Der Schlauberger 49: Es gilt nur das Gültige. Basta. Unsere Lieblingsfloskeln

Der Schlauberger 49: Es gilt nur das Gültige. Basta. Unsere Lieblingsfloskeln

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

Es gelten die geltenden Hygieneregeln. Stand so in der Zeitung und heißt: Die nicht geltenden Regeln gelten nicht. Aha. Als Kinder sagten wir: Es gildet nicht.

Coronazeit ist Floskelzeit. Da können wir uns mal richtig austoben. Ich habe in Zeitungen geblättert und lauter weiße Schimmel entdeckt. Zum Beispiel die geltenden Ausgangsbeschränkungen. Und die geltenden Coronaregeln, gegen die angeblich vier Männer verstoßen haben sollen. Dabei haben sie doch nur gegen die Coronaregeln verstoßen. Denn nicht geltende Regeln sind keine Regeln. Weil sie gar nicht existieren.

Das ist so wie mit dem Mann, der keine gültige Aufenthaltserlaubnis hatte. Gibt’s denn auch eine ungültige Erlaubnis? Nein! Dann wäre es ja keine Erlaubnis. In bereinigter Sprache heißt das: Er hatte keine Aufenthaltserlaubnis. Oder die geltende Maskenpflicht. Eine nicht geltende Pflicht ist keine Pflicht.

Schrecklich ist auch der studierte Pharmazeut. Blödsinn. Ein Pharmazeut muss studiert haben, sonst ist er kein Pharmazeut. Oder der gelernte Augenoptiker. Ein Ungelernter darf sich nicht Augenoptiker nennen.

Wie gesagt: Lauter weiße Schimmel. Ich weiß, es gibt auch Blauschimmel.

Aber nur bei Käse.

Achtung, gemeine Fallen! Heute: Warum beim Fußball nicht alle dasselbe Trikot tragen

Das ist ja wohl sonnenklar: Die Spieler einer Fußballmannschaft tragen dieselben Trikots, nicht wahr? Ha! Was sähe das lustig aus. Wenn sich die Spieler wirklich in ein und dasselbe Oberteil zwängen würden. Ich würde mich kaputtlachen. Ein Hemdchen mit elf kräftigen Oberkörpern. Natürlich haben sie alle das gleiche Trikot an.

Erkennen Sie den Unterschied? Der Fernsehreporter hat ihn bei einem Spiel Wolfsburg – Schalke nicht erkannt: „Da kommt der Ball noch mal in die gleiche Ecke …“ kommentierte er, während der Ball in dieselbe Ecke flog.

Die Schriftgelehrten, also auch die Journalisten, tun sich da schwer. Bleiben wir mal beim Fußball von damals. Super-Cup Dortmund – Bayern. Radioreporter: „Pokalsieger und deutscher Meister (Bayern) ist der gleiche Verein.“ Na, hören Sie mal: Die Bayern gibt’s doch nur einmal! Er meinte natürlich: derselbe Verein.

Eines aber ist sicher: Die Mannschaften haben in der Tat mehrere gleiche Bälle in Reserve, im Spiel aber ist immer nur derselbe.

Der Duden lässt keinen Zweifel daran, was das bedeutet: „Dieser und kein anderer.“ Im Gegensatz zu gleich: „In allen Merkmalen, in jeder Hinsicht übereinstimmend.“

Sogar das ehrenwerte Vorzeigemagazin SPIEGEL tut sich da schwer. Der Bericht über ein Grippemittel liegt schon eine Weile zurück: Die Weltgesundheitsorganisation habe 2009 das Medikament auf die Liste der unentbehrlichen Arzneien gesetzt „und im gleichen Jahr eine Grippepandemie erklärt“. Gemeint ist dasselbe Jahr, liebe Kollegen.

Oder nehmen Sie diese Wirtschaftsnachricht aus der Zeitung. Thema Geldüberweisung mit SMS-TAN: „Gibt der Kunde Daten am Handy ein und empfängt mit dem gleichen Gerät die SMS, ist er nicht vor Hackern geschützt.“

Quatsch, dann müsste er ja zwei identische Geräte haben. Mit demselben Zugangscode. Die Gefahr besteht nur, wenn er dasselbe Gerät benutzt.

Ich bring’s mal auf den Punkt: Wenn zwei zur selben Zeit den gleichen Pullover tragen, sind das zwei identische Kleidungsstücke. Denselben können sie nur nacheinander anziehen. Sonst sähe das verdammt komisch aus.

Können Sie mir noch folgen? Dann hätte ich noch mehr: Nächste Woche am gleichen Tag, also am Sonntag, geht’s weiter mit diesen hundsgemeinen Fallen. Nicht am selben Tag.

Das wäre ja heute.

Reinhard Berger, 23. Mai 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Der Schlauberger 48: Uschi, es ist zum Heulen – Mal was zum Lachen

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Reinhard Berger

Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.


www.facebook.com/derschlauberger

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