Schweitzers Klassikwelt 89: Aida oder Amneris, das ist hier die Frage!

 

Anna Netrebko (linkes Bild, Aida) und Elīna Garanča (rechtes Bild, Amneris) © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Gleich zu Beginn der Oper singt Radamès eindringlich und mit viel Gefühl von seiner himmlischen Aida. Aida und Radamès sind bis zum tragischen Schluss nicht auseinander zu denken. Wo die Liebe hinfällt, denke ich für meinen Teil und frage gegen den Strich: Warum nicht Amneris?

Diese Frage beherrscht den Augenblick, wenn wir einen Abend erleben, an dem zwei Spitzensängerinnen wie Anna Netrebko und Elīna Garanča als Rivalinnen auftreten und die Garanča als Amneris eine so vornehme Ausstrahlung besitzt. Wenn meine Frau und ich uns in Radamès hineindenken, er konnte als junger Offizier nicht einmal davon träumen, in Augenhöhe ihrer durchlauchten Pharaonentochter zu gelangen. Aidas hoher Stand war ihm, obzwar Edelsklavin der Amneris, nicht bekannt. „Schweitzers Klassikwelt 89: Aida oder Amneris, das ist hier die Frage!
klassik-begeistert.de, 30. Mai 2023“
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Schweitzers Klassikwelt 88: Wie erlebte man die Opern zur Zeit ihrer ersten Aufführungen im Vergleich zu heute?

Als Herausgeber von klassik-begeistert.de gratuliere ich unserem „senior writer“ Lothar Schweitzer – mit ungehöriger Verspätung – zu seinem
80. Geburtstag. Alles Gute, Glück, Gelassenheit und Gesundheit, lieber Lothar, und allzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Dank Lothar haben
wir jetzt eine Autorenaltersspannbreite von 21 bis 80 Jahren. Fast 60 Jahre trennen den Apotheker Lothar von unserem jüngsten Autor, den Studenten Leander Bull. Lothar könnte sein Urgroßvater sein.

Unser senior writer schrieb mir: „Ich bin an einem neunten April geboren, neun ist meine Lieblingszahl, ich tendiere großväterlich erblich belastet zu allem Neuen. Deswegen schreibe ich auch das Binnen-I, obwohl ich die Gender-Philosophie großenteils ablehne, außer beim tiefen e der Altistinnen. Da überkommt mich ein prickelndes Gefühl. Das Schöne am Alter ist der Überblick. Ich hatte privat ein sehr bewegtes Leben… Letzten Endes wurde ich mit Sylvia, deren Gesangspädagogin Ella Firbas uns schon in den Sechzigerjahren zusammenbringen wollte, sehr glücklich. Mir wird schwindlig, wenn ich daran denke, aus welchen gefährlichen Situationen ich in meinem Leben entkommen bin.“

Lieber Lothar: Glück auf! 100 weitere Schweitzers Klassikwelten!

Herzlich, 
Andreas

 

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Kritische Anmerkungen zum Thema „Werktreue“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Der 4. Februar 1973. Es war das erste „Aida-Erlebnis“. Mit Gwyneth Jones, Plácido Domingo und Riccardo Muti am Pult. Und wie ganz anders berührte uns fast genau fünfzig Jahre später diese Verdi-Oper, in der viel vom Krieg die Rede ist, wenn jetzt gerade nicht weit entfernt von unsrem Land ein unbarmherziger Krieg tobt!

So stellt sich die Frage: Kann eine Oper auch beim Streben nach einer so genannten „werktreuen“ Inszenierung immer die gleichen Gefühle hervorrufen? Die Regie hatte die interessante Idee geboren, bei Operetten, die während des Ersten Weltkriegs ihre Premiere hatten, Kriegsszenen einzublenden. Doch war damit eine ungeschönte Echtheit garantiert? Denn das Publikum strömte damals ins Theater, um abzuschalten und zu vergessen, um sich einer Illusion hinzugeben. „Schweitzers Klassikwelt 88: Wie erlebte man die Opern zur Zeit ihrer ersten Aufführungen im Vergleich zu heute?“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 87: Werden die Frauen in den Opern zur Inkarnation der Schwäche?

Ileana Cotrubaş als Violetta – Photo Fayer Wien

In einem Gastbeitrag in der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT schildert die Regisseurin und Leiterin der Opernklasse an der „Hochschule für Musik Carl Maria von Weber“ in Dresden, Barbara Beyer, treffend das Ende einer „La Bohème“: „Es folgen die mächtigen Schlussakkorde, dann heftiger Applaus. Im Anschluss wird gegessen und geplaudert, über die Neuinszenierung von Puccinis Oper allerdings nur am Rande. Sie hat schließlich kaum etwas Neues zu erzählen. Auch in dieser Aufführung bleibt Mimì eine der Ikonen des schwachen Geschlechts.“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Barbara Beyer erinnert in dem Artikel an kritische Betrachtungen der sakrosankten Opern in den Siebzigerjahren. Nicht länger mehr wollte man Gilda oder Margarethe als Opfer zusehen. Auch Violetta sollte nicht mehr sterben müssen.

