"Der Liebestrank" zaubert ein Lächeln auf die Lippen

Gaetano Donizetti, L´elisir d´amore,  Bayerische Staatsoper, 6. Februar 2019

Foto: Nationaltheater München © Wilfried Hösl
Bayerische Staatsoper, 
6. Februar 2019
Gaetano Donizetti, L´elisir d´amore

Von Anna-Maria Haberberger

Gaetano Donizettis melodramma giocoso L´elisir d´amore nimmt an diesem Abend das Zepter der Bayerischen Staatsoper in die Hand. Eine Geschichte des Verzweifelns, des Ringens nach der ganz großen Liebe – gleich, welch Schicksal dafür aufgenommen würde. Eine Geschichte eines verzweifelten Junggesellen, der immer verzweifelter wird und zugleich auf seine eigene Art auch immer stärker.

Die Handlung von Donizettis Oper in zwei Akten spielt in einem armen Dorf in Italien in den 1950er-Jahren; der Alltag grau und staubig. Die Liebe regiert als Hoffnung auf mehr, auf ein erfüllteres Leben.

Sogleich beginnt die Ouvertüre unter der Leitung des Dirigenten Daniele Callegari. Eine – um ehrlich zu sein – tatsächliche Hoffnung auf mehr. Tempi nicht präzise ausgeführt, schwammig darübertröpfelnd schleicht das Orchester allmählich in die eigentliche Dynamik der de facto wundervoll romantischen Musik des italienischen Opernkomponisten ein. Stetig jedoch im Hinterkopf, welche Origami-Bewegungen Callegari dabei fabriziert. Nichtsdestotrotz ein großes Lob an die Musiker, die den Sängern ein prächtiges Klangbett liefern.

Nach dem ein klein wenig unzaghaften Start in medias res wollen Nemorino (Pavol Breslik) und Belcore (Levente Molnár) um Adinas Liebe kämpfen. Belcore bricht in die monotone Welt der italienischen Dorfbewohner ein – selbstbewusst, kriegerisch und erhobenen Hauptes will er Adina zur Frau haben.

Doch dabei herrscht wohl mehr Schein als Sein. Sein tiefes Bassregister wirkt mehr dämpfend und brummend als völlig überzeugend. Mit der Zeit passt sich der freche Sergeant Belcore jedoch an die musikalischen Gegebenheiten an und liefert eine solide Leistung ab, auch wenn er sich in seiner Rolle schwer tut und nicht ganz zu seiner Form findet.

Nicht ganz stimmig an diesem Abend ist die Partie von Breslik.. Die Mischung aus dem naiven, zurückhaltenden Charakter des Nemorino und der ebenso zaghaft angesungenen, stimmtechnischen Rolle des Sängers Breslik wirkt zu schwach, zu wenig kann er sich durchsetzen gegenüber dem Orchester.

Zwar fühlt sich das Publikum mit der Rolle Nemorinos pudelwohl und verkörpert Breslik sogleich zu intensiv die zurückhaltende und unsichere Charakterrolle – dies wirkt sich allerdings prägnant auf die Stimme aus. In den Höhen nicht ganz sauber macht seine Stimme den Eindruck, als fehle es ihr an einer gewissen Fülle und Sicherheit, besonders im hohen Vibrato.

Dulcamara alias Alex Esposito liefert dafür eine durchaus überzeugende Leistung ab. Schauspielerisch mitreißend und sängerisch mit warm-kräftiger Stimme fährt der „Arzt“ auf einem riesigen und fast schon explosiven Gefährt auf die Opernbühne ein, um im Dorf Schabernack zu treiben. Dass sich der dabei angepriesene „Liebestrank“, den er an Nemorino verkauft, just als Rotwein herausstellen wird und Nemorino somit statt in eine Art Liebes-Trance mit Adina in hemmungslose Stärke verfallen wird, offenbart sich bald und liefert den Gag der Geschichte.

Die wunderschöne Adina, verkörpertdurch die Französin Elsa Benoit, überzeugt als Gesamtpaket. Besonders ihr warm zaghaftes Sopranregister verzaubert das Publikum. Eine besondere Mischung aus natürlich geführter Stimme und einem gewissen Etwas erobert am Ende nicht nur Nemorinos Herz.

Gianetta alias Selene Zanetti, obgleich eine kleinere Rolle, ist eine Bereicherung an diesem Abend. Mit vollem Klang und überaus präsentem Charakter fügt sie sich brillant in die witzig fesselnde Personage.

Glitzernd und glänzend verzaubert die Bayerische Staatsoper abgesehen von kleinen Fauxpas die Bühne in eine rosarote Liebeslandschaft, in der Nemorino und Adina, trotz Belcores Versuchen, die schöne Dame für sich zu gewinnen, zueinander finden. Eine wirklich gelungene, funkelnde Inszenierung der Münchner, die jedem im Publikum ein Lächeln auf die Lippen zaubert.

Anna-Maria Habersberger, 6. Februar 2019 für
klassik-begeistert.de

Musikalische Leitung, Daniele Callegari
Inszenierung, David Bösch
Bühne, Patrick Bannwart
Dramaturgie, Rainer Karlitschek
Chor, Stellario Fagone

Adina, Elsa Benoit
Nemorino, Pavol Breslik
Belcore, Levente Molnár
Dulcamara, Ambrogio Maestri
Giannetta, Selene Zanetti
Bayerisches Staatsorchester

Chor der Bayerischen Staatsoper

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