Elena Margolina brilliert mit Schuberts Klaviersonaten

CD-Rezension:  Franz Schubert Klaviersonaten D 850, D 958  klassik-begeistert.de

Der sehr persönliche Stil, der Schuberts Klavierwerke auszeichnet, findet in Margolinas sensibler Umsetzung seine Entsprechung.

CD-Rezension:

Franz Schubert
Klaviersonaten D 850, D 958

Elena Margolina

Ars 38 331

 von Peter Sommeregger

Diese Neueinspielung zweier Klaviersonaten Franz Schuberts setzt ein langfristiges Projekt fort, in dessen Rahmen die aus Russland stammende Pianistin Elena Margolina nach Möglichkeit sämtliche Sonaten des Wiener Komponisten für CDs aufnehmen will. Mehrere Einspielungen sind in den letzten Jahren bereits erschienen, auf der aktuellen CD interpretiert Margolina die Sonaten D 850 und D 958.

Die frühere der beiden Sonaten, in D-Dur, entstanden während eines Sommeraufenthaltes Schuberts im Kurort Bad Gastein 1825, ist schon durch ihre Länge von nahezu 45 Minuten  in die Gattung „grande sonate“ einzuordnen. Vom temperamentvollen Beginn bis zum eher heiteren Rondo-Finale schöpft der Komponist hier das ganze Spektrum seiner künstlerischen Fähigkeiten aus und sorgt für einen ungemein abwechslungsreichen Ablauf.Die spätere, in c-Moll, gehört schon zu der Trilogie der letzten drei Klaviersonaten Schuberts, die alle im Jahr 1828, in den letzten Lebensmonaten Franz Schuberts entstanden. Schon im ersten Satz ist eine Anspannung spürbar, die sich erst gegen Ende auflöst. Der zweite Satz ist das einzige Adagio, das der Komponist für eine Klaviersonate schrieb. In seiner Schwermütigkeit könnte es schon eine Ahnung des nahen Todes sein. Im dritten Satz spielt Schubert mit den Formen höfischer Tänze. Der vierte Satz schließlich, der liedhaft einfach beginnt, wird aber in der Durchführung bewusst kompliziert und verweist stilistisch schon auf spätere Epochen der Klavierkomposition.

Elena Margolina hat in Sankt Petersburg an der dortigen Hochschule für Musik ihr Diplom als Konzertpianistin erworben. Beim Internationalen Schubert-Klavierwettbewerb 1995 gewann sie den ersten Preis und verlegte anschließend ihren Lebensmittelpunkt nach Deutschland. In Detmold erhielt sie 2014 eine Professur, unterrichtet aber auch  international in Meisterkursen. Konzertiert hat die Pianistin mit zahlreichen großen Orchestern und bedeutenden Dirigenten.

Ihre frühzeitige Spezialisierung auf die Klavierkompositionen Franz Schuberts verleiht Elena Margolina eine hohe Kompetenz, die in ihrem Spiel deutlich erlebbar ist. Der sehr persönliche Stil, der Schuberts Klavierwerke auszeichnet, findet in Margolinas sensibler Umsetzung seine Entsprechung. Sie verfügt über den langen Atem, wie ihn die späten Sonaten erfordern, hält die Spannungsbögen optimal und meistert den hohen technischen Schwierigkeitsgrad souverän. Man darf auf die Fortsetzung der Aufnahmetätigkeit Margolinas gespannt sein.

Her early specialization in the piano compositions of Franz Schubert give Elena Margolina a high level of competence that can be clearly experienced in her playing. The very personal style that characterizes Schubert’s piano works finds its counterpart in Margolina’s sensitive realization. She has the staying power that the late sonatas require, holds the tension optimally and masters the high technical level of difficulty with aplomb. One can look forward to the continuation of Margolina’s recording activities.

Note 1

Peter Sommeregger, 14. Mai 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

CD-Rezension: Inspiration populaire, Estelle Revaz, Anaïs Crestin klassik-begistert.de 13. Mai 2022

CD- Rezension: Farewells, Jakub Józef Orliński, Michael Biel klassik-begeistert.de

CD-Rezension: Schubertiade, Christina Landshamer Justus Zeyen, Chor des Bayerischen Rundfunks, Howard Arman, klassik-begeistert.de

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert