Porporas Opern kehren triumphal zurück

CD-Rezension: N. A. Porpora, Polifemo  klassik-begeistert.de, 29. August 2023

CD-Rezension:

N. A. Porpora
Polifemo

Armonia Aeterna
George Petrou  Dirigent

Pararts 003

von Peter Sommeregger

Porporas Oper Polifemo wurde 1735 für London geschrieben, wo der Komponist in konstruktivem Wettstreit mit Händel stand. Mit dem Kastraten Farinelli, der die Rolle des Aci kreierte, verfügte Porporas Werk allerdings über eine absolute Trumpfkarte.

Polifemo ist jene Oper Porporas, die im 21. Jahrhundert mehrfach wieder aufgeführt wurde. Zuletzt beim Festival Bayreuth Baroque 2021 gegeben, entstand in gleicher Besetzung im Studio in Athen die nun vorliegende Einspielung.

Farinellis Part singt in dieser Aufnahme der Countertenor Yuriy Mynenko, der diese eher lyrisch angelegten Rolle mit wunderbaren Kantilenen ausstattet. Max Emanuel Cenčić gibt dem Ulisse Nachdruck und Gewicht, diese Partie ist deutlich dramatischer angelegt. Eine gänzlich andere Stimmfarbe bringt Pavel Kudinov ins Spiel, der Bass-Bariton verkörpert den menschenfressenden Zyklopen mit sonorer Tiefe. Mezzosopran Sonja Runje als Calipso und Narea Son als Nerea überzeugen in diesen kleineren Rollen. Absoluter Star der Einspielung ist aber Julia Lezhneva als Galatea.

Die Sopranistin verfügt über ein Maß an stimmlicher Artistik, das heute wohl in diesem Fach konkurrenzlos ist. Selbst die verwegensten Triller und Auszierungen scheinen der Sängerin mühelos aus der Kehle zu strömen. Man sollte mit Superlativen sparsam umgehen, in diesem Fall scheinen sie aber angebracht. Dazu kommt das leuchtende Timbre von Lezhnevas Stimme, das einen hohen Suchtfaktor hat. Die Verbindung ihrer Stimme mit jener Mynenkos verschmilzt in einer atemberaubenden Harmonie, der Himmel der Barockmusik steht auf einmal weit offen.

Großen Anteil am Gelingen dieser Produktion hat aber auch George Petrou, der das Ensemble Armonia Aeterna stilsicher durch die raffiniert instrumentierte Partitur führt. Man hört Barockmusik auf allerhöchstem Level und ist gespannt auf die neue Ausgabe von Bayreuth Baroque, das in diesem Jahr Händel und Monteverdi auf dem Programm hat. Dieses Festival ist im Begriff, ein ernst zu nehmendes Gegengewicht zu den Wagner-Festspielen zu werden. So könnte Bayreuth bald zum Mekka der Liebhaber barocker Oper werden.

Peter Sommeregger, 29. August 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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Ein Gedanke zu „CD-Rezension: N. A. Porpora, Polifemo
klassik-begeistert.de, 29. August 2023“

  1. Wer die Produktion in Bayreuth miterlebt hat (und ja, es war ein Erlebnis), wird wohl gleich mir bedauern, dass die vorliegende CD im Studio entstanden und kein Mitschnitt aus dem Markgräflichen Opernhaus ist.

    Michael Koling

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