Pathys Stehplatz (25) – „Tosca“ an der Wiener Staatsoper: Wenn das Böse siegt!

Foto: Luca Salsi als Baron Scarpia © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Schade, dass sie ihn ersticht. Ein Gedanke, der einen leider übermannt, als Scarpia dran glauben muss. Bei Puccinis „Tosca“, die gerade an der Wiener Staatsoper läuft. Immerhin ist er ja nicht gerade der Sympathieträger der Oper, die stark an den Verismo angelehnt ist. Der Bariton Luca Salsi stellt allerdings alle in den Schatten.

Giacomo Puccini
Tosca

Margarethe Wallmann, Inszenierung
Marco Armiliato,
Musikalische Leitung

Wiener Staatsoper, 31. März 2023


von Jürgen Pathy

„Er war mit Abstand der Beste!“, tönt es einhellig aus den Reihen des Publikums. Im ersten Akt, als auch im zweiten Akt, wo man die etwas warmherzigeren Stellen, zwar weicher, runder gestalten kann. Die Kraft und die Präsenz, mit der Luca Salsi aber diesem Scarpia hier zu voller Manneskraft verhilft, sucht schon seinesgleichen. Da kann kaum einer mithalten.

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Wiener Staatsoper, 31. März 2023“
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Pathys Stehplatz (24) – Von Sesselpickern und Fehltritten: Es siegt nicht immer die Vernunft

Foto: Hélène Grimaud © Wiener Konzerthaus / Markus Aubrecht

Die Plätze auf den großen Bühnen sind rar. Salzburg, Wien, Paris, New York. Dazu noch ein paar deutsche Großstädte und vereinzelte Ecken in Asien und Resteuropa. Das war es im Grunde. Viel mehr Gelegenheiten bieten sich einem Pianisten nicht, um ordentlich abzusahnen. Dass man da nicht gerne seinen Stuhl räumt, liegt in der Natur der Sache. Eine Pause hätten dennoch einige dringend nötig.

von Jürgen Pathy

„Mich hat sie einfach nicht mitgerissen“, bemängelt ein fachkundiger Gast. Hélène Grimaud, die mittlerweile 53-jährige Pianistin, die vor kurzem erst im Wiener Konzerthaus aufgetreten war. „Klavier im großen Saal“, nennt man das. Arrivierte Pianisten, die es geschafft haben. Neben der Französin so klingende Namen wie Grigory Sokolov, Rudolf Buchbinder oder Arcadi Volodos. Bei Hélène Grimaud gab es letztens nicht so viel zu lachen.

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Pathys Stehplatz (23) – Einhelliger Zuspruch: Wien feiert Koskys neuen „Figaro“

Foto: Ying Fang und Peter Kellner © Michael Pöhn

Pathys Stehplatz (23) – Einhelliger Zuspruch: Wien feiert Koskys neuen „Figaro“

Unglaublich eigentlich. Ein Regisseur, der bei der Premiere nicht ausgebuht wird. Dass es sowas überhaupt noch gibt: Bei Barrie Kosky steht die Bude auf dem Kopf. An der Wiener Staatsoper hat man gestern seine Deutung des „Figaro“ vor Publikum präsentiert. Nur ein einziger Gast tanzt aus der Reihe. Der Rest steht einhellig hinter Koskys Neuproduktion.

von Jürgen Pathy

Barrie Kosky ist in Wien angekommen

„Ich bin bis zum Schluss geblieben“! Das berichtet ein Stammgast, der bei Kosky sonst fluchtartig das Haus verlassen hatte. Mit dieser Figaro-Neuproduktion, die vor opulenten Kostümen und Rokoko-Perücken nur so strotzt, hat der gebürtige Australier nun einen Volltreffer gelandet. In Wien nicht unbedingt die Norm. Seit Bogdan Roščić vermehrt auf das sogenannte „Regie-Theater“ setzt, häufen sich die Stimmen, die sich dem nicht beugen wollen.

