DIE MONTAG-PRESSE – 4. DEZEMBER 2023

DIE MONTAG-PRESSE – 4. DEZEMBER 2023

Von Joop van Bilsen / https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=102998084

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 4. DEZEMBER 2023

Moralische Entlastung: Karajan geht, Mozart kommt
Das Aachener Theater verbannt eine Büste von Herbert von Karajan ins Museum. Dabei sollte die NS-Verstrickung des Dirigenten gerade am Ort seines einstigen Wirkens sichtbar bleiben. Im schönen Aachen, wo die Blitzmerker zu Hause sind, hat man soeben entdeckt, dass Herbert von Karajan, in den Jahren 1935 bis 1942 Generalmusikdirektor des dortigen Theaters, eine politisch dubiose Figur ist. Der Opportunismus gegenüber dem NS-Regime, den ihm Biografen seit Jahrzehnten nachsagen, war höchstens in seinem Ausmaß und der Vielzahl der kleinen Manöver umstritten. Doch es brauchte offenbar einen Vortrag von Klaus Riehle an der städtischen Volkshochschule, um den öffentlichen Groll auf Karajan so zu entfachen, dass Elena Tzavara, seit dieser Spielzeit Intendantin in Aachen, sich bemüßigt fühlte, Hans Baiers Büste des Dirigenten aus dem Foyer ihres Hauses entfernen zu lassen. Riehles Buch „Herbert von Karajan – Neueste Forschungsergebnisse zu seiner NS-Vergangenheit und der Fall Ute Heuser“ (Ibera Verlag) liegt übrigens seit 2017 vor.
Tagesspiegel.de

Bayreuther Festspiele beschließen Sparplan
Hohe Energie- und Personalkosten führen trotz Protesten zu empfindlichen Einschnitten. Der Verwaltungsrat der Bayreuther Festspiele hat Einsparungen bei dem weltberühmten Opernfestival beschlossen. Der von der Geschäftsführung vorgelegte Wirtschaftsplan sei gebilligt worden, sagte der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Georg von Waldenfels, der Deutschen Presse-Agentur am Wochenende nach der Sitzung des Gremiums. Zuvor hatte es heftige Kritik an den im Wirtschaftsplan formulierten Einschnitten gegeben – unter anderem vom Deutschen Musikrat, der die geplante Reduzierung des Festspiel-Chores „ein Armutszeugnis“ nannte. Die Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles (VdO) befürchtet einen drohenden „Stellenkahlschlag“, weil die Zahl der festen Chor-Mitglieder im kommenden Jahr um 40 Prozent von 134 auf 80 schrumpfen soll. Die Festspiele sprachen dagegen von einer „Umstrukturierung des Festspielchores“. Der werde künftig aus einem Hauptchor und einem Sonderchor bestehen.
SueddeutscheZeitung.de

Verwaltungsrat der Bayreuther Festspiele billigte Einsparungen
Die Zahl der festen Chor-Mitglieder soll von 134 auf 80 im kommenden Jahr schrumpfen, „deutliche Kostensteigerungen“ werden als Grund für Einschnitte genannt
DerStandard.at.story

München
Arbeitskampf an den staatlichen Bühnen: Wenn der Vorhang geschlossen bleibt
Auch an den Münchner Staatstheatern kommt es wieder zu Warnstreiks, denn die Situation der Beschäftigten ist dramatisch. „Es geht um die Zukunft der Bayerischen Staatsoper!“, warnt Intendant Serge Dorny, der sich solidarisiert.
SueddeutscheZeitung

Theaterchöre im Advent „Von Engeln, Eseln und der Sehnsucht nach Licht“
MDR KLASSIK lässt im Advent 18 mitteldeutsche Opernchöre erklingen
mdr.de

Zum 100. Geburtstag der Opern-Diva – Die Callas zum Lesen, Hören und Sehen
Bonn · Zwei neue Bücher über die „Göttliche“; 113 CDs, drei Blu-Ray-Discs und eine DVD mit ihren Auftritten; und eine Filmdokumentation am Sonntag im Endenicher Rex-Kino.
Generalanzeiger.de

Letzte Fragen
Jonas Kaufmann: »Ich mache mich doch nicht verrückt«
»Wenn man Blut und Wasser schwitzt, weil man nicht weiß, ob man den Abend zu Ende bringen kann, ist das nicht der richtige Beruf«, sagt der Tenor Jonas Kaufmann. Der Sänger hat gesundheitlich ein sehr schweres Jahr hinter sich. Nun steht er wieder auf der Bühne der Wiener Staatsoper und singt in „Turandot“.
DiePresse.com

