Schon in Dortmund, als er ab 2013 für drei Jahre sogenannter „Exklusivkünstler“ war und es in mehreren Spielzeiten „The YANNICK Experience“ zu erleben gab, hatte Yannick Nézet-Séguin unter Beweis gestellt, dass er auch ein sehr guter Pianist und Kammermusiker ist. Als Dirigent längst ein etablierter Superstar, ist er nun auch, wie bereits im vergangenen Jahr, in Baden-Baden im Rahmen seines Sommerfestivals „La Capitale d’Été“ als Pianist aufgetreten. „Yannick Nézet-Séguin und Mitglieder des Chamber Orchestra of Europe Baden-Baden, Festspielhaus, 8. Juli 2023“ weiterlesen
Fotos: Andrea Kremper, Yannick Nézét Seguin und das Chamber Orchestra of Europe während eines Konzerts am 7.7.23 im Festspielhaus Baden-Baden
Yannick Nézet-Séguin setzt in Baden-Baden seinen Brahms-Zyklus mit dem Chamber Orchestra of Europe fort
Baden-Baden, Festspielhaus, 7. Juli 2023
Johannes Brahms (1833-1897) – Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90; Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98
Chamber Orchestra of Europe Yannick Nézet-Séguin, Dirigent
von Brian Cooper, Bonn
Den ganzen Freitag habe ich diesen 3:30-Pop-Ohrwurm „I’m gonna be“ von den Proclaimers im Kopf, besser bekannt unter den „Five Hundred Miles“ aus dem Refrain. Der irre Zufall will es, dass ich nach dem dritten Konzert des wunderbaren Yannick-Festivals in Baden-Baden von einer niederländischen Freundin, die derzeit in Florenz weilt, einen Link zu ausgerechnet diesem Lied geschickt bekomme.
Was hat das mit Brahms zu tun? Zunächst mal gar nichts. Aber die Entourage macht Meilen und findet sich zusammen. Zwei Bonner Freunde reisen per Bahn aus dem Rheinland bzw. aus Bukarest an. Die Tochter des einen Freundes und ihr Partner kommen aus dem schönen Freiburg in jene andere schöne Stadt, in der an diesem Wochenende auch eine Menge Oldtimer zu bestaunen sind. (Übrigens ist ein „old-timer“ im Englischen kein Auto, sondern ein Mensch, und zwar ein ziemlich betagter.) „Brahms-Zyklus mit Chamber Orchestra of Europe, Yannick Nézet-Séguin, Dirigent Baden-Baden, Festspielhaus, 7. Juli 2023“ weiterlesen
Errin Duane Brooks, Tenor (Cassio) Michael Chioldi, Bariton (Jago) Richard Bernstein, Bass (Lodovico) Adam Lau, Bass (Montano)
The MET Orchestra Yannick Nézet-Séguin, Dirigent
von Brian Cooper, Bonn
Im zweiten Baden-Badener Konzert des MET Orchestra stand Shakespeare im Mittelpunkt. Alle vier programmierten Werke sind vom Swan of Avon inspiriert. William Shakespeare war zweifellos einer der größten Schriftsteller, die jemals diesen Planeten mit ihrer Sprache beglückt haben. (Natürlich wird es immer die Fraktion geben, die nichts rezipieren mag, was älter als 50 Jahre ist. Their loss.) „The MET Orchestra, Yannick Nézet-Séguin, Dirigent Baden-Baden, Festspielhaus, 2. Juli 2023“ weiterlesen
Der erste von zwei Abenden mit dem New Yorker MET Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin ist in Gänze der Musik von Hector Berlioz gewidmet
Baden-Baden, Festspielhaus, 1. Juli 2023
Hector Berlioz (1803-1869) – Le Corsaire op. 21; Auszüge aus Les Troyens; Symphonie fantastique op. 14
Joyce DiDonato, Mezzosopran
The MET Orchestra
Yannick Nézet-Séguin, Dirigent
von Brian Cooper, Bonn