Wir wollen diese Typisierung einer Überprüfung unterziehen. Wir unterstellen jedoch der namhaften Regisseurin keine Verallgemeinerung und die LeserInnen sollen auch nicht Gefahr laufen, die Betrachtungen der Professorin einseitig misszuverstehen. „Schweitzers Klassikwelt 87: Werden die Frauen in den Opern zur Inkarnation der Schwäche?
klassik-begeistert.de 2. Mai 2023“
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Schweitzers Klassikwelt 86: Was uns in Opern am meisten zu Herzen ging

Design: Leopoldo Metlicović 1904

In Rezensionen von Kolleginnen merken wir oft, wie stark ihnen das Schicksal von Opernfiguren nahe geht, einer Mimì, einer Violetta. Die Empathie reicht sogar zu Walter Scotts Romanfigur, der Braut von Lammermoor, in Form von Donizettis „Lucia di Lammermoor“. Von Goethe wurde der schottische Dichter noch sehr geschätzt.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Es sind manchmal erdachte Figuren, der Fantasie entsprungene Personen, die aber Ähnlichkeiten mit uns nahestehenden Menschen haben. Wir können die Beobachtung bestätigen, bei Begräbnissen sind oft ferner Stehende zu Tränen gerührt, weil sie an ganz persönliche Verluste wieder erinnert werden.

Ich bereute einmal, meinen Vater zu einer Tosca-Aufführung animiert zu haben, wo er doch im Krieg einer Exekution beiwohnen musste, was ihn sichtlich wieder bewegte. „Schweitzers Klassikwelt 86: Was uns in Opern am meisten zu Herzen ging
klassik-begeistert.de“
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Schweitzers Klassikwelt 85: Schuld und Sühne

Georg Nigl als Orest in Manfred Trojahns Musiktheater „Orest“, Wiener Staatsoper, Foto: Michael Pöhn

von Lothar und Sylvia Schweitzer

In der Spielzeit 2019/2020 wurde im November Manfred Trojahns Musiktheater „Orest“ erstmals in Wien aufgeführt und erst im Februar kam die „Vorgeschichte“, die „Elektra“ von Richard Strauss wieder auf das Programm. Wir wendeten damals ein, es wäre besser, immer zuerst die „Elektra“ zu spielen und mit wenigen Tagen Abstand die inhaltliche Fortsetzung des ein Jahrhundert später entstandenen Werks. Es stellt sich nach dem Richard-Strauss-Einakter die Frage, wie der Bruder der Elektra seine Tat verarbeiten wird. „Schweitzers Klassikwelt 85: Schuld und Sühne
klassik-begeistert.de, 4. April 2023“
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Schweitzers Klassikwelt 84: Freud und Leid mit Umbesetzungen

„Umgekehrt ist auch gefahren.“ („Der Rosenkavalier“, 2. Akt, Baron Ochs)

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Was die zweite Änderung betraf, war es eine angenehme Überraschung, am abendlichen Besetzungszettel statt Arnold van Mill Walter Kreppel als „Sparafucile“ zu entdecken, der sich schon in der vorherigen Spielzeit als tiefenmächtiger Berufsmörder vorgestellt hatte. Doch bald kam die Enttäuschung, denn leider vermissten wir an diesem Abend seine „Fagotttöne“. „Schweitzers Klassikwelt 84: Freud und Leid mit Umbesetzungen“ weiterlesen

Des Namensspiels zweiter Teil – Sängerinnen, die Helena heißen

Ileana Cotrubaș als Violetta. Foto: Pálffy

Ileana im Rumänischen und Elīna (Herkunft aus dem Schwedischen, weiter nach Finnland und ins Baltikum wandernd) sind Ableitungen aus dem Altgriechischen Helena, nicht jedoch Eliane der brasilianischen Sopranistin Eliane Coelho. Bei ihr handelt es sich um die weibliche Form von Elias, was „Elijahu“ (Mein Gott ist Jahwe) bedeutet. Der Prophet hatte sehr gegen den Einfluss der phönikischen Frau des Königs von Israel zu kämpfen. Es ist anzunehmen, dass sein Name ihm nicht schon seit Kindheit gegeben war. Helena kann vom Sonnengott Helios her verstanden werden. Man assoziiert die Sonnenstrahlen und überträgt „die Strahlende“. Nach dem altgriechischen Schulwörterbuch Gemoll kommt noch die Ableitung von Helane, der (leuchtenden, Licht spendenden) Fackel in Frage.  