Wien
„La finta giardiniera“ an der Kammeroper: Wie grell und übertrieben kann man eine Oper Inszenieren?
Mozarts Frühwerk als poppiges TV-Zapp-Theater: Anika Rutkofsky bietet in ihrer Inszenierung vor allem Reizüberflutung. Auch stimmlich bleiben viele Wünsche offen.
DiePresse.com

Wien
 „La finta giardiniera“, Kammeroper, „Mozarts C-Promies“
An der Kammeroper hat man sich Mozarts liebender Gärtnerin besonnen. Die Regie bettet die Handlung in Fernsehhows ein: Das TV-Programm „Love Bird“ lockt zum Date. Leider war es weder szenisch noch musikalisch ein Volltreffer.
http://www.operinwien.at/werkverz/mozart/agiard5.htm

Kritik „La finta giardiniera“: Eine Gärtnerin im Fernsehstudio (Bezahlartikel)
Die Kammeroper zeigt Mozarts frühe Oper – mit Einheitssound aus dem Orchestergraben
https://kurier.at/kultur/kritik-la-finta-giardiniera-eine-gaertnerin-im-fernsehstudio/402693652

Berlin
Dirigent Ingo Metzmacher treibt Gegensätze auf die Spitze (Bezahlartikel)
Das Deutsche Symphonie-Orchester kombinierte unter Leitung seines Ex-Chefdirigenten Ingo Metzmacher Werke von Schubert und Neuwirth.
BerlinerMorgenpost.de

Coburg
Theaterbau in Coburg: Ein Wintermärchen im Güterbahnhof
Seit Oktober spielt das Landestheater Coburg im Interimsbau namens Globe, während die Renovierung des alten Hauses in die nächste Phase geht.
FrankfurterAllgemeine.net

Biel
Die erste Heidi-Oper der Welt ist ein szenischer wie musikalischer Wurf
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/215852/

Tonträger
Album der Woche Mozart. The Violin Concertos (Podcast)
Der französische Geiger Renaud Capuçon hat alle fünf Konzerte aufgenommen und dabei, wie zu Mozarts Zeiten üblich, das Orchester als Geiger geleitet.
rbb-online.de

Links zu englischsprachigen Artikeln

New York
“No Opera on a Dead Planet”
In the middle of Act two of the opening night of “Tannhäuser” as Wolfram delivered his “Blick ich umher in diesem edlen Kreise,” specifically as he sang that “love is a spring to be drunk from,” an audience member started shouting from the rafters of the Met Opera auditorium. The first words out of the protestor’s mouth were “Wolfram, wake up!”
TheOperawire.Metropolitan.Opera

Berlin
Beyond conventions: Jakub Józef Orliński and Il pomo d’oro in Berlin
bachtrack.com.de

Triest
Barocco Europeo 2023 Review: Aci, Galatea e Polifemo
Three Young Singers Make Strong Impression
https://operawire.com/barocco-europeo-2023-review-aci-galatea-e-polifemo/

London
Blinded by passion: Michieletto’s Cav & Pag returns to the Royal Opera House
bachtrack.com.de

OAE/Suzuki review – Bach’s Christmas Oratorio breathtakingly performed with tangible elation
TheGuardian.com.music

Edinburgh
Schubert is a great success in an Edinburgh concert of two halves from the SCO Chorus
seenandheard.international.com

Boston
The Dragon of Wantley Breathed Comic Fire
Chamber Orchestra and a small vocal ensemble shared an essentially faultless performance of Jonathan Lampe’s comic opera The Dragon Of Wantley at Jordan Hall last Sunday.
https://www.classical-scene.com/2023/12/02/wantley-breathed-fire/

Brisbane
Das Rheingold | Opera Australia
australianstage.com

Feuilleton
Best of 2023: OperaWire’s Top Ten Rising Stars 2023
https://operawire.com/best-of-2023-operawires-top-ten-rising-stars-2023/

Q & A: Author & Music Critic Sophia Lambton on the 12-Year Journey of Writing ‘The Callas Imprint’
Operawire.com

Recordings
CD Review: Opera Rara’s ‘La Princesse de Trébizonde’
https://operawire.com/cd-review-opera-raras-la-princesse-de-trebizonde/

Opera Album Review: Finally, “L’Egisto” — Complete and Amazingly Reimagined
https://artsfuse.org/283721/opera-album-review-finally-legisto-complete-and-amazingly-reimagined/

