerkonzert,
Elbphilharmonie Hamburg, Kleiner Saal, 21. September 2019“
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