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Ileana Cotrubaș ist für meine Frau und mich bis heute  d i e  Violetta geblieben. Es sind seither fünfzig Jahre vergangen und meine Begeisterungsfähigkeit war damals sehr groß. Bei der Abschlussarie des ersten Akts „È strano“ erhob ich mich unbewusst vom Hochstuhl in der 2. Reihe der Opernloge und spürte auf einmal  meine Knie wanken. Als dann der freiwillige dreigestrichene Spitzenton perfekt saß, ließ ich mich glücklich zurück in den Sitz fallen und bot der Nachbarin hinter mir im Überschwang für den Rest der Vorstellung meinen besseren Sitz an. „Schweitzers Klassikwelt 83: Des Namensspiels zweiter Teil – Helena
klassik-begeistert.de, 7. März 2023“
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Schweitzers Klassikwelt 82: Ein Namensspiel – Sänger, die Thomas heißen

Andrè Schuen (Onegin). Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Ein Namensspiel

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Anlässlich des Namenstags unseres Schwiegersohns stellten wir ihm Sänger gleichen Namens vor und wie wir sie auf der Opernbühne erlebt hatten. Das begann mit einem Comprimario des Tiroler Landestheaters, Andreas Mattersberger, der erst später zum Protagonisten aufstieg, setzte sich fort mit dem uns angenehm aufgefallenen, obwohl nur auf kleineren Bühnen agierenden Andreas Jankowitsch, sprang dann zu Andrea Giovannini, der von Italien kommend erst in seinen reiferen Jahren als Comprimario zu Staatsopernehren kommt, und stieg dann steil auf zu Andreas Schager und dem Rising Star Andrè Schuen.

Für „Schweitzers Klassikwelt 82“ wählen wir unter den unzähligen Möglichkeiten den Namen Thomas, teils Zuname, teils Vorname, auch in sprachlichen Varianten wie polnisch Tomasz (gesprochen Tomasch) und italienisch Tommaso. Der Name ist aramäischen Ursprungs und bedeutet „Zwilling“ bzw. „ähnlich aussehender Mann“. War also ursprünglich ein Beiname und kein Rufname. „Schweitzers Klassikwelt 82: Ein Namensspiel – Sänger, die Thomas heißen“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 81: „O wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß"

Bild: © Hendrik Kranenberg, Friedrich Verlag

Personennamen in den Opern. Woher sie kommen und was sie bedeuten.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Es quält uns, wenn Orts- oder Personennamen einen höhnisch anlachen und nicht preisgeben wollen, was sie bedeuten.

„Ein Engel, Leonoren, der Gattin so gleich,
Der führt mich zur Freiheit ins himmlische Reich.“

Wenn wir den Namen Leonore hören, klingt in uns Florestans eindrucksvolle, wie gesangstechnisch schwierige Arie mit, in der sich seine Depression und Verzweiflung in Ekstase verwandelt. Es wird u.a. behauptet, in Eleonore stecke lateinisch alia, germanisch alja = anders, fremd drin, während für den zweiten Teil des Namens keine gesicherte Erklärung vorliegt. Wir hingegen sind der festen Überzeugung, der Name ist von den muslimischen Mauren nach Spanien gebracht worden und hat die schöne Bedeutung: Gott ist mein Licht. Die Silbe -el ist uns aus dem semitischen Sprachraum von den Namen Gabri-el (Gott ist mein Mann/mein Held/meine Kraft), Micha-el (Wer ist wie Gott) und Rapha-el (Gott heilt) geläufig. „Nur“ heißt im Arabischen Licht und das i ist das besitzanzeigende Fürwort „mein“. Bei Nuri denkt der Opernfreund automatisch an die gute Magd in „Tiefland“, das in den spanischen Pyrenäen spielt. „Schweitzers Klassikwelt 81: „O wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß“  
klassik-begeistert.de, 7. Februar 2023“
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Schweitzers Klassikwelt 80: „Donna Giovanni“

Foto: Wien Kultur

Als wir (noch) nicht „Merker“ und „Blogger“ waren.
Erinnerungen an schöne musikalische Erlebnisse

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Es ist kein Tippfehler. Bei „Dona“ oder „Donn“  wäre es schon eher möglich gewesen als bei gleich zwei Buchstaben hintereinander. Überlegenswert, das Werk nicht gleich Donna Giovanna zu nennen.

Alicia Urreta  Fotografia de Graciela Agudelo

Es handelt sich um eine „Oper frei nach Mozart und da Ponte in zwei Akten für sechs Komödiantinnen und ein Piano (Pianist Gustavo Rivero) in Itanol (Mischung aus Italienisch und Spanisch)“. Die Bearbeitung oblag der Pianistin und Komponistin Alicia Urreta.

„Schweitzers Klassikwelt 80: „Donna Giovanni“
klassik-begeistert.de, 24. Januar 2023“
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