Sprechtheater

Uraufführung
In St. Pölten beweist sich die Bühnentauglichkeit Ilse Aichingers
Sara Ostertag triumphiert im Landestheater Niederösterreich mit der Uraufführung des Romans „Die größere Hoffnung“
DerStandard.at.story

Ausstellungen/Kunst

Wien-Museen
Leitungen von Mumok und Naturhistorischem Museum ausgeschrieben
DerStandard.at.story

Medien/TV

Thomas Gottschalk bricht sein Schweigen
Die dreist bis dümmlichen Kommentare und Fragen Gottschalks sind mühsam geworden (jüngste Beispiele: „Ich hätte dir die Feministin nicht angesehen“, „Du bist den ganzen Tag an den Rollstuhl gefesselt, welche Krankheit hast du?“). Und für einen früheren Fernsehstar ist eh freilich besser zu gehen, bevor er noch gegangen wird.
DiePresse.com

Schock für Schlagersänger Heino: Reifenplatzer auf der Autobahn
Auf dem Weg von Deutschland nach Österreich entging der Musiker nur knapp einem Autounfall. Der dichte Schneefall sorgt ja generell schon für viel Chaos auf den Straßen. Als Schlagersänger Heino auf dem Rückweg von seinen Kirchenkonzerten in Deutschland nach Österreich war, passierte aber noch etwas Gefährliches. Sein Manager Helmut Werner lenkte den Bentley als es auf der Autobahn plötzlich einen lauten Knall gab. Anschließend ruckelte der Wagen heftig. Bei Flintsbach in Oberbayern war der rechte Vorderreifen geplatzt.
Kurier.at

Politik

Österreich
Ex-Kurier-Herausgeber Helmut Brandstätter tritt für NEOS bei EU-Wahl an
NEOS-Nationalratsabgeordneter Helmut Brandstätter will wie erwartet bei der EU-Wahl im Juni antreten, wie er in einer Videobotschaft erklärte. Nationalratsabgeordneter Helmut Brandstätter will für die NEOS ins EU-Parlament. „Ich möchte für ein friedliches, starkes Europa arbeiten und möchte mich deswegen bei den NEOS bewerben, Spitzenkandidat für diese Europawahl zu werden“, verkündete der 68-Jährige am Samstag in einem Video.
Heute.at

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Unter’m Strich

10 Klima-Mythen: Was stimmt und was nicht? (Bezahlartikel)
„Den Klimawandel gibt es eigentlich gar nicht“, „die Sonne und die Überbevölkerung sind schuld“? Was ist dran an den am häufigsten vorgebrachten Argumenten?
Kurier.at

Internationaler Fußball
Hammer-Gruppe für Österreich
Porno-Panne! Wildes Sex-Gestöhne bei EM-Auslosung
Skurrile Panne bei der EM-Auslosung. Während aus den Töpfen gezogen wurde, war im Hintergrund lautes Porno-Gestöhne zu hören.
Heute.at

Österreich
Wegen Teuerung

Weihnachtsgeschäft: Christkind muss heuer sparen
Es ist alles angerichtet für das Weihnachtsgeschäft. Der Handel steht in den Startlöchern, sogar Frau Holle spielte mit und sorgte für verschneite Einkaufsstraßen in der Stadt. Was auch dafür gesorgt haben könnte, dass der Start gedämpft war, wie sich beim „Krone“-Lokalaugenschein auf der Wiener Mariahilfer Straße zeigte. Auch sonst herrschten am ersten Einkaufssamstag besondere Umstände.
KronenZeitung.at

Hamburg/Elbphilharmonie
Das steckt hinter dem Sex-Eklat während EM-Auslosung
Während der vierte Topf gezogen wurde, kam es zum Aufreger des Abends. In der stilvollen Elbphilharmonie war Gestöhne zu hören, als ob jemand im Hintergrund Sex hatte. Jetzt wurde der Übeltäter gefunden. Wer steckte hinter der Aktion? Der englische Comedian Daniel Jarvis ist verantwortlich für die Störgeräusche. Er hat ein Video auf der Plattform X geteilt, auf dem zu sehen ist, wie er den Streich spielte. Er hatte ein Handy im Saal versteckt und es von zu Hause aus angerufen. Der Klingelton des Telefons war dann mutmaßlich das Stöhnen.
oe24.at

INFOS DES TAGES (MONTAG, 4. DEZEMBER 2023)

INFOS DES TAGES (MONTAG, 4. DEZEMBER 2023)

Quelle: onlinemerker.com

Sie können es nicht lassen! Gemeinsame Auftritte von Carreras und Domingo! 

