Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.
von Reinhard Berger
Fast hätte ich mich kaputt gelacht, vorigen Sonntag, am Welttag des Lachens. Zufall. Denn ich hatte etwas über die Deutsche Rasengesellschaft e.V. gelesen und wollte wissen, ob das ein Scherz ist. Aber die gibt es wirklich. Ihr Thema im Mai lautet: „Messungen und Bonitur der Gräservitalität.“ Jetzt weiß ich es genau.
Nee. Rasen ist nichts für mich, weder im Garten noch auf der Autobahn. Bei meiner Suche nach originellen Vereinen entdeckte ich auch den Furz dich frei e.V., der die These verfolgt, „dass es gesünder ist, die Winde frei entfalten respektive entfleuchen zu lassen, als diese zu unterdrücken.“
Der FC Kiffen 08 hat nichts mit körpereigenen Gasen zu tun. Offiziell nicht. Es handelt sich um einen Fußballclub in Helsinki.
In Bayern haben sie ganz andere Probleme. Der bayerische „Verein gegen betrügerisches Einschenken“ passt auf, dass Wirte die Gläser immer schön voll machen. Vor allem während der Wiesn und in der Starkbierzeit.
Und jetzt kommt der Auftritt der weltweit über 6000 Lachclubs. Kein Scherz! Jeden ersten Sonntag im Mai wird in Europa Punkt 14 Uhr eine Minute lang gelacht. Profis nennen das Lachyoga und bieten sogar ein Lachtelefon an: 02131-7734152. Drei Minuten lachen mit ehrenamtlichen Lachprofis. Und in vielen Städten gibt es sogar „offene Lachtreffs“ (www.lachclub.info).
Lachhaft? Jawohl. Und zwar im Ernst.
Achtung, gemeine Fallen! – Heute: Was der Eigentümer dem Besitzer voraus hat
„Frau findet Portemonnaie mit 2800 Euro: Besitzer gesucht.“ Schwupps, da schnappt die Falle zu. Hundsgemeine Klippen machen uns das Leben schwer – und auch die Deutung von Nachrichten.
Die Schlagzeile mit der Frau, die ein Portemonnaie gefunden hat, ist ein Paradebeispiel. Sie sucht den Besitzer der Geldbörse und wird staunen, dass sie da nicht lange suchen muss. Denn der Besitzer ist die Finderin selbst. Gesucht wird der Eigentümer, also derjenige, dem das Portemonnaie gehört.
Oder nehmen Sie diese Schlagzeile: „Polizei sucht Besitzer von Beute aus Einbrüchen.“ Das ist ja auch ihr Job. Denn Besitzer sind die Diebe. Sie haben die Beute in ihrer Gewalt und besitzen sie. Gesucht werden nun, siehe oben, die Eigentümer.
Noch eine: „Porsche wechselt für Rekordsumme den Besitzer.“ Heißt also, wenn ich den mal fahren, also vorübergehend besitzen will, muss ich eine Rekordsumme bezahlen? Quatsch. Die soll der neue Eigentümer abdrücken.
Eine juristische Interpretation bietet Wikipedia: „Besitz bedeutet, dass jemand über eine Sache verfügt, sie in seiner Gewalt hat, unabhängig davon, ob die Sache sein Eigentum ist.“ Freuen wir uns darüber, dass unsere Sprache so fein differenziert.
Reinhard Berger, 8. Mai 2021, für
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Reinhard Berger
Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.
www.facebook.com/derschlauberger
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