Es ist ein Galakonzert, mit dem man das 25-jährige Bestehen des Festspielhauses Baden-Baden feiert. Und es ist leider nicht ausverkauft. „Was macht Baden-Baden falsch?“, fragt uns interessiert, und wie aus der Pistole geschossen, die seit Dekaden fest in der Region verwurzelte Gastronomenlegende später am Abend beim Krügle Bier in Rotensol, eine halbe Stunde von der Festspielstadt entfernt. Wir wissen es nicht, sind keine Betriebswirte, aber aus rein künstlerischer Sicht verstehen wir es auch nicht. „Gala-Konzert 25 Jahre Festspielhauses Baden-Baden Baden-Baden, Festspielhaus, 1. Juli 2023“ weiterlesen
Strauss, in Perfektion gestaltet: Diana Damrau und Kirill Petrenko zum Abschluss bemerkenswerter Osterfestspiele 2023
Baden-Baden, Festspielhaus, Ostermontag, 10. April 2023
Richard Strauss (1864-1949): Vier letzte Lieder
Ein Heldenleben op. 40. Tondichtung für großes Orchester (1897/98)
Diana Damrau, Sopran Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko, Dirigent
von Brian Cooper, Bonn
Die anrührendste Szene in einer anrührenden ersten Konzerthälfte fand im Publikum statt. Diana Damrau und die Berliner Philharmoniker hatten gerade das erste der Vier letzten Lieder beendet. Wunderbare kurze Stille, aufmerksames Publikum, die Musik darf in Ruhe ausklingen. Sie ist gewissermaßen noch im Saal, obwohl sie nicht mehr schwingt.
Und dann kommt ganz leise, irgendwo von hinten, diese Kinderstimme, die in abfallender Intonation ein einziges einsilbiges Wort spricht. Und dieses Wort, „Schön!“, kommt derart von Herzen, dass die Sängerin lachen muss. Kurz aus ihrer gehaltenen Spannung ausbricht. Auch Teile des Publikums und des Orchesters schmunzeln oder lachen leise. Es wird dabei nicht zu laut, aber es ist ein heiterer Moment, ein zutiefst menschlicher Moment, bei dem man die ganz wenigen Zischer daran erinnern möchte, dass sie – möglicherweise – auch mal Kinder waren. Leider führt das Ganze noch zu unnötigem Zwischenapplaus. Aber es ist ein Moment, bei dem klar wird, was große Kunst, in Gemeinschaft erlebt, auszulösen imstande ist. „Richard Strauss (1864-1949): Vier letzte Lieder, Ein Heldenleben op. 40. Baden-Baden, Festspielhaus, Ostermontag, 10. April 2023“ weiterlesen
Foto: Die Frau ohne Schatten, Heever (c) Martin Sigmund
Im Festspielhaus Baden-Baden spielen die Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko hinreißend opulent auf; tolle Inszenierung, eine exquisite Riege an Sängerinnen und Sängern, und insgesamt ganz, ganz große Oper
Baden-Baden, Festspielhaus, 9. April 2023
Richard Strauss (1864-1949) – Die Frau ohne Schatten. Oper in drei Aufzügen. Text von Hugo von Hofmannsthal
Musikalische Leitung: Kirill Petrenko
Berliner Philharmoniker
Die Kaiserin: Elza van den Heever Der Kaiser: Clay Hilley Die Färberin: Miina-Liisa Värelä Der Färber: Wolfgang Koch Die Amme: Michaela Schuster Ein Mädchen: Vivien Hartert
von Brian Cooper, Bonn
„Besuchst Du eigentlich wirklich NIE Opern?“ fragte mich jüngst der Herausgeber dieses Blogs, wohl aufgrund der Vielzahl meiner Berichte über sinfonische Konzerte. Dochdoch, lautete meine Antwort, ich ginge schon sehr gern in die Oper, wenngleich zuletzt nicht mehr ganz so oft, mitunter wegen exzessiver Regie-Eitelkeit. Aber ich freute mich unbändig auf Die Frau ohne Schatten über Ostern in Baden-Baden. „Richard Strauss (1864-1949) – Die Frau ohne Schatten Baden-Baden, Festspielhaus, 9. April 2023“ weiterlesen
Das war mal Richard Strauss galore! Am ersten Pult lässt sich Vineta Sareika-Völkner von dem quasi unspielbaren Heldenleben-Solo nicht beeindrucken und jongliert akrobatische Akkorde und Läufe wie eine Tortenkünstlerin meterhohe Türme an Schlagobers. Was die erste Konzertmeisterin in der Geschichte der Berliner Philharmoniker da liefert, ist mehr als einer Solo-Karriere würdig.