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“Die Walküre” – Premiere der Opera Australia, Lyric Theatre, Queensland Performing Arts Centre, Brisbane, 3. 12. 2023

Erster Abend des Opernzyklus “Der Ring des Nibelungen”; Text und Musik von Richard Wagner

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Die versammelten Walküren © Wallis Media / Opera Australia

 In der tropischen Mittagshitze um 13 Uhr oder 1 p.m., startet das erste Großereignis innerhalb des Wagner’schen Riesenunternehmens. Keine Angst, das Theater ist gut klimatisiert – wahrscheinlich auch eine Herausforderung, die richtige Einstellung zu erwischen, mit der man den Stimmen nicht schadet…

Die Herausforderung, die sich Regisseur und künstlerischer Gesamtleiter Chen Shi-Zheng mit seinem Gestaltungsteam, angeführt von Leigh Sachwitz, selbst auferlegt haben, ist nicht weniger als den ersten wirklich und komplett digital ausgestatteten „Ring“ zu produzieren. Dementsprechend werden die schon im Vorabend so eindrucksvollen computerproduzierten Hintergründe und Szenarios auch nicht projiziert – diese Technik haben wohl die Gestalter des Met-Ringes 2011 um Robert Lepage schon auf die unüberbietbare Spitze getrieben. Nein, hier arbeitet man mit 23 Stück 9 m hohen und bis zu 2,5 m breiten LED-Tafeln, die natürlich auch eine höhere Leuchtkraft und Farbintensität als Projektionen entwickeln. Der Regisseur ist übrigens der Meinung, so eine Riesenarbeit (Vorbereitungszeit original drei Jahre, durch Covid aber deren 6) zahle sich ohnedies nur aus, wenn man etwas völlig Neues schaffen kann.

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Siegmund (Rosario La Spina) mit Notung vor der Weltesche © Wallis Media / Opera Australia

Weil es aber doch nicht ohne konkrete Gegenstände auf der Bühne geht, wird die Haus- und Weltesche bei Hundings als vergrößerte 3D-Druckreplika eines in China aufgefundenen tausend Jahre alten Bonsaibaumes gestaltet. Und: war der witzige Kontrapunkt zur digitalen Perfektion im „Rheingold“ die ganz klassisch wie im „Schwarzen Theater“ menschenbetriebene Schlange, so ist das Gegenstück heute ein silbriger Totenvogel, der auf die selbe Weise wie die Schlange zum Leben erweckt wird und die Szene der Todesankündigung an Siegmund intensiviert. Außer einigen Schildern und Lanzen, an deren Form man die Zugehörigkeit zu Hundings wildem Geschlecht oder der Götterwelt erkennen kann, gibt es noch einen großen Phönix, auf dem die 8 Walküren einschweben und einen chinesisch anmutenden Drachen als Erscheinungsform Loges, der den Feuerring um den Brünnhildenfelsen bildet. Die chinesisch-australische Freundschaftsgesellschaft ist einer der Sponsoren der Produktion…

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Einführungsgespräch Tim Muno mit Pilippe Auguin. Foto: Petra und Helmut Huber

Die Aufführung beginnt (nach einem Einführungsgespräch des Musikers und Lehrers Tim Munro mit dem Dirigenten 45 Minuten vor dem Auftakt) wieder mit der Titelprojektion auf den Vorhang mit einem weltumspannenden „Buchstabenregen“. Beim Heben des Vorhanges wird auf  nordlichtartige Wellenmuster überblendet, die sich dann auch auf den LED-Panels findet, während der flüchtende Siegmund hereinstürzt. Seine beginnende Annäherung an Sieglinde wird sehr fein detailliert von den beiden gespielt, etwa bei der Rückgabe des Trinkbechers mit einem zarten Berühren beider Finger. Hunding strahlt eine bedrohliche Aura aus.

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Sieglinde (Anna Louise Cole) und Hunding (Andrea Silvestrelli) © Wallis Media / Opera Australia

Als die Winterstürme dem Wonnemond weichen, werden auf den Baumstamm Rosenblüten projiziert – anscheinend kann man noch nicht LED-Leuchten drucken, aber das kommt sicher auch noch. Und zusätzlich strahlt ein graphisch abgewandelter Mond vom Himmel – es ist ja Nacht, und Hunding narkotisiert. Der Akt endet mit einem farblich changierenden Konfettiregen, zuerst bei Schluß der Arie gelb, dann schließlich, als das Welsungenblut blüht, weiß. Ob dieser paßte oder doch etwas zuviel des Guten war, darüber sind wir geteilter Meinung.