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Pathys Stehplatz (22) – „Figaro" an der Wiener Staatsoper: Barrie Koskys zweiter Streich, folgt so gleich

Foto: Barrie Kosky © Jürgen Pathy

Bühne frei für Glamour pur. Das heißt es ab 11. März 2023 an der Wiener Staatsoper. Da lässt Barrie Kosky nämlich seine Deutung des Da Ponte-Mozart-Meisterwerks „Le nozze di Figaro“ von der Leine. Erwarten darf man viel: Nicht nur optische Reize, die da womöglich wieder über die Bretter flitzen könnten. Kosky ist bekannt für seine ausgefeilte Personenführung. Auch vielversprechende Stimmen, wie die Susanna der Neuproduktion, die bereits im Vorfeld eine Kostprobe geboten hat.

von Jürgen Pathy

Welcome to the Kosky jungle

„Wie Priscilla Presley, die gerade zu Elvis in den jungle room geht.“ Bei der Sonntagsmatinee offenbart Bogdan Roščić seine Assoziationen zu dieser Neuproduktion. So deutet zumindest er die Szene, wenn der Graf im „blauen Samtanzug“ erscheint. Den trägt Andrè Schuen zu Schau. Der italienische Bariton, der in die Rolle des Grafen schlüpft und auf sein Recht des Grundherrn pocht. „Ius primae noctis“ – das Recht der ersten Nacht. Die steht beim Figaro im Mittelpunkt des Geschehens.

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Pathys Stehplatz (21) – „Fidelio“an der Wiener Staatsoper: Die Unruhe ist zurück

Foto: Brandon Jovanovich als Florestan © Michael Pöhn / Wiener Staatsoper

Die Touristen sind zurück. Ein zweischneidiges Schwert. Einerseits benötigt man sie, um die Wiener Staatsoper zu füllen. Auf der anderen Seite stören sie, was das Zeug hält. Teils unkultivierte Horden, die husten, reden und nicht checken, dass ein Klappsessel nun mal hoch schnellt, wenn man ihn nicht dämpft. Beim „Fidelio“ am 25. Februar ging es mal wieder richtig rund.


Fidelio, Ludwig van Beethoven

Otto Schenk, Inszenierung
Axel Kober,
Musikalische Leitung

Wiener Staatsoper, 25. Februar 2023

von Jürgen Pathy

Schattenseiten des Tourismus

„Stop it!“, ruft eine Frau. Nachdem sie bereits knapp davor war, das Handtuch zu werfen. Damit hatte sie nicht Brandon Jovanovich gemeint, der zwar mit seiner Auftrittsarie des Florestan zu kämpfen hatte. Ziel der Attacke war eine Gruppe von Touristen. Fünf Damen in Begleitung eines einzigen Herren. Auf der Galerie, 2. Reihe ganz rechts, wo sich Opernbesucher einen günstigen Sitzplatz erhoffen. Stattdessen sehen sie nichts. Fühlen sich dadurch ermuntert, ständig herumzuwandern und sich schamlos zu unterhalten.

Leidtragende sind der Rest. Publikum, das sich auf einen ungestörten Opernabend gefreut hat. Auf zwei Stunden, um der Realität zu entfliehen. Am Plan steht Beethovens „Fidelio“. Die Freiheitsoper schlechthin. Die Regie stammt noch aus den 1970er-Jahren. Altmeister Otto Schenk zeichnet für die verantwortlich.

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Pathys Stehplatz (20) – Rettet das ORF Radio-Symphonieorchester Wien

Foto: Marin Alsop © Grant Leighton

von Jürgen Pathy

Platzhirsch gibt es in Wien nur einen. Neben den Wiener Philharmonikern zu bestehen, ist sowieso schon eine Herausforderung. Dass man dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien nun aber alle Förderungen streichen will, gleicht einem Knockout. ORF Generaldirektor Roland Weißmann plant dem österreichischen Symphonieorchester den Hahn zuzudrehen. Ein fatales Zeichen. Überhaupt in einer Kulturnation wie Österreich. „Pathys Stehplatz (20) – Rettet das ORF Radio-Symphonieorchester Wien
klassik-begeistert.de, 24. Februar 2023“
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Pathys Stehplatz (19) - Antonello Manacorda: So sollte "Don Giovanni" nicht mehr klingen

Philippe Sly und Kyle Ketelsen in »Don Giovanni« © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Don Giovanni, Wolfgang Amadeus Mozart