Den lustigen mit dem saftigen Klang zu jonglieren, das ist die hohe Kunst dieser hammerschweren und zugleich federleichten Musik. Kirill Petrenko bäckt am Pult der Berliner Philharmoniker eine akustische Delikatesse zusammen, solch süße Klänge habe ich noch nie zuvor aus einem Richard-Strauss-Orchester schweben hören. Mit Feuer und Flamme stürzt er sich in die Partitur, lässt den scheinbar furchtlosen Helden durch die Welt galoppieren wie ein Siegfried, der dem Bären im Wald die Pfote abklatscht. „Werke von Richard Strauss, Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko,Vineta Sareika-Völkner, Konzertmeisterin und Solo-Violine 7. April 2023“ weiterlesen
Das Festspielhaus Baden-Baden ist um eine weitere Attraktion reicher: Ein neues Festival mit Yannick Nézet-Séguin und dem Chamber Orchestra of Europe endet mit einer triumphalen Aufführung des 2. Klavierkonzerts von Johannes Brahms
Baden-Baden, Festspielhaus, 15.-17. Juli 2022
Johannes Brahms (1833-1897) – Klavierkonzerte Nr. 1 (op. 15, am 15.7.) und 2 (op. 83, am 17.7.)
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) – Adagio h-Moll, KV 540, Klavierkonzert A-Dur KV 414 (Version für Klavier, Streichquartett und Kontrabass), Fantasie c-Moll KV 475, Klavierquartett g-Moll KV 478
Louise Farrenc (1804-1875) – Sinfonien Nr. 2 in D-Dur, op. 35 (am 17.7.), und Nr. 3 in g-Moll, op. 36 (am 15.7.)
Yannick Nézet-Séguin, Dirigent & Klavier (16.7.) Seong-Jin Cho, Klavier (15. & 17.7.) Chamber Orchestra of Europe
Musikerinnen und Musiker des Chamber Orchestra of Europe: Lorenza Borrani, Violine Lucy Gould, Violine Nimrod Guez, Viola Richard Lester, Violoncello Enno Senft, Kontrabass
von Brian Cooper, Bonn
Baden-Baden hat ein einzigartiges Flair, insbesondere bei Sonnenschein. Pierre Boulez dürfte seine guten Gründe gehabt haben, diese Stadt als seinen Wohnsitz erkoren zu haben. Das Licht ist außergewöhnlich, in Stadt wie Region kann man sich prima erholen, und wenn man auf der Lichtentaler Allee promeniert („spazieren“ klänge zu profan), hört man eine Vielzahl verschiedenster Sprachen. Innerhalb nur einer Stunde vernahm ich Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Niederländisch und Russisch – oder war es vielleicht doch Ukrainisch?
Leider ist in Baden-Baden die Dichte an SUVs und teuren Autos der lärmenden Sorte sehr hoch, und man schreckt förmlich auf, wenn präpotente Jungmänner auf der Langen Straße die Gaspedale ihrer Boliden durchdrücken.
Und doch müsste man die Einwohnerzahl fast verdoppeln, um sich Großstadt nennen zu dürfen. Vielleicht ist es ganz einfach die kleinste Weltstadt der Welt – sehr mondän, sehr international –, dies freilich mit dem größten Konzertsaal Deutschlands, dem Festspielhaus, das alljährlich Menschen aus vieler Damen und Herren Länder zu diversen Festivals anzieht.