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Wotan (Daniel Sumegi) und Brünnhilde (Lise Lindstrom) © Wallis Media / Opera Australia

Der zweite Akt wird mit feurigen Orangetönen ähnlich Lavaeruptionen begleitet, die die Konflikte Wotan/Fricka und Wotan/Brünnhilde unterstreichen. Brünnhildes Todesverkündigung wird nebst dem schon erwähnten Vogel auch mit einem abstrakten Idealbild von Walhall im Hintergrund illustriert, erneut eine Reminiszenz an Wieland Wagners Stil. Ganz in einheitliches Orange getaucht ist schließlich der Kampf Siegmund-Hunding-Brünnhilde-Wotan.

Der (naheliegenden) Versuchung, den Walkürenritt zum zentralen Prachtstück dieser Oper, wenn nicht der gesamten Inszenierung zu machen (was wir freilich noch nur vermuten können), ist das Ausstattungsteam mit ansteckender Freude erlegen. Die Schwestern Brünnhildes schweben auf einem stählern glitzernden Phönix von einem Himmel, der aus den wunderbarsten Aufnahmen des Hubble-Teleskops zusammengesetzt erscheint. Was folgt, ist ein geschickt wechselndes Arrangement der Walküren analog zu ihrer Diskussion mit Vater und den Versteckversuchen Brünnhildes. Kennen wir schon, ist hier jedenfalls sehr gut gemacht. Schließlich verschwindet das Walküren-Raumschiff und stattdessen wird der Brünnhildenfelsen hereingefahren, umgeben von (digitalen, farbchangierenden) Bergesspitzen, die die Dolomiten vor Neid gelb werden lassen könnten.

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Siegmund (Rosario La Spina) und Hunding (Andrea Silvestrelli) im Kampf © Wallis Media / Opera Australia

Philippe Auguin läßt das Queensland Symphony Orchestra erneut phantastisch aufspielen – die Ouverture wird relativ langsam genommen, aber trotzdem mit innerem Feuer und Drang. Als Sieglinde zum ersten Mal dem noch unbekannten Gast Wasser reicht, blüht ein wahrhaft wundersam lyrisches Streicherensemble auf. Ähnlich gut geht es im zweiten Akt dahin, mit perfekter Transparenz und Definition der Instrumentengruppen und Soli, natürlich in bester Einbindung der Singstimmen und Darstellung der heftigen Konflikte auf der Bühne. Dass der Walkürenritt perfekt strahlt und drängt und rumort ist Ehrensache, aber die tief bewegende Musik von Wotans Abschied kommt genauso perfekt und berührend daher.

Daniel Sumegi als Wotan ist heute stimmlich besser drauf als vorgestern, der kehlige Beiklang verschwunden; manchmal wirkt die Stimme etwas trocken, hart und kantig – kein Wunder bei den vielen Streitduetten – aber läßt nie gute Tiefe oder Höhe vermissen. Und als es an den Abschied von seiner Lieblingstochter geht, wird er richtiggehend lyrisch und legatoselig. Vielleicht wird Herr Sumegi nie ein Michael Volle, aber nach diesem wahnsinnig anstrengendem Abend ist klar, dass er der riesigen (Debut!)Rolle auf sehr hohem Niveau gewachsen ist, auch schauspielerisch.

Als Brünnhilde wurde die international erfolgreich tätige (u.a. in Wien als Salome) US-Amerikanerin Lise Lindstrom engagiert, die ihre Rolle in allen Aspekten großartig ausfüllt – Stimme, Modulation, Ausstrahlung, Schauspiel: alles vom Besten!!

Sieglinde ist die Australierin Anna-Louise Cole mit großer Stimme, einfühlsamer Modulation und hohem schauspielerischen Können; anzumerken ist eine besonders gute Diktion, was vielleicht daran liegt, dass sie neben Gesang auch Deutsch studiert hat. Sie wird im dritten Durchlauf des Zyklus (15. bis 21. Dezember) die Brünnhilde singen. Natürlich auch immer schön, wenn der Gattin Hundings ihr Bruder Siegmund ähnlich sieht, was auf Coles Landsmann Rosario La Spina absolut zutrifft. Und nicht nur das: er ist ein ganz großartiger Tenor mit lyrischer Stimmführung, aber heldischer Fundierung, was sich hier natürlich sehr gut macht – und mit genug Luft für 2 x 9 Sekunden „Wälse!“ und ebenso lange für das Blühen des Wälsungenblutes. Auch er in perfekter Artikulation und ein ausdrucksstarker Schauspieler. Der Hunding von Andrea Silvestrelli ist als Figur zum Fürchten und zum Hassen, für seine unendlich tief hinunter klangvolle Stimme aber zu lieben.

