Als Herausgeber von klassik-begeistert.de gratuliere ich unserem „senior writer“ Lothar Schweitzer – mit ungehöriger Verspätung – zu seinem
80. Geburtstag. Alles Gute, Glück, Gelassenheit und Gesundheit, lieber Lothar, und allzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Dank Lothar haben
wir jetzt eine Autorenaltersspannbreite von 21 bis 80 Jahren. Fast 60 Jahre trennen den Apotheker Lothar von unserem jüngsten Autor, den Studenten Leander Bull. Lothar könnte sein Urgroßvater sein.
Unser senior writer schrieb mir: „Ich bin an einem neunten April geboren, neun ist meine Lieblingszahl, ich tendiere großväterlich erblich belastet zu allem Neuen. Deswegen schreibe ich auch das Binnen-I, obwohl ich die Gender-Philosophie großenteils ablehne, außer beim tiefen e der Altistinnen. Da überkommt mich ein prickelndes Gefühl. Das Schöne am Alter ist der Überblick. Ich hatte privat ein sehr bewegtes Leben… Letzten Endes wurde ich mit Sylvia, deren Gesangspädagogin Ella Firbas uns schon in den Sechzigerjahren zusammenbringen wollte, sehr glücklich. Mir wird schwindlig, wenn ich daran denke, aus welchen gefährlichen Situationen ich in meinem Leben entkommen bin.“
Lieber Lothar: Glück auf! 100 weitere Schweitzers Klassikwelten!
Herzlich,
Andreas
Kritische Anmerkungen zum Thema „Werktreue“
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Der 4. Februar 1973. Es war das erste „Aida-Erlebnis“. Mit Gwyneth Jones, Plácido Domingo und Riccardo Muti am Pult. Und wie ganz anders berührte uns fast genau fünfzig Jahre später diese Verdi-Oper, in der viel vom Krieg die Rede ist, wenn jetzt gerade nicht weit entfernt von unsrem Land ein unbarmherziger Krieg tobt!
So stellt sich die Frage: Kann eine Oper auch beim Streben nach einer so genannten „werktreuen“ Inszenierung immer die gleichen Gefühle hervorrufen? Die Regie hatte die interessante Idee geboren, bei Operetten, die während des Ersten Weltkriegs ihre Premiere hatten, Kriegsszenen einzublenden. Doch war damit eine ungeschönte Echtheit garantiert? Denn das Publikum strömte damals ins Theater, um abzuschalten und zu vergessen, um sich einer Illusion hinzugeben. „Schweitzers Klassikwelt 88: Wie erlebte man die Opern zur Zeit ihrer ersten Aufführungen im Vergleich zu heute?“ weiterlesen