Die Osterfestspiele mit den Berliner Philharmonikern sind dabei wohl das Flaggschiff, das allerdings an Glanz und Güte mächtig Konkurrenz im eigenen Hause zu bekommen sich anschickt: La Capitale d’Été heißt das neue Sommerfestival, in dessen Zentrum der 47-jährige Frankokanadier Yannick Nézet-Séguin nicht nur als Dirigent, sondern auch als Pianist in Erscheinung tritt.
Klassik vom Feinsten: Die 25 meistgelesenen Beiträge auf Klassik begeistert
3600 Beiträge haben wir als größter Klassik-Blog in Deutschland, Österreich und der Schweiz (google-Ranking) in den vergangenen viereinhalb Jahren veröffentlicht. Ab heute präsentieren wir die 25 meistgelesenen Opern- und Konzertberichte, Interviews, Klassikwelten und Rezensionen – jene Beiträge, die Sie seit Juni 2016 am häufigsten angeklickt haben. Wir wünschen viel Freude beim „Nachblättern“.
25 – Festspielhaus Baden-Baden, „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart
Foto: Andrea Kremper (c) Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte; Konzertante Aufführung; ML Yannick Nézet-Séguin
Festspielhaus Baden-Baden Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte Yannick Nézet-Séguin, Dirigent Klaus Florian Vogt, Tamino Albina Shagimuratova, Königin der Nacht Christiane Karg, Pamina Rolando Villazón, Papageno Regula Mühlemann, Papagena Franz-Josef Selig, Sarastro
von Sebastian Koik
Schon die Ouvertüre in der konzertanten Aufführung der “Zauberflöte” im Festspielhaus Baden-Baden am 8. Juli 2018 ist eine Feier – und es soll ein großer Abend werden!
Klaus Florian Vogt ist als Tamino eine Sensation und die Idealbesetzung, ein absolut perfekter edler Prinz! Schöner kann man das nicht singen! Das wunderbare Lied vom bezaubernd schönen Bildnis erklang wohl in den 227 Jahren seit der Uraufführung in Wien kaum je so schön wie an diesem späten Nachmittag in Baden-Baden.
Klaus Florian Vogt, einer der herausragenden Tenöre der Gegenwart, singt mit unvergleichlich unschuldiger und reiner Stimme wie ein Engel. Dieser wunderbare Tenor singt herrlich weich und ätherisch, doch bei aller Zartheit ist sein präziser Gesang sehr dicht und intensiv. Er schwebt über allem. Vogt singt mit Gefühl und brilliert auch in dramatischen Passagen mit großartigen Ausbrüchen.„Klassik vom Feinsten: Die 25 meistgelesenen Beiträge auf Klassik begeistert (25)“ weiterlesen
Anna Netrebko (Sopran) und Malcom Martineau (Klavier),
Liederabend „Tag und Nacht“
Die Stimme dieser Frau entspannt. Ihre satte, frauliche Tiefe und ihre strahlende Höhe sind vom Piano bis zum Forte gleichermaßen stark; ihr Timbre ist mittlerweile so abgedunkelt, dass es (fast) wie ein Mezzo klingt, ihre strahlenden Spitzentöne sind ungebrochen, ihre Phrasierungen sind traumhaft schön. Es gleicht einer Explosion, wenn sie ihre Energie zum Glühen bringt.
Viele Zuhörer schlossen die Augen. Atmeten laut. Beteten. Lächelten entzückt. Waren beseelt. Spürten Frieden und Wärme im Herzen und in der Brust und im Bauch.
von Andreas Schmidt
Es gibt im Leben eines Opern-, Stimmen- und Klassikliebhabers Momente, die magisch sind und die sich auf Ewigkeit in die Seele einbrennen. Es gibt aber wirklich nur ganz wenige Abende, die von einer so nachdrücklichen Intensivität, von einer Strahl- und Leuchtkraft sowie Zauberhaftigkeit sind wie dieser Sonntagabend in Baden-Baden. „Anna Netrebko, Malcolm Martineau, Festspielhaus Baden-Baden, 14. Juli 2019“ weiterlesen