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Walkürenritt. Gerhilde (Jane Ede), Ortlinde (Jennifer Black), Waltraute (Deborah Humble), Schwertleite (Dominica Matthews), Helmwige (Mariana Hong), Siegrune (Agnes Sarkis), Grimgerde (Angela Hogan) und Rossweisse (Ruth Strutt) © Wallis Media / Opera Australia

Auch die Rolle der Fricka ist mit Deborah Humble ausgezeichnet besetzt. Gleiches gilt für jede einzelne der Walküren: Gerhilde (Jane Ede), Ortlinde (Jennifer Black), Waltraute (Deborah Humble), Schwertleite (Dominica Matthews), Helmwige (Mariana Hong), Siegrune (Agnes Sarkis), Grimgerde (Angela Hogan) und Rossweisse (Ruth Strutt).

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Schlussapplaus. Foto: Petra und Helmut Huber)

Auf dem Weg, DEN Ring den 21. Jahrhunderts zu schaffen, haben die Beteiligten jedenfalls ein paar wichtige Kilometer zurückgelegt. Das ist eine gänzlich andere Liga als das, was wir zuletzt in Berlin oder Bayreuth ansehen mußten, das Wort Weltklasse scheint uns nicht übertrieben. Die 1998 anderen Zuschauer im Saal waren wohl ähnlicher Meinung, denn es gab tosenden Applaus, Jubel und Standing Ovations für alle Beteiligten – 10 Minuten, bis rigoros der Vorhang fiel.

Petra und Helmut Huber

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TONHALLE ZÜRICH: HOMMAGE AN MARIA CALLAS AM 16. DEZEMBER

2. Dezember 2023: 100. Geburtstag von Maria Callas, 16. Dezember 2023: Hommage an Maria Callas
16. Dezember 2023: Hommage an Maria Callas, 18.00, Tonhalle Zürich, Grosser Saal

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Foto © Houston Rogers

Prague Royal Philharmonic
Heiko Mathias Förster, Leitung

Elena Moşuc, Sopran

Konstantinos Klironomos, Tenor

Programm

Giuseppe Verdi, «La Traviata»: Ouverture
Gaetano Donizetti, «Lucia di Lammermoor»: «Regnava nel silenzio»
Gaetano Donizetti, «Lucia di Lammermoor»: «Qui di sposa»
Gioachino Rossini, «Il Barbiere di Siviglia»: Gewittermusik
Giacomo Puccini, «Tosca»: «Recondita armonia»
Giacomo Puccini, «Tosca»: «Vissi d’arte»
Pietro Mascangni, «Cavalleria rusticana»: Intermezzo
Alfredo Catalani, «La Wally»: „Ebben, ne andrò lontana“ (5′)
Giacomo Puccini, «Turandot»:  „Nessun dorma“ (3.30)

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Vincenzo Bellini, «Norma»: Ouverture
Vincenzo Bellini, «Norma»: «Casta Diva»
Francesco Cilea, «L’Arlesiana»: «È la solita storia del pastore»
Giuseppe Verdi, «La Traviata»: Vorspiel zum 3. Akt
Giuseppe Verdi, «La Traviata»: «Parigi, o cara»
Giacomo Puccini, «Le Villi»: La Tregenda
Giacomo Puccini, «Tosca»: «E lucevan le stelle»
Giuseppe Verdi, «I vespri siciliani»: „Mercè, dilette amiche“

Karten über: https://www.ticketcorner.ch/artist/heiko-mathias-foerster/hommage-a-callas-3210167/
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Wiener Metro Kino: Dezente Blicke auf… Manuel Legris, tanzend (1.12.2023) 

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Foto: Pfaundler

Manuel Legris, internationaler französischer Tanzstar, der als Direktor des Wiener Staatsballetts dieses in zehn Jahren zu Glanz und einem Zwischenhoch geführt hatte, ist hier bei der Arbeit zu sehen. Arbeit? Filmisch dokumentiert sind hier Szenen der Einstudierung eines Modern Dance-Duos mit Legris für eine Ballettgala. Hochsensibel gestaltet, nur mit dezentem Blick aufzunehmen.