Barrie Kosky, Inszenierung
Antonello Manacorda, Musikalische Leitung

Wiener Staatsoper, 1. Februar 2023

von Jürgen Pathy

So langweilig kann Mozart klingen. Bereits nach den ersten Takten war klar, das wird sich ziehen wie Kaugummi. Das zu „überstehen“ wird eine Herausforderung – nicht die einzige vielleicht, die größte aber bestimmt. Mit so einem Gedanken bereits bei der Ouvertüre von Mozarts „Don Giovanni“ konfrontiert zu sein, sollte heutzutage eigentlich nicht mehr passieren. Viele Dirigenten beweisen das Gegenteil. Antonello Manacorda schafft es leider nicht. An der Wiener Staatsoper leidet die ganze Inszenierung an seiner Auslegung der Partitur. „Pathys Stehplatz (19): Don Giovanni, Wolfgang Amadeus Mozart
Wiener Staatsoper, 1. Februar 2023“
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Pathys Stehplatz (18) – Friedrich Gulda: Ein Unangepasster in einem angepassten System

Foto: Friedrich Gulda – Ein Leben für die Musik, Portrait – Bilder und Texte von Ursula Anders (c)

Vor 23 Jahren, am 27. Januar 2000, ist Friedrich Gulda in Steinbach am Attersee verstorben. Am gleichen Tag, an dem Mozart geboren wurde. Ein Versuch, meine ambivalenten Gedanken zu diesem einzigartigen Musiker, Pianisten und Komponisten zu ordnen.

von Jürgen Pathy

„Der Gulda, das war der Größte“, erzählen mir viele und geraten dabei nicht selten ins Schwärmen. Beethoven, Bach oder Mozart. Auf die Frage, wer denn da so das Nonplusultra sei, fällt einfach oft nur sein Name – der Gulda sei’s. Der habe den Ton da so getroffen, wie man sich das vorstelle. Das mal vorweg erwähnt. Nur um festzuhalten, welchen Stellenwert Friedrich Gulda noch immer genießt, dieser exzentrische Musiker, der im Wien der Zwischenkriegszeit aufgewachsen ist. Mein Verhältnis zum Pianisten hingegen ist etwas ambivalent.

„Pathys Stehplatz (18): Friedrich Gulda: Ein Unangepasster in einem angepassten System
klassik-begeistert.de, 29. Januar 2023“
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Pathys Stehplatz (17) – Zwischen Tyrannei, Regietheater und Tradition: Staatsoperndirektor Bogdan Roščić lotet in Wien die Grenzen aus

Foto: Bogdan Roščić ©

von Jürgen Pathy

Wenn das Wort Regietheater fällt, stellt es vielen die Zehennägel auf. Drehende Bühnen, vor lauter Symbolik kaum zu entschlüsselnde Sujets und als Höhepunkt der Entgleisungen: Ein Lohengrin, der ohne Schwan in Brabant auftaucht. Hätten viele vor Jahrzehnten kaum für möglich gehalten. Seit den 1980er Jahren ist alles anders. Da hatte sich das Wort „Regietheater“ bereits etabliert.

„Pathys Stehplatz (17) – Zwischen Tyrannei, Regietheater und Tradition
klassik-begeistert.de, 17. Januar 2023“
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Pathys Stehplatz (16) – Philippe Jordans vermeintlicher Zwist mit den Wiener Philharmonikern: Beim „Rosenkavalier" ist davon nichts zu spüren

Foto: Philippe Jordan © Johannes Ifkovits

von Jürgen Pathy

Zu meiner Schande, ich gebe es zu: Ich hab den „Rosenkavalier“ noch nie zuvor gesehen. Der Grund ist ganz einfach – weil die „Salome“ oder eine „Elektra“ eher meinen Geschmack zu treffen scheinen. Ein Irrtum, wie sich nun herausstellen sollte. An der Wiener Staatsoper hat ein Staraufgebot für volle Reihen gesorgt. Meister im Graben: Philippe Jordan, der, seitdem er angezählt ist, das Publikum mit absoluter Mehrheit hinter sich zu scharen weiß. 2025 verlässt Jordan die Wiener Staatsoper. Sein Vertrag als Musikdirektor wurde nicht verlängert.

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