Es war zur Weihnachtszeit. Ich dachte zuerst, das sei eine Oper, als ich das gewaltige Orchester und die beindruckenden Chorstellen aus dem Radioapparat hörte. Erst nach der Sendung wurde ich von meiner Tante aufgeklärt, es handle sich um ein Oratorium.
Ein Grafiker, der sein Atelier in der Mansarde desselben Hauses hat, das auch wir bewohnen, gab den Anstoß für eine Tauschecke im Souterrain. Dort machten wir den oben abgebildeten kostbaren Fund.
Des Öfteren wurden wir bei der Lektüre an Renée Flemings auch literarisch wertvolles Buch „Die Biografie meiner Stimme“, ebenfalls im Henschel Verlag erschienen, erinnert, wo sie bis ins kleinste Detail ihre Gedanken während einer Schlussszene in „Capriccio“ bekennt. Bei einer Stimme ist so vieles ineinandergreifend und verflochten.
Eine Methode in die Sängerstimme wissenschaftlich einzuführen geht über die Geschichte der Medizin. Welche Vorstellungen haben wir über das anatomische Wissen Mitte des achtzehnten Jahrhunderts? In den Memoiren der Pariser Akademie der Wissenschaften berichtet Antoine Ferrein – der interessante Lebenslauf dieses französischen Chirurgen würde leider den Rahmen dieses Feuilletons sprengen und wir verweisen auf das Internet – von seinen spannenden Untersuchungen an ausgeschnittenen Hundekehlköpfen. „Schweitzers Klassikwelt 103: Die Sängerstimmen klassik-begeistert.de, 12. Dezember 2023“ weiterlesen
Seine Augäpfel traten immer bedrohlicher aus den Augenhöhlen, aber was Ihro Gnaden, die Feldmarschallin, „durch unversiegte Huld“ beim Landedelmann ausgelöst hat, worüber er sich überschwänglich bedankt, geht trotz sichtlichen Bemühens unhörbar unter. Sie hat ihn tiefst beschämt.
Manchmal darf man sich ruhig selbst kopieren: Als Herausgeber von klassik-begeistert.de gratuliere ich unserem „senior writer“ Lothar Schweitzer nach seinem80. Geburtstag im April dieses Jahres zu seiner hundertsten Klassikwelt. Alles Gute, Glück, Gelassenheit und Gesundheit, lieber Lothar, und allzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel.
Dank Lothar habenwir eine Autorenaltersspannbreite von 22 bis 80 Jahren. Fast 60 Jahre trennen den Apotheker Lothar von unserem jüngsten Autor, den Studenten Leander Bull. Lothar könnte sein Urgroßvater sein.
Lothars liebevoll erstellte Klassikwelten zeugen von profunder, tiefer Kenntnis der Opernwelt. Lothar verschafft uns immer wieder Einblicke in Zeiten, die jüngeren Klassikliebhabern kaum noch bekannt sind.
Unser senior writer schrieb mir: „Ich bin an einem neunten April geboren, neun ist meine Lieblingszahl, ich tendiere großväterlich erblich belastet zu allem Neuen. Deswegen schreibe ich auch das Binnen-I, obwohl ich die Gender-Philosophie großenteils ablehne, außer beim tiefen e der Altistinnen. Da überkommt mich ein prickelndes Gefühl.“
Lieber Lothar: Glück auf! für 100 weitere Schweitzers Klassikwelten!
Herzlich, Andreas
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Wie uns in der bisher einzigen L’Orfeo-Inszenierung der Wiener Staatsoper, in der am Anfang Bühne und Auditorium zu einer Einheit verschmelzen und wir gleichsam gemeinsam Orfeos Hochzeit feiern, vor Augen geführt wurde, entstand die Kunstform der Oper aus festlichen Anlässen heraus. Atmosphäre soll die künstlerische Darstellung umgeben. Das passende Fremdwort Ambiente kommt vom lateinischen ambire, was herumgehen heißt. Musik wird in Szene gesetzt. „Schweitzers Klassikwelt 100: Opern – Bühne oder Konzertsaal? klassik-begeistert.de, 31. Oktober 2023“ weiterlesen
Er ist unhandlich, sein Gewicht dreieinhalb Kilogramm, Breite ein Viertelmeter, die Höhe einunddreißig Zentimeter im großen Gegensatz zu dem berühmten Reclam-Kleinformat von im großen Gegensatz zu dem berühmten Reclam-Kleinformat von zehnmal fünfzehn Zentimetern Breite mal Höhe, ob Opernführer oder Textbuch.
Es war vor fünfzig Jahren. Krzysztof Penderecki galt als Neutöner und als interessanter Vertreter eines – nennen wir es – modernen Katholizismus. Auch die Württembergische Staatsoper Stuttgart genoss mit ihren Gastspielen in Wien einen guten Ruf. Würde seine Oper „Die Teufel von Loudun“ wieder im Spielplan auftauchen, auch die beste Besetzung könnte uns nicht mehr locken. Die musikalischen Vorlieben waren bei uns in den Jahrzehnten einem Wandel unterworfen, krankhafte Visionen und Teufelsaustreibungen liegen fern von unserem Interesse und das Thema priesterlicher erotischer Versuchungen ist ausgereizt. „Schweitzers Klassikwelt 98: Erlebte, aber für uns fast in Vergessenheit geratene Opern klassik-begeistert.de, 3. Oktober 2023“ weiterlesen
Foto: Ingo Wesselly, Im Hintergrund Melanie Holliday
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Fernab der „heiligen Hallen“ einer neobarocken Fellner & Helmer-Architektur wurde mit „Così fan tutte“ wie in einem chemischen Versuch experimentiert. Die Regisseurin Clara Hinterberger stellte sich u.a. die große Aufgabe die Vita des Gesangsstudenten, der die Partie des Ferrando sang, nicht weg zu blenden, sondern einfließen zu lassen und mit zu thematisieren. „Schweitzers Klassikwelt 96: Das Mario Lanza Musical“ weiterlesen
Es ist der 25. April 1999. Die Premiere der komischen Oper „Die verkaufte Braut“ an der Oper Bonn ist glücklich vorbei. Unser Freund Michael Eder, alias Kecal, vermittelte uns zur Premierenfeier. Dort eingeführt ist es uns ein Bedürfnis, der Regisseurin Barbara Beyer vorgestellt zu werden. Wir gratulieren ihr zu der gelungenen Inszenierung und haben das Gefühl, sie wäre lieber in eine heiße Diskussion verwickelt worden. Fünfzehn Jahre später war sie Mitherausgeberin von „Die Zukunft der Oper“, dem Ergebnis einer zweijährigen Forschungsarbeit. „Schweitzers Klassikwelt 95: Eine Inszenierung öffnet uns die Augen klassik-begeistert.de, 21. August 2023“ weiterlesen