Caspar Pfaundler, Tiroler Filmschaffender mit Hang zur Ballettwelt, hat in seinem neuen „Just Be There“-Film Probenarbeiten in den Ballettsälen der Wiener Staatsoper (noch in der Legris-Ära) wie des renommierten Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan gegenübergestellt. Zeitgenössischer Tanz hier wie dort. In Taipei: Der instruierende Choreograph Cheng Tsung-lung und eine sich wiegend, ihre Körperbalance suchende oder im schwingende Tänzergruppe. In der Staatsoper: Manuel Legris und seine feine Partnerin Nina Polaková folgend den fordernden choreographischen Anweisungen von Patrick de Bana. Ruhig, ruhig, hochkonzentriert, ohne übersprudelnde Emotionen, von der gleichförmig dahin säuselnden Musik von Philip Glass getragen. Diese sensitiven Abfolgen führen in eine innere Welt, lassen die Anspannungen der Tänzerpsyche spüren. Zwar mit Untertitel, doch ohne Kommentare, ohne weitere Erläuterungen dem Zuseher nahe gebracht. Herbstliche Naturbilder aus dem Wiener Prater wie aus taiwanesischem Gefilde unterstreichen die kontemplative Grundstimmung.

Und ergänzend dazu, im Ausstellungsraum des Metro Kulturhauses, ist des Filmemachers eigene „Here I Am“-Malerei zu betrachten. Pfaundler hat sich bei seiner hingebungsvollen filmischen Gestaltung auch zur eingeflochtenem bildnerischen Erzählung gewagt. Inspiriertes eigenes Gedankengut. ‘Sequenzen mit seltsamen Wesen’ sind hier skizziert, ‘Tanzende Ungeheuer’ springen empor. Farbig erlebte, seelisch beschwingte Reflexionen über die Tanzproben – eine sensitive Innenschau wird auch hier geboten.

Meinhard Rüdenauer

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ORF – „kulturMontag“: Neueröffnung Wien Museum, starbesetzte „Turandot“ an der Staatsoper, 75 Jahre Menschenrechtserklärung

Nach der „Promi-Millionenshow für LICHT INS DUNKEL“ – am 4. Dezember um 23.15 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) – Der von Peter Schneeberger präsentierte „kulturMontag“ am 4. Dezember 2023 beginnt bedingt durch „Die Promi-Millionenshow für LICHT INS DUNKEL“ erst um 23.15 Uhr in ORF 2. Die Sendung gibt erste Einblicke in das Wien Museum, das nach seiner Rundumerneuerung am 6. Dezember wiedereröffnet wird. Weiters blickt das Kulturmagazin hinter die Kulissen der „Turandot“-Neuproduktion der Wiener Staatsoper mit Asmik Grigorian und Jonas Kaufmann, die am 7. Dezember ihre Premiere feiert. Außerdem ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte anlässlich ihres 75-Jahr-Jubiläums Thema, live dazu im Studio ist die neue Geschäftsführerin von „Amnesty International Österreich“ Shoura Zehetner-Hashemi.

Menschen, Tiere, Attraktionen – Wien Museum eröffnet neu

Wenn das runderneuerte Wien Museum am 6. Dezember seine Pforten für das Publikum öffnet, wird die Geschichte der Stadt auf 3.300 Quadratmetern anhand von 1.700 Objekten neu erzählt. Schließlich bekommen unzählige bisher nicht ausgestellte Gegenstände samt ihren Geschichten jetzt endlich ihren wohlverdienten Platz in der neuen Dauerausstellung – eine Reise durch die Jahrhunderte, in deren Mittelpunkt der Mensch im Spannungsfeld von Politik und sozialen Strukturen steht. Themen wie Arbeit, Wohnen, Verkehr, Zuwanderung und Ökologie bestimm(t)en damals wie heute den Alltag. Doch auch Skurriles soll in dem Panoptikum der Stadtgeschichte nicht fehlen. So ist etwa das wohl mit 1.700 Kilo schwergewichtigste Prunkstück der Sammlung schon in sein neues Zuhause eingezogen. Eine Wal-Skulptur, die mehr als 60 Jahre lang das Maskottchen des ehemaligen Gasthauses „Zum Walfisch“ im Wiener Prater war. Als dieses 2013 schließlich abgerissen wurde, rettete der Besitzer der Bau- und Abbruchfirma das „Tier“. Drei Jahre später wurde Poldi, wie er nun von den Wienerinnen und Wiener getauft wurde, schließlich dem Wien Museum als Schenkung übergeben. Welche Geschichte steckt hinter dem illustren Bild „Das Wunderteam“, das Paul Meissner im Auftrag des Wiener Kulturstadtrates Viktor Matejka 1948 in Öl malte? Ein Zeugnis österreichischer Fußballgeschichte, als Österreich gegen die übermächtigen Engländer 1932 3: 4 verloren hatte? Ein Sinnbild für den Kampf David gegen Goliath? Der „kulturMontag“ präsentiert erste Eindrücke der neuen Dauerausstellung des Wien Museums, deren Besuch ab nun gemäß dem englischen Museumsmodell für alle kostenlos sein wird.

Asmik Grigorian und Jonas Kaufmann in „Turandot“ – Starbesetzte Neuproduktion von Puccinis letztem Werk an der Wiener Staatsoper

Mit „Turandot“ steht ab 7. Dezember ein starbesetzter Puccini-Blockbuster als Neuproduktion in der Regie von Claus Guth auf dem Spielplan der Wiener Staatsoper. In der Partie der eiskalten chinesischen Prinzessin, die alle um sie werbenden Männer ermorden lässt, wenn diese ihre drei Rätsel nicht lösen können, gibt Asmik Grigorian ihr Rollendebüt. Publikumsliebling Jonas Kaufmann erobert als Prinz Calaf nicht nur seine Angebetete, sondern spätestens mit der populären Arie „Nessun dorma“ sicher auch das Publikum. Es ist Giacomo Puccinis letzte, unvollendete Oper, die er 1920 begann. Verschiedene Varianten dieser persischen Erzählung existierten bereits, selbst Friedrich Schiller hatte sich des Stoffes angenommen. Vier Jahre lang schrieb der Komponist an diesem Werk, den richtigen musikalischen Schluss zu finden, soll der Hitlieferant als Tortur erlebt haben. Eine endlose Suche, die nicht nur einen Streit mit den Librettisten zur Folge hatte, sondern durch Puccinis Tod abrupt endete, starb der passionierte Raucher doch wenige Tage nach einer Halsoperation an Kehlkopfkrebs. Franco Alfano, ein italienischer Komponist des ausgehenden Verismo, vollendete das 1926 an der Mailänder Scala unter Arturo Toscanini uraufgeführte und umjubelte Werk nach Puccinis Skizzen und Aufzeichnungen. Ein außergewöhnlicher Märchenstoff, den der Komponist an einem Wendepunkt der Musikgeschichte zum Beginn der Moderne vertont hat, was auch musikalische Spuren in der Oper hinterließ. Der „kulturMontag“ gibt Einblicke in die Produktion, die ORF 2 am 16. Dezember um 20.15 zeigt. Über die Macht der Liebe, die anspruchsvollen Partien und warum Puccini auch schon Pop war, erzählen Asmik Grigorian, Jonas Kaufmann und Regisseur Claus Guth im Interview.

„This Human World“ – 75 Jahre Erklärung der Menschenrechte; im Studio: Shoura Zehetner-Hashemi

Vor 75 Jahren, am 10. Dezember 1948, wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris verkündet – eine Resolution, die jedem Menschen die gleichen Rechte garantiert, ganz unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität, Religion, sexueller Orientierung/Identität oder Vermögen. Es ist ein Jubiläum, das begangen, aber nicht gefeiert wird. Denn angesichts der globalen Kriege und Krisen – ob etwa im Iran, dem Nahen Osten oder in der Ukraine – erleben wir die Entmenschlichung der Menschenrechte und Terrorismus als offensive Verachtung der nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffenen humanitären Grundregeln. Und wir erleben, wie eine auf diesen Regeln basierende Weltordnung zerbricht. Seit mittlerweile 16 Jahren richtet das International Human Rights Film Festival unter dem Titel „This Human World“ das Scheinwerferlicht auf aktuelle Brennpunkte der Menschenrechte. Heuer sind den Frauenprotesten im Iran oder dem Krieg in der Ukraine Schwerpunkte gewidmet. Mit einfühlsamen und aufrüttelnden Filmen wollen die Macherinnen und Macher auf politische wie soziale Missstände hinweisen. Denn bis heute klafft ein tiefer Graben zwischen der Forderung der Menschenrechtserklärung und der realen Situation in vielen der 147 Länder, die diese anerkannt haben. Waren die Bemühungen nach einer gemeinsamen moralischen Grundlage der Völker dieser Welt umsonst? Bleibt die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ein unerreichbares Ideal? Wie sieht die Zukunft aus und sollte die Menschenrechtserklärung nach 75 Jahren nachjustiert werden? Inwiefern kommen die Menschenrechte in Bedrängnis, was die Themen Asyl und Migration betrifft? Diesen Fragen geht Peter Schneeberger im Gespräch mit Shoura Zehetner-Hashemi, der neuen Geschäftsführerin von „Amnesty International Österreich“, im Rahmen des ORF-Programmschwerpunkts „75 Jahre Erklärung der Menschenrechte“ (Details unter presse.ORF.at) live im Studio auf den